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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Sie sind, Sir?«
    »Ich bin Chort«, sagte das Alien. Seine Stimme transportierte die typischen pfeifenden Obertöne seiner Spezies – ein leicht ätherischer Klang, von dem andere Lebewesen entweder fasziniert waren oder bei dem sie schier die Wände hochgingen. »Aber woher wussten Sie, dass ich der Weltraumspaziergänger bin?«
    »Sie sind viel zu bescheiden«, sagte ich zu ihm und verneigte mich respektvoll. »Der Ruf der Craea unter den Weltraumspaziergängern eilt Ihnen weit voraus. Es ist uns eine Ehre, Sie bei uns zu haben.«
    Chort erwiderte die Verneigung, und seine federartigen türkisfarbenen Schuppen schimmerten, wo das Sonnenlicht auf sie fiel. Wie die meisten seiner Art war er klein und schlank. Er hatte schneeweiße Augen, der Kopf wurde von einem kurzen Federkamm wie ein Irokesenschnitt gekrönt, und ein Vogelschnabel mit einem Gebiss war der Mund. Sein Alter war unmöglich zu bestimmen, aber ich schätzte es auf irgendwo zwischen fünfzehn und achtzig. »Sie sind zu freundlich«, erwiderte er.
    »Überhaupt nicht«, versicherte ich ihm, wobei ich versuchte, Kompliment und Schmeichelei auszutarieren. Die Spezies der Craeaner liebte die Schwerelosigkeit, ob zum Arbeiten oder zum Spielen, und mit diesen schlanken Leibern und der kompakten Muskulatur eigneten sie sich perfekt zum Herumklettern auf Schiffshüllen. Darüber hinaus schienen sie noch einen sechsten Sinn in Bezug auf die leidigen Probleme mit den Schiffshüllen zu besitzen, die durch den Hyperraum-Druck verursacht wurden, sowie die Fähigkeit, den Zustand einer Hüllenplatte durch bloßes Handauflegen zu bestimmen.
    Unterm Strich bedeutete das, dass man Positionen für die Außenhaut und Außeneinsätze auf Sternenschiffen vorzugsweise mit ihnen besetzte. Sie waren so begehrt, dass Schiffseigner sogar versuchten, sie auf Raumhäfen durch Versprechungen, Bestechung oder mit anderen unlauteren Mitteln von der Konkurrenz abzuwerben. Ich wusste zwar nicht, wie Cameron es geschafft hatte, ihn für uns zu gewinnen, aber wenn wir hin und wieder ein wenig sein Ego streichelten, würde das seine Bindung an uns sicherlich festigen.
    Leider hatte unser nervöser Typ keinen Sinn für solche Subtilitäten, oder es war ihm schlicht und einfach egal.
    »Machen Sie mal halb lang«, knurrte er. »Er hat Ihr Gepäck gesehen, Chort – Sie wissen doch wohl, dass ein Raumanzug da drin ist.«
    Die türkisfarbenen Schuppen färbten sich an den Rändern vor Überraschung rot. »Oh«, hauchte Chort. »Natürlich. Das stimmt.«
    »Beachten Sie ihn gar nicht«, sagte ich dem Craea und unterdrückte mit aller Macht meine Verärgerung. »Er ist unser zertifizierter Experte für Diplomatie.«
    Jones lachte glucksend, und der junge Mann schaute grimmig. »Bin ich nicht«, widersprach er. »Ich bin Elektroniker.«
    »Hast du auch einen Namen?«, fragte Nicabar. »Oder sollen wir dich für den Rest der Reise ›Zappelphilipp‹ nennen?«
    »Ha, ha«, knurrte er und schaute Nicabar finster an. »Ich heiße Shawn. Geoff Shawn.«
    »Womit nur noch Sie übrig wären«, sagte ich und wandte mich an die Frau. Sie war schlank, mit schwarzem Haar und haselnussbraunen Augen. Sie war wahrscheinlich nicht älter als Mitte zwanzig und hatte leicht gebräunte Haut wie jemand, der sich viel im Freien aufhielt. Und wie Shawn schien auch sie sich mehr für die Passanten zu interessieren als für unsere kleine Vorstellungsrunde. »Decken Sie die Bereiche Computer und Medizin ab?«
    »Nur Computer«, sagte sie lakonisch und unterzog mich wieder einer schnellen Musterung. Dann wandte sie den Blick erneut ab. »Mein Name ist Tera.«
    »Tera. Und weiter?«, fragte Jones.
    »Einfach nur Tera«, wiederholte sie und taxierte ihn unverhohlen.
    »Ja, aber …«
    »Einfach nur Tera«, unterbrach ich Jones und signalisierte ihm mit einem warnenden Blick, dass er es gut sein lassen sollte. Auch wenn sie vielleicht einen scheuen Eindruck machte – ich wusste, dass es etliche religiöse Sekten gab, deren Grundsatz lautete, niemals gegenüber Außenstehenden den vollen Namen preiszugeben. Wie dem auch sei, es hätte keinen Sinn gehabt, sie deshalb unter Druck zu setzen. Zumal das nur noch mehr Reibung in der Mannschaft verursacht hätte, die allem Anschein nach so gut wie vollzählig war.
    »Das heißt also, dass unser Sanitäter fehlt«, wandte Nicabar ein und überbrückte damit das verlegene Schweigen, das sich eingestellt hatte. »Ich frage mich, wo er bloß steckt.«
    »Vielleicht genehmigt er

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