Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
eine Augenbraue.
»Das hat man mir jedenfalls vor ein paar Stunden auf Dorscinds Welt gesagt«, sagte ich vorsichtig. Onkel Arthur hatte nämlich eine latente dramatische Ader, die immer durchbrach, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Und dass er nun in diese Stimmungslage gewechselt war, war ein schlechtes Zeichen. »Hat der Einsatz sich inzwischen erhöht?«
»Beträchtlich.« Er nahm ein Blatt Papier und hielt es in die Kamera, als ob er mir beweisen wollte, dass er sich das nicht nur ausgedacht hatte. »Der Generaldirektor der Patth höchstpersönlich hat in den letzten zwölf Stunden Kontakt mit mindestens fünfzehn verschiedenen Regierungen aufgenommen, die auf deiner projektierten Route liegen«, las er mit der präzise artikulierten, abgehackten Stimme ab, mit der er immer schlechte Nachrichten verkündete. »Sie sind darüber informiert worden, dass ein Schiff mit dem Namen Ikarus , das von einem Menschen-Mann namens Jordan McKell befehligt wird, sofort festzusetzen ist, sobald es identifiziert wird. Es ist sodann in Gewahrsam zu halten, bis ein Vertreter des Generaldirektors eintrifft, und ihm dann zu übergeben.«
Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. »Andernfalls?«
»Andernfalls«, fügte er mit der gleichen abgehackten Stimme hinzu, »werden die Patth Handelssanktionen gegen die zuwiderhandelnden Regierungen verhängen, wobei die Härte der Sanktionen sich nach der mutmaßlichen Komplizenschaft der zuwiderhandelnden Regierung bei der Flucht der Ikarus bemisst. Bis zu und einschließlich eines vollständigen Embargos gegen die Güter dieser Spezies.«
Er legte den Zettel wieder hin. »Wie du schon sagtest, der Einsatz hat sich erhöht«, sagte er leise. »Was in Gottes Namen haben Camerons Leute da draußen ausgegraben, Jordan?«
»Ich weiß nicht, Sir«, sagte ich genauso leise. »Aber was auch immer es ist, es befindet sich im Laderaum der Ikarus.«
Gemäß der Dramaturgie wurde nun ein langes, bedeutungsschweres Schweigen inszeniert. Jedoch war Onkel Arthurs dramatischer Impuls auch nicht so ausgeprägt, dass er Zeit damit vergeudete. »Dann solltest du am besten herausfinden, worum es sich handelt, nicht wahr?«, sagte er.
»Ich glaube, ich habe es schon herausgefunden«, sagte ich. »Das heißt, zumindest eine Möglichkeit, um es herauszufinden. Könntest du vielleicht eine Liste der Personen beschaffen, die an dieser archäologischen Ausgrabung teilgenommen haben?«
»Sie liegt direkt vor mir«, sagte er. »Wieso?«
»Weil ich vermute, dass eine von ihnen sich an Bord der Ikarus befindet«, sagte ich ihm. »Sie gibt sich als ein Besatzungsmitglied aus.«
Der Kinnbart zuckte leicht. »Ich halte das für sehr unwahrscheinlich«, sagte er, »weil sich nämlich alle zurzeit auf Meima in Gewahrsam befinden.«
Ich hatte das Gefühl, als ob mir der Boden unter den Füßen weggezogen würde. »Alle? Sind Sie sich sicher?«
»Ziemlich sicher«, sagte er und hielt einen anderen Zettel hoch. »Jeder, der an dieser Aktion beteiligt war, wurde schon in derselben Nacht festgenommen; sogar die Besatzung des Privatschiffs, mit dem Cameron ein paar Tage zuvor auf Meima eingetroffen war. Cameron selbst ist der Einzige, der sich noch auf freiem Fuß befindet, und die Behörden von Meima sagen, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihn ebenfalls dingfest gemacht hätten. Sie glauben, ihn letzte Nacht in einer vyssiluyanischen Taverne gesehen zu haben, aber er ist ihnen dann wieder entwischt.«
»Einen Moment«, sagte ich stirnrunzelnd. »Wenn sie das ganze Team schon haben, wieso wissen sie dann nicht, woraus die Fracht besteht? Und wieso verfügen sie noch nicht über eine genaue Beschreibung des Schiffs? Wenn sie die Beschreibung hätten, würden sie sich nämlich nicht von den gefälschten Personenkennungen täuschen lassen, mit denen Ixil und ich uns bisher durchgemogelt haben.«
»Gut – du benutzt gefälschte Kennungen«, sagte Onkel Arthur. »Ich hatte gehofft, dass du zumindest in dem Punkt so schlau wärst.«
»Ja, aber wieso kommen wir damit durch?«, hakte ich nach, ohne mir Gedanken darüber zu machen, ob ich ihm vielleicht auf die Füße trat. »Sie wollen mir doch sicher nicht sagen, dass eine Horde Meisterdiebe wie die Patth Bedenken hinsichtlich der klassischen Form der Informationsgewinnung hätten, oder?«
»Der Sachstand ist, dass die Archäologen sich noch immer in den Händen der Ihmis befinden«, sagte Onkel Arthur. »Die Patth verlangen zwar ihre Auslieferung,
Weitere Kostenlose Bücher