Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
gemerkt. Genauso wenig wie ich wusste, für welche der drei Optionen er sich entschieden hatte, die ich ihm vorgelegt hatte.
Für eine Weile spielte ich mit dem Gedanken, ihn über die Gegensprechanlage anzurufen oder ihn sogar in seiner Kabine aufzusuchen und zur Rede zu stellen. Aber nach weiterem Nachdenken verwarf ich das wieder. Ich war nach wie vor nicht in der Lage, ihm die Sicherheiten zu bieten, nach denen er offensichtlich verlangte; und ohne eine solche Zusage hätte ich nicht gewusst, womit ich ihn sonst noch dazu hätte bewegen können, auf der Ikarus zu bleiben. Und ihn noch weiter zu bedrängen hätte auch keinen Sinn gehabt – ich hätte höchstens die Atmosphäre zwischen uns vergiftet.
Zumal es nicht einmal mehr drei Tage bis Utheno waren. Es würde auch noch genügen, wenn ich innerhalb der ersten Stunde nach der Landung erfuhr, wie er sich entschieden hatte.
14
Ich erfuhr es nicht innerhalb der ersten Stunde nach der Landung auf Utheno. Ich erfuhr es aus dem ganz einfachen Grund nicht, weil wir überhaupt nicht auf Utheno landeten. Obwohl Ich es damals noch nicht wusste, sollte es eine lange Zeit dauern, bevor wir überhaupt wieder irgendwo landeten.
Dass mit Problemen zu rechnen war, hätte mir schon bei der Kakofonie der Funksprüche auffallen müssen, die auf allen offiziellen Frequenzen meiner KommKonsole eingingen, als der Hyperraum-Cutter die Ikarus wieder in den Normalraum beförderte. Ich vermochte die Meldungen natürlich nicht zu lesen, weil sie verschlüsselt waren, aber die Fülle der Funksprüche hätte mir sagen müssen, dass etwas Großes im Gange war.
Im selben Moment, als die FunkKonsole sich in einen »Plapperkasten« verwandelte, präsentierten die optischen Anzeigen ein regelrechtes Schiffsverkehr-Dickicht, wodurch der Planet mit hundert Warteschleifen drapiert wurde. Eine Synthie-Stimme auf dem Hauptkanal für eingehende Informationen entschuldigte sich für die Verzögerung, nannte zwei Kollisionen und den Sensordefekt einer Bodenstation als Ursache für das Chaos und versprach, so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen.
Und in einer für mich völlig untypischen Anwandlung von Gutgläubigkeit glaubte ich ihnen. Dieses Chaos von Amts wegen kam uns wie gelegen. Ich programmierte den Orbital-Parkplatz ein, den man mir genannt hatte, und bezog dort Position.
»Überfüllt« war natürlich ein relativer Begriff in Bezug auf planetarische Warteschleifen. Die zugewiesene Position war gut fünfzig Kilometer vom nächsten Objekt entfernt, wobei es sich bei den beiden einzigen Schiffen, die sich etwa innerhalb dieses Radius befanden, um einen Najiki-Frachter fünfzig Kilometer auf Backbord und einen plumpen Tleka-Tender im gleichen Abstand auf Steuerbord handelte. Gewohnheitsmäßig schaltete ich auf mittlere Vergrößerung und nahm beide Schiffe unter die Lupe.
Und in dem Moment, als ich einen Blick auf den Tleka-Frachter warf, läuteten mit Verspätung die Warnglocken im Hinterkopf.
Ich aktivierte die Gegensprechanlage zum Maschinenraum. »Revs, wie ist der Status des Stardrive?«
»Heruntergefahren und im grünen Bereich«, sagte er. »Wieso?«
»Fahren Sie ihn hoch und stellen Sie Startbereitschaft her«, sagte ich kurz angebunden. »Aber schnell.«
Er reagierte nur mit einem unmerklichen Zögern. »Das Triebwerk wird hochgefahren«, sagte er. »Wo liegt das Problem?«
»Man hat uns einen Parkplatz in fünfzig Kilometern Entfernung von einem Tleka-Tender zugewiesen«, sagte ich ihm und schaute weiterhin konzentriert auf diese Anzeige. »Ich bin mir zwar nicht sicher, aber es sieht so aus, als ob sich irgendetwas an der Seite des Frachters verstecken würde.«
»Vielleicht ein Najiki-Zollkreuzer?«
»Oder etwas noch Größeres«, sagte ich gepresst.
»Wieso fliegen wir überhaupt erst dorthin?«, fragte er. »Wenden wir doch einfach und verschwinden von hier.«
»Damit sie wissen, dass wir sie entdeckt haben?«, erwiderte ich. »Und dass wir die Flucht antreten, weil wir ein schlechtes Gewissen haben?«
»Sie haben Recht«, räumte er widerwillig ein. »Dann tun wir also so, als ob wir nichts gemerkt hätten?«
»Wir spielen die Ahnungslosen«, sagte ich. »Jedenfalls so lange, bis Sie den Stardrive hochgefahren und die Startbereitschaft hergestellt haben. Wir können nur hoffen, dass sie aus den Messwerten ihrer Sensoren keine Rückschlüsse auf die Startvorbereitungen ziehen.«
»Diese Schubdüsen machen einen ziemlichen Lärm, und noch dazu über
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