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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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nicht.
    Während die Möglichkeit, dass die Hafenmeisterei wegen des Todes meiner zwei Angreifer Alarm schlagen würde, noch immer wie ein Damoklesschwert über uns hing -und daraus resultierend wiederum die Gefahr, dass der Raumhafen jeden Moment gesperrt wurde –, verbrachte ich die ganze Zeit damit, gegen den Amtsschimmel zu kämpfen: Ich versuchte, den Totenschein für Jones auszustellen und den offiziellen Papierkram für die Startvorbereitung zu erledigen, ehe die Leichen entdeckt wurden.
    Zu meinem Erstaunen erhielten wir die Startfreigabe und tauchten im All unter – ohne irgendwelche Anzeichen amtlicher Empörung oder Aufregung wegen der verkohlten Überreste, die ich am Ladekai zurückgelassen hatte. Vielleicht war der Ort, den die Knubbel-Brüder sich für mein Verhör ausgesucht hatten, noch abgelegener, als er sowieso schon gewirkt hatte. Entweder das – oder jemand hatte sich die Mühe gemacht, den ganzen Vorfall gründlich unter den Teppich zu kehren.
    Ich hatte schon auf dem Flug von Meima ein kurzes Gespräch mit jedem Besatzungsmitglied geführt, aber diese Unterhaltung hatte entweder nur das Schiff betroffen oder es war eine Art Smalltalk gewesen. So, wie die Dinge sich In der Zwischenzeit jedoch entwickelt hatten, sagte ich mir, dass es nun an der Zeit war, unter die Oberfläche zu gehen und die verschiedenen Charaktere ein bisschen besser kennenzulernen. Falls es wirklich jemand auf uns abgesehen hatte, musste ich wissen, bei wem ich mich darauf verlassen konnte, dass er eventuellem Druck standhielt.
    Nachdem wir also in den Hyperraum gehopst waren und die Reisegeschwindigkeit erreicht hatten, ließ ich Ixil als Beobachter auf der Brücke zurück und ging nach achtern.
    Der Maschinenraum der Ikarus war wie der Rest des Schiffs – wenn nicht noch schlimmer. Hier sprang einen das gleiche chaotische Arrangement von Ausrüstung und Steuersystemen an – man konnte fast meinen, Salvador Dali hätte für dieses Layout verantwortlich gezeichnet. Zumal hier anscheinend noch nicht einmal der Versuch gemacht worden war, die verschiedenen Kabel und Flüssigkeitsleitungen in die Lücke zwischen Innen- und Außenhülle zu verlegen, wie man es im Rest des Schiffs praktiziert hatte. Die Stränge verliefen überall: ein verwirrendes vielfarbiges, spaghettiartiges Geflecht, das an Ärmeln und Knöcheln schabte und das schlimmstenfalls als Fallstricke für einen unachtsamen Passanten diente.
    Und an der SteuerKonsole inmitten des funktionalen Chaos stand Revs Nicabar.
    »Ach – McKell«, begrüßte er mich, als ich mich unbeschadet an den letzten dicken Leitungen vorbeischob, die zur großen, schimmernden Möbiusschleife führten, dem Herzstück des Stardrive der Ikarus. »Willkommen im ›Medusenhaupt‹. Achten Sie auf Ihren Kopf.«
    »Und auf Arme, Beine und Hals«, ergänzte ich, zog einen Klappstuhl von der Seite der Konsole heran und setzte mich. »Wie fliegt es sich?«
    »Erstaunlich gut«, sagte er. »Das ist wirklich eine Überraschung, wenn man bedenkt, dass die Mühle direkt von einem doolianischen Schrottplatz zu stammen scheint. Aber wer auch immer der Konstrukteur war – bei der Fertigung war man zumindest so vernünftig, brauchbare Ausrüstung zu installieren.«
    »Auf der Brücke ist es das Gleiche«, sagte ich. »Gute Technik, aber seltsame Platzierung. Ich würde mit Ihnen wetten, dass es ein routinierter Raumfahrer war und kein sogenannter Experte, auf dessen Mist das gewachsen ist. Aber sagen Sie, hatten Sie irgendwelche Probleme auf dem Raumhafen?«
    Seine Augen verengten sich – nur ein wenig –, und ich sah, dass sein Blick sich auf meine Schläfe richtete, wo der fehlgegangene Plasma-Schuss mein Haar leicht angesengt hatte. Obwohl ich nicht glaubte, dass man etwas sah; vielleicht irrte ich mich auch. »Überhaupt nicht«, sagte er. »Allerdings war ich auch nur eine halbe Stunde oder so draußen – vorher hatte ich nämlich dem Betankungspersonal auf die Finger geschaut, damit es seine Arbeit auch ordentlich machte. Ich vermute, es hat Ärger gegeben, den ich verpasst habe?«
    »So könnte man es auch ausdrücken«, sagte ich. »Erzählen Sie mir etwas über sich, Revs.«
    Ich hatte gehofft, der plötzliche Themenwechsel würde eine viel sagende Reaktion auslösen. Das Ergebnis war aber genauso informativ: Es erfolgte überhaupt keine Reaktion. »Was möchten Sie denn wissen?«, erwiderte er ruhig.
    »Fangen wir doch mit Ihrem Hintergrund an«, sagte ich. »Wo Sie Ihre

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