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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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»Hey, Drömmel, biste taub?«, knurrte er. Sein Atem roch genauso fies, wie seine Visage aussah. »Sagte er, du sollst warten, bis du an der Reihe bist.«
    Er wolle zweifellos noch mehr zum Ausdruck bringen als das, was er vordergründig gesagt hatte – wahrscheinlich wollte er mir klarmachen, was mir passieren würde, wenn ich nicht sofort verschwand. Aber wie ich aus eigener Erfahrung wusste, verschlug es einem sehr schnell die Sprache, wenn einem durch einen gezielten Schlag auf den Solarplexus plötzlich die Luft aus der Lunge gepresst wurde. Ich duckte mich seitlich weg, um den Kontakt mit seinem Kopf zu vermeiden, als er sich lautlos zusammenkrümmte, und zuckte beim Extra-Schwall des stinkenden Atems zusammen, der mir ins Gesicht waberte; und als sein Kopf aus meinem Blickfeld verschwand, sah ich, dass drei weitere Gestalten dieser Bauart zielstrebig die Straße entlang auf mich zustampften.
    Ich traf den ersten Typen wieder an der gleichen Stelle, worauf er sich sogar noch etwas stärker zusammenkrümmte, und eine halbe Sekunde später hatte ich die Plasmawaffe über seine Schulter auf die drei anderen angelegt. Sie blieben wie angewurzelt stehen. Ich hielt den Blick und die Waffe auf sie gerichtet, während ich mit der freien Hand bestimmte Druckpunkte bei dem Fresse-Stinker drückte. Damit wollte ich sicherstellen, dass er, wenn er zu Boden ging, auch dort liegen blieb.
    Dieser Fall trat schließlich auch ein, aber ich musste dafür noch ein paar Schläge mehr platzieren, als ich kalkuliert hatte. Ich wollte definitiv nicht in der Nähe sein, wenn dieser Kamerad sich wieder aufrappelte, also behielt ich die Verstärkung noch für ein paar Sekunden im Blick, und dann drehte ich mich wieder zu Torsk um, wobei ich die Plasmawaffe aber weiter auf die anderen gerichtet hielt. »Will Borandis «, sagte ich freundlich. »Kann zahlen.«
    »Jawohl«, sagte er. Sein Gesicht nahm eine fahle purpurne Tönung an, als er auf den Fleischberg zu meinen Füßen schaute. Anscheinend hatte er noch nie gesehen, wie jemand mit nur einer Hand zusammengeschlagen wurde. »Warten mal kurz.«
    Er verschwand wieder im Zelt, aber nicht, ohne dass ich zuvor noch den Reflex einer Bewegung in diesen großen Drilie-Augen gesehen hätte. Ich drehte den Kopf und sah, dass die drei Musketiere es tatsächlich gewagt hatten, vorzurücken, als ich nicht hinsah. Sie blieben sogar noch abrupter stehen als beim ersten Mal, und wir beäugten uns über den Lauf meiner Plasmawaffe, bis ich wieder ein Rascheln von nassem Gewebe hinter mir hörte. »Nimm«, zischte Torsk und rammte mir etwas Festes gegen die Schulter. Ich drehte mich um und rechnete schon damit, in die Mündung einer Waffe zu sehen; aber es war nur eine kleine Disc-Box, auf deren Etikett Torsks Gesicht und Name prangten. Anscheinend die Emendo Torsk Gold Edition in B(orandis)-Dur. »Geh«, sagte er. »Nicht zurückkommen.«
    »Nicht zurückkommen«, bestätigte ich, nahm die Kassette und steckte sie in eine Innentasche. »Es sei denn, das Borandis ist nicht gut. Dann kannst du dich auf etwas gefasst machen.«
    »Borandis gut«, stieß er hervor und versuchte mich mit seinen Blicken schier zu töten.
    Ich glaubte ihm. Das Letzte, was ein Drogendealer auf der Straße gebrauchen konnte, war, dass er Aufmerksamkeit erregte – und mein Auftritt hier war durchaus geeignet, ihm diese unerwünschte Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ihm war also nicht daran gelegen, dass ich wegen einer »Reklamation« noch einmal zurückkehrte.
    Er konnte freilich nicht wissen, dass ich definitiv nicht mehr zurückkommen würde, selbst wenn ich es gewollt hätte, und dass ich im Moment sogar noch allergischer auf das Auge des Gesetzes reagierte als er. Er war mich los, und nur darauf kam es ihm an. Vielleicht hatte er sogar die Lehre daraus gezogen, seine Leibwächter nicht von der nächsten Parkbank weg anzuheuern.
    Mein Taxi mitsamt dem Fahrer wartete noch immer geduldig an der Stelle, wo ich ausgestiegen war. Ich stieg wieder ein und nannte als Fahrtziel Tor 2 des Raumhafens, das dem Landeplatz der Ikarus am nächsten gelegen war. Mit der Vision einer weiteren fürstlichen Portion Bakschisch, an der er sich zweifellos berauschte, trat er das Gaspedal durch. Wieder fürchtete ich um mein Leben und hatte meinerseits unerfreuliche Visionen von einem allzu frühen Tod. Auf einer geraden Strecke gelang es mir dann, die Disc-Box aufzubrechen. Ich vergewisserte mich, dass sie fünfzehn Kapseln enthielt, die mit

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