Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
ruhiger Stimme und biss wiederholt in mein Sandwich, um den plötzlichen Schauder zu kaschieren, der mich durchfuhr. Was war ich doch für ein Idiot – bis zu diesem Moment hatte ich absolut keinen Zusammenhang zwischen Teras Enthüllung der wahren Natur der Ikarus und den Daten hergestellt, die Onkel Arthur bezüglich des Booms übermittelt hatte, dessen die craeanische Wirtschaft sich erfreute, seit der Talari ac-Antrieb die Weltraum-Autobahnen unsicher machte. »Was hat er noch gesagt?«
Vor dem nichtmenschlichen Publikum hatte ich es mit der Lässigkeit anscheinend etwas übertrieben. »Sie glauben mir nicht«, sagte Chort und wollte zur Tür gehen. »Es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe.«
»Nein, nicht – bitte«, sagte ich und spannte die Beine an. Ich war darauf vorbereitet, vom Stuhl aufzuspringen, wenn ich ihn nur so aufhalten konnte. Plötzlich eröffnete sich hier ein ganzes Spektrum neuer Möglichkeiten – Möglichkeiten, die ich unbedingt ausloten wollte. »Ich habe es nicht so gemeint. Natürlich glaube ich Ihnen. Hat er sonst noch etwas gesagt?«
Er blieb noch für einen Moment dort stehen und kam dann langsam zurück. »Sie verstehen nicht«, sagte er. »Ihr Menschen. Ihr hegt eine starke Abneigung gegen die Patth – das entnehme ich euren Gesprächen. Aber ihr versteht sie nicht.«
»Dann helfen Sie mir, sie zu verstehen«, forderte ich ihn auf und deutete auf den Platz mir gegenüber. »Weshalb sollten wir keine Abneigung gegen die Patth hegen?«
Er zögerte wieder und setzte sich dann langsam auf den bezeichneten Platz. »Sie haben gesagt, die Raumfahrt würde den Craea im Blut liegen«, sagte er. »Vielleicht stimmt das in gewisser Hinsicht. Wir lieben den freien Fall, und in Weltraumhabitaten blühen wir erst so richtig auf. Wussten Sie schon, dass wir fünf in unserem Heimatsystem haben?«
Ich nickte. »Ich habe gehört, dass sie sehr schön eingerichtet sind. Ich wünschte, dass Ihre Regierung es auch Nicht-Craea erlauben würde, sie zu besuchen.«
»Sie sind wirklich schön«, sagte er, und der Blick der weißen Augen wurde eigentümlich unscharf. »Und der größte Teil der Craea würde es auch vorziehen, an solchen Orten oder auf unserer Heimatwelt selbst zu leben, wenn das möglich wäre.«
Sein Blick fokussierte sich wieder und richtete sich auf mein Gesicht. »Aber das ist nicht der Fall. Wir haben auf den Feldern der Wissenschaft und Technologie nichts vorzuweisen, was gegen die Produkte der Erde oder Basni oder J’kayrr bestehen könnte. Dennoch müssen wir weiterhin Werte schaffen, wenn wir die Vorteile dieser Technologie nutzen oder wenn wir noch mehr Weltraumhabitate für unsere Leute bauen wollen.«
»Sie haben doch Ihre Nahrungsmittelexporte«, erinnerte ich ihn. »Soweit ich weiß, sind sie sehr gefragt.«
»Aber sie können nur über eine begrenzte Entfernung transportiert werden – sonst verderben sie«, sagte er. »Was können die Craea tun angesichts eines solchen Dilemmas?«
Ich seufzte. Mir war nun klar, worauf er hinauswollte. »Sie verdingen sich natürlich in der ganzen Spirale«, sagte ich. »Sagen Sie mir, wie viel von Ihrer Bezahlung geht direkt an die craeanische Regierung?«
Der Schnabel öffnete und schloss sich laut. »Sieben Zehntel«, sagte er.
Eine Siebzig-Prozent-Steuer. Vertragsknechtschaft – nur mit der besonderen Note, dass sie Knechte ihrer eigenen Regierung und Leute waren. »Ich habe noch nie davon gehört«, sagte ich. »Weshalb macht ihr denn ein solches Geheimnis daraus?«
Er plusterte kurz sein Gefieder auf. »Weshalb sollten wir damit hausieren gehen?«, entgegnete er. »Das ist nichts, worauf wir stolz sind. Uns in den Dienst von Fremden zu stellen, das ist nicht sehr angenehm.«
»Obwohl es sich eigentlich kaum von dem unterscheidet, was der Rest von uns tut«, stellte ich klar. »Wir verkaufen uns streng genommen überhaupt nicht – wir vermieten nur unsere Dienste und Fachkenntnisse an andere. Das nennt man einen ›Job‹.«
»Das war früher nicht der craeanische Weg«, sagte er fest. »Aber nun ist es unser Weg.«
Er drehte den Kopf zur Seite – in einer schnellen, sehr vogelartigen Bewegung. »Doch wird dieser Weg sich vielleicht bald schon wieder ändern. Denn die Kaufleute der Patth haben uns die Gelegenheit geboten, unsere Nahrungsmittel auf mehr Märkten zu verkaufen als je zuvor. Schon in ein paar Jahrzehnten werden wir vielleicht über die notwendigen Mittel verfügen, um die geplanten Habitate zu
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