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Zahltag

Zahltag

Titel: Zahltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Klinik ein
Honorar bekommen hat?«
    »Ausgeschlossen. Der Patient bezahlt den Aufenthalt, die Kosten des
Eingriffs und das Honorar des behandelnden Arztes an die Klinik. Dann
überweisen wir dem Arzt den entsprechenden Anteil. Und da wir nichts kassiert
haben, hat auch Korassidis nichts gekriegt.«
    Ich bedanke mich bei ihm und lege auf. Manchmal sind [116]  die Dinge
einfacher, als sie scheinen. Korassidis hat die Mutter des Vizeministers
unentgeltlich operiert. Als das Finanzamt ihn bedrängte, kontaktierte er den
Politiker. Und der revanchierte sich, indem er den Leiter des Finanzamtes
anwies, Korassidis’ Akte ruhen zu lassen. Mir bleibt kaum Gelegenheit, meinen
Triumph auszukosten, da erneut das Telefon meinen Gedankengang unterbricht.
Diesmal ist die Notrufzentrale dran. »Herr Kommissar, ich habe da jemanden vom
Polizeirevier Elefsina in der Leitung, der Sie sprechen will.«
    »Stellen Sie durch.«
    »Dakakos von der Polizeiwache Elefsina, Herr Kommissar. Gerade eben
wurden wir benachrichtigt, dass auf der Ausgrabungsstätte von Eleusis ein Toter
liegt. Ein Touristenpärchen hat ihn gefunden.«
    »Schicken Sie einen Streifenwagen los und sperren Sie das Gelände
ab. Ich bin schon unterwegs.«
    Mein seliger Vater meinte, die guten Neuigkeiten kämen immer
tröpfchen-, die schlechten jedoch eimerweise. Jetzt trifft mich schon der
zweite Schwall.

[117]  15
    Wiederum ziehe ich die Fahrt im Polizeiwagen vor, nicht
nur, weil wir so schneller ans Ziel kommen, sondern auch, weil ich mich dann
nicht auf die Straße konzentrieren muss. Vlassopoulos und Dermitsakis sind
ohnehin die besseren Autofahrer.
    Gerichtsmedizin und Kriminaltechnik sind benachrichtigt, und Koula
steht am Computer für mich bereit und wartet auf meinen Anruf. Im Grunde
zweifle ich nicht daran, dass der selbsternannte nationale Steuereintreiber
erneut zugeschlagen hat. Allzu gerne würde ich Identität und Beruf des Opfers
wissen und am liebsten sofort abklären, ob auch diesmal Steuerhinterziehung das
Motiv ist. Doch sollte sich der Mörder wieder als der nationale
Steuereintreiber outen, steht ohnehin fest, dass er tatsächlich die
Steuersünder ins Visier genommen hat, und die zweite Frage erübrigt sich. Es
würde mich nicht wundern, wenn er auch hier wieder mit Schierlingsgift
zugeschlagen hätte, das würde zur archäologischen Ausgrabungsstätte passen.
Aber wie kommt es, dass der Mörder es auf Steuersünder abgesehen hat? In der
Regel tötet ein Mensch aus Habgier, aus Rache oder aus Verzweiflung, wenn er
sich überfordert fühlt. Niemand tötet, um den griechischen Staatshaushalt zu
sanieren. Demnach muss der Täter ein anderes Motiv haben, das hinter den Morden
an den Steuersündern steht. Ich habe nicht die leiseste [118]  Ahnung, was dieses
Motiv sein könnte, noch kann ich mir vorstellen, wie wir es in nächster Zukunft
aufdecken sollen. Aber wenn man das Motiv nicht kennt, weiß man auch nicht,
wonach man suchen soll.
    Als wir in Skaramangas angekommen sind, läutet mein Handy.
    »Dakakos, Herr Kommissar. Wo sind Sie gerade?«
    »In Skaramangas.«
    »Warten Sie dort, ich schicke einen unserer Streifenwagen vorbei,
der Sie ins Schlepptau nimmt. Die Autobahn ist bei Aspropyrgos wegen Anwohnerprotesten
gesperrt.«
    »Wieso? Weil man ihnen die Zulagen gestrichen hat? Oder weil man
dort eine Mülldeponie errichten will?«
    »Keins von beiden. Zwei Ausländer haben gestern ein Pärchen getötet
und ausgeraubt, und die Einwohner demonstrieren jetzt für ein ausländerfreies
Aspropyrgos.«
    Vlassopoulos fährt kurz nach der Autobahnabfahrt an den Straßenrand.
Eine halbe Stunde später taucht ein Streifenwagen mit zwei Uniformierten auf
und lotst uns durch ein paar Gässchen auf die Iroon-Polytechniou-Straße. Danach
biegen wir in die Nikolaidou und bleiben auf halber Höhe, am Eingang der
Ausgrabungsstätte, stehen, wo uns Dakakos schon erwartet.
    »Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Fundort. Eine Leiche hat es hier
noch nie gegeben.«
    Genauso wenig auf dem Kerameikos-Friedhof. Ich ziehe mein Handy aus
der Tasche und rufe zunächst Stavropoulos und danach Dimitriou an. Als ich
höre, dass die beiden gerade in Skaramangas eintreffen, rate ich ihnen,
aufgrund der gesperrten Autobahn dort zu warten.
    [119]  »Holen Sie doch bitte auch die Teams von der Gerichtsmedizin und
der Spurensicherung mit einem Streifenwagen ab«, ersuche ich Dakakos.
    Dann warte ich ab, bis er seine Anweisungen gegeben hat und mich
anschließend zum Fundort der

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