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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Umstände eintreten mussten, um sie in eine ebenso schnelle und effiziente Tötungsmaschine zu verwandeln wie die skrupellosen Killer in Bruder Johns Organisation.
    Andererseits war das auch nicht weiter verwunderlich, denn sie arbeitete schließlich für Onkel Arthur.
    »Shannon, hier ist Jordan«, begrüßte ich sie und versuchte diese Gedanken nach Möglichkeit zu verdrängen. Ich musste mich auf das Gespräch mit Onkel Arthur vorbereiten; und trotz der Augen sah sie einfach gut aus. »Ist er denn zu sprechen?«
    »Hallo, Jordan«, sagte sie, und ihr Lächeln wurde einen Tick gezwungener. Im Gegensatz zu Bruder Johns Mitarbeiter registrierte sie mein verändertes Äußeres, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich werde mal nachfragen.«
    Diese Bemerkung war natürlich überflüssig; sie hatte Onkel Arthur in dem Moment verständigt, als sie mich erkannt hatte. Und wenn das verkniffene Lächeln irgendwelche Rückschlüsse zuließ, vermutete ich, dass Onkel Arthur entweder so interessiert an mir oder so verärgert wegen mir war, um das Gespräch sofort entgegenzunehmen.
    Ich hatte Recht. Während sie sich noch zu ihrer Schalttafel umdrehte, verschwand ihr Gesicht plötzlich vom Bildschirm und wurde durch eins ersetzt, das nicht annähernd so fotogen war. Ein von Runzeln zerfurchtes Gesicht, das von einem gepflegten grauen Haarschopf eingerahmt und von einem distinguierten Kinnbart mit einem mittig verlaufenden schwarzen Kontraststreifen geziert wurde; und die i-Tüpfelchen waren zwei hellblaue Augen, die mich über den Rand einer Lesebrille hinweg fixierten.
    Der gute Onkel Arthur.
    Aufgrund meiner früheren Erfahrungen erwartete ich, dass er zuerst das Wort ergriff. Und meine Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht. »Ich nehme an, Jordan«, sagte er mit einer grollenden Stimme, die irgendwie perfekt mit dem Bart und der Brille harmonierte, »dass du eine gute Erklärung für die ganze Sache hast.«
    »Ja, ich habe eine Erklärung, Sir«, sagte ich. »Nur weiß ich nicht, ob sie in Ihren Augen gut oder schlecht ist.«
    Für einen Moment blickte er mich finster an, und ich sah, dass er den Kopf leicht zurücklegte und dann wieder nach vorn neigte. Was die Brille betraf, war ich schon vor längerer Zeit zu der Erkenntnis gelangt, dass sie ungefähr zu zwei Dritteln einem operativ nicht zu behebenden Augenleiden und zu einem Drittel dem Showeffekt geschuldet war – wobei die Brille den zusätzlichen Vorteil bot, dass er mit gezielt eingesetzten Lichtreflexen seine Gesprächspartner subtil zu irritieren vermochte. Genau das versuchte er jetzt auch, obwohl es auf einem Vid-Bildschirm reine Zeitverschwendung war. Wahrscheinlich nur eine unterbewusste Angewohnheit.
    Er hörte auf, mich böse anzufunkeln, und lehnte sich etwas in seinem Sessel zurück. »Ich höre«, erteilte er mir das Wort.
    »Ich bin Arno Cameron in der Taverne auf Meima begegnet«, sagte ich ihm. Er würde mehr Details brauchen -Onkel Arthur brauchte immer mehr Details –, aber ich hatte jetzt keine Zeit, ins Detail zu gehen. »Er steckte in der Bredouille: Er wollte ein Schiff zur Erde bringen, hatte aber keine Besatzung. Dann hat er mich gefragt, ob ich es fliegen wollte, und ich habe mich einverstanden erklärt.«
    »Und du bist ihm einfach so über den Weg gelaufen, nicht wahr?«, fragte Onkel Arthur mit einem seltsamen Grummeln. »Hatte ich vielleicht vergessen zu erwähnen, dass du nichts anderes tun solltest, als ihn zu beobachten?«
    »Er ist an mich herangetreten, nicht umgekehrt«, sagte ich. »Und ich hielt es auch nicht für eine angemessene Reaktion, ihn wegen einer solchen Impertinenz gleich zu einem Duell herauszufordern.«
    Er verstärkte den finsteren Blick noch um ein paar Nuancen, aber ich hatte eben erst Bruder John gegenübergestanden, und verglichen mit ihm waren Onkel Arthurs Blicke ein gütiges Lächeln. »Wir lassen das für den Moment mal beiseite«, sagte er. »Hast du eigentlich eine Vorstellung von dem Aufruhr, den du und das Schiff im Moment verursacht?«
    Beinahe die gleiche Frage und fast der gleiche Ton, in dem auch Bruder John diese Frage gestellt hatte. Komisch, komisch, komisch. »Eigentlich nicht«, sagte ich. »Wenn ich etwas mit Sicherheit weiß, dann Folgendes: Agenten der Patth spülen gerade Hundert-commark-Scheine in den Toiletten der Spirale runter und legen noch einmal fünftausend für denjenigen drauf, der mich ihnen ans Messer liefert.«
    »Fünftausend commark , sagst du?«, fragte Onkel Arthur und hob

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