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Zahltag

Zahltag

Titel: Zahltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Hause und denkt mit
Sicherheit an nichts anderes.
    »Ist Gikas noch einmal auf die Beförderung zu sprechen gekommen?«,
fragt sie, als wir fertiggegessen haben.
    Also hat sie nicht ununterbrochen nur Katerina im Sinn, sage ich
mir. Sie hat auch über die Beförderung nachgedacht.
    »Nein, das Thema hat er nicht mehr angeschnitten. Wir hatten aber
auch gar keine Zeit dafür, weil wir mitten in einem sehr verzwickten Fall
stecken.«
    Gikas’ Ausruf »Bravo, Sie lernen ja dazu!« lasse ich unerwähnt, denn
sie wäre imstande, das Kreuzzeichen zu schlagen und »Wird aber auch Zeit, Herrgott
noch mal!« zu rufen.
    »Jedenfalls wäre es schön, wenn es klappen würde«, meint sie. »Nicht
Katerinas wegen, die ohnehin tut, was sie sich in den Kopf gesetzt hat, sondern
deinetwegen, weil du es verdient hast.«
    [107]  »Ja, gut wäre es schon, aber wir kommen auch so über die Runden«,
erwidere ich, um ihre Erwartungen nicht allzu hoch zu schrauben.
    Dann stehe ich auf und gehe ins Wohnzimmer, um die neuesten
Nachrichten zu hören. Nicht weil ich irgendetwas Weltbewegendes erwarte,
sondern nur, um auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn mir ein Journalist eine
Neuigkeit unter die Nase reibt, will ich vorbereitet sein. Sotiropoulos hält
sich wie immer an unsere Absprache und lässt nichts über das Schierlingsgift
verlauten. In seinem Kommentar fragt er sich bloß, wieso der Mörder sein Opfer
ausgerechnet auf dem antiken Kerameikos-Friedhof platziert hat. Die übrigen
Beiträge offenbaren auch nicht mehr als den offiziellen Stand der Ermittlungen.
Dann lasse ich die TV -Reporter weiter ihr Gewäsch
verbreiten und gehe zu Bett.

[108]  14
    Spyridakis trifft gegen zehn Uhr vormittags mit seinem
Laptop ein. Bis dahin habe ich mich brav an seine Anweisungen gehalten und den
Leiter des zuständigen Finanzamtes, Vlachakis, und den Sachbearbeiter
Malliaressis im Vernehmungsraum schmoren lassen. Dann gebe ich Lambropoulos und
Dolianitis telefonisch Bescheid, dass wir startklar sind. Gikas kann leider
nicht dabei sein, stattdessen nehme ich Koula mit, um die Bedeutung der
Befragung durch eine offizielle Mitschrift zu unterstreichen.
    Vor dem Vernehmungsraum besprechen wir kurz unser Vorgehen und
beschließen, die knallharten Bullen zu spielen. Dann treten wir ein. Wir setzen
uns stumm und grußlos Vlachakis und Malliaressis gegenüber. Während Spyridakis
und Koula ihre Computer bereitmachen, werfe ich einen Blick auf meine
Aufzeichnungen, die ich einzig und allein vor mir ausbreite, um damit Eindruck
zu schinden. Dann beginne ich mit der Feststellung der Personalien.
    »Sie sind Konstantinos Vlachakis, Sohn des Ioannis?«
    »Jawohl.«
    »Und Sie Fedon Malliaressis, Sohn des Jeorjios?«
    »Jawohl.«
    »Wir haben Sie vorgeladen, da im Verlauf der Ermittlungen zum Mord
am Chirurgen Dr. Athanassios Korassidis ein Hinweis auf Ihr Finanzamt
aufgetaucht ist.«
    [109]  »Was für ein Hinweis?«, fragt Vlachakis verblüfft.
    »Der Mörder kannte anscheinend Korassidis’ sämtliche Vermögenswerte
und sogar das dem Finanzamt angegebene Einkommen.«
    »Und warum sollte das aus unserer Behörde durchgesickert sein?«,
wundert sich Malliaressis. »Vielleicht hat er die Daten von Korassidis’
Steuerberater. Oder er hat sich Zugriff auf die offizielle Steuersoftware Taxis
verschafft.«
    »Seinen Steuerberater haben wir gestern schon befragt. Derzeit
prüfen wir die Möglichkeit, ob er Taxis geknackt hat.«
    »Uns beschäftigt die Frage, wie es der Mörder angestellt hat,
Korassidis’ steuerpflichtiges Einkommen zu ermitteln«, wirft Spyridakis ein.
»Ich persönlich frage mich vor allem Folgendes: Ist es Ihnen nicht seltsam vorgekommen,
dass ein allseits bekannter Chirurg, der an einer Privatklinik operiert, ein
Einkommen von gerade mal 50000 Euro angibt?«
    »Aber wieso denn?«, entgegnet Vlachakis. »Ein prominenter Arzt hat
doch auch eine Menge Spesen und Aufwendungen. Er zahlt die Miete für seine
Praxisräume, das Gehalt seiner Sekretärin, und sonstige Betriebsausgaben können
ebenfalls beim Finanzamt geltend gemacht werden. Oder hatte er seine Arztpraxis
etwa nicht gemietet?«
    »Doch, aber er besaß zwei Liegenschaften, die er in seiner
Steuererklärung wohlweislich nicht aufgezählt hat. Die eine – die Villa in
Ekali – gehört offiziell seinen Töchtern. Beide haben als Studentinnen kein
Einkommen und geben vermutlich gar keine Steuererklärung ab. Die andere – ein
Landhaus auf Paros – mietete er von einer Offshore-Firma an.

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