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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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sofort zu einer offenen und zunehmend öffentlichen Jagd geblasen. Na toll. »Dieser Ort, den Sie für uns aussuchen wollen, sollte wirklich anonym sein«, sagte ich ihm.
    »Ich glaube, das lässt sich arrangieren«, sagte er. »Schafft ihr es denn in einem Sprung von Potosi nach Morsh Pon?«
    Ich spürte, dass meine Augen sich verengten. »Ja – vorausgesetzt, dass wir überhaupt von Potosi verschwinden können«, sagte ich vorsichtig und fragte mich, ob sein Engagement wirklich aufrichtig war.
    Das war es. »Gut«, sagte er energisch. »Also im Blauen Distrikt auf Morsh Pon, in der Taverne Zum Schluckspecht. Ich werde veranlassen, dass man dir die Informationen dort übergibt.«
    »Äh … jawohl, Sir«, sagte ich. Morsh Pon war eine Ulko-Kolonialwelt, und die Ulkomaals standen – wie die Najiki – in dem Ruf, ein großes Talent für Wertschöpfung zu haben. Anders als die Najiki hatten die Ulkomaals sich jedoch vor allem auf das Hotel- und Gaststättengewerbe spezialisiert, um Geld zu verdienen, wobei diese Gastfreundschaft sich insbesondere auf die weniger tugendhaften Mitglieder der zivilisierten Gesellschaft erstreckte. Morsh Pon war ein stiller Zufluchtsort für Schmuggler und anderes Gesindel, viel schlimmer noch als Dorscinds Welt, und der Blaue Distrikt war die übelste Gegend auf dem ganzen Planeten.
    Wodurch es unter normalen Umständen und in Anbetracht meiner Beziehung zu Bruder John und der Antoniewicz-Organisation ein idealer Ort für einen Zwischenstopp gewesen wäre. Nur dass die Umstände im Moment leider alles andere als normal waren. »Sie werden sich vielleicht erinnern, Sir«, sagte ich diplomatisch“ »dass die Patth die gesamte Unterwelt der Spirale zu einem Umtrunk dorthin eingeladen haben?«
    »Daran erinnere ich mich sehr wohl«, sagte er ruhig. »Das wird auch berücksichtigt. Ich glaube aber, dass die Zeit knapp wird. Du solltest am besten aufbrechen.«
    Damit war das Gespräch von seiner Seite aus offensichtlich beendet. Für mich hätte allerdings noch ein gewisser Klärungsbedarf bestanden – es gab etliche Aspekte bei diesem ganzen Arrangement, die ich gern noch etwas eingehender besprochen hätte. Doch wenn Onkel Arthur Auf Wiedersehen sagte, dann meinte er das auch so. Zumal er Recht hatte: Die Zeit wurde wirklich knapp. »Ja, Sir«, sagte ich lapidar und unterdrückte ein Seufzen. »Ich melde mich wieder.«
    »Tu das«, sagte er. Dann wurde der Bildschirm dunkel, und er war verschwunden.
    Ich nahm das Wechselgeld und verließ die Fon-Zelle. Wieder rechnete ich fast schon damit, dass einer von Bruder Johns Mordbuben auf dem Gang über mich herfiel; und wieder war meine Befürchtung unbegründet. Ich schnappte mir einen Stadtplan von einem Ständer neben dem Hauptausgang, suchte die Straßenkreuzung namens Gystr’n Corner und ging nach draußen.
    Der Regen, der sich zuvor schon angekündigt hatte, setzte nun ein: ein Hagel aus dicken, fetten Tropfen, die, unten angekommen, förmlich vom Boden abzuprallen schienen. Ich hatte mir schon gesagt, dass Gystr’n Corner zu weit entfernt war, um die Strecke zu Fuß zu bewältigen, und wo es nun zu regnen anfing, sagte ich mir, dass ich auch nicht auf den öffentlichen Schienenverkehr warten wollte. Bruder John würde das allerdings nicht gefallen; er hatte uns nämlich den grundsätzlichen Befehl erteilt, nach Möglichkeit immer öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, damit die Behörden uns nicht zu verfolgen vermochten. Allerdings würde Bruder John auch nicht nass werden. Ich hielt ein Taxi an, nannte dem Fahrer mein Ziel und sagte ihm, dass hundert commark extra für ihn drin wären, wenn er etwas auf die Tube drückte; und dann wurde ich förmlich in den verschlissenen Sitz gedrückt, aus dem die Sprungfedern hervorlugten, als er wie ein Tornado auf Rädern beschleunigte.
    Wenn ich bedachte, dass ich in letzter Zeit mit vollen Händen Geld ausgab, zuerst für Vid-Sternverbindungen und jetzt für Taxis, erwies es sich im Nachhinein als richtig, dass ich diesen Patth-Agenten auf Dorscinds Welt um diese Hundert-commark-Scheine erleichtert hatte, die eine solche Bürde für ihn gewesen waren. Und wo ich auf meiner Stadtrundfahrt nun die perplexen Autofahrer und empörten Fußgänger sah, die an den Scheiben vorbeihuschten, sagte ich mir, dass eine zusätzliche Reise-Krankenversicherung vielleicht auch keine schlechte Idee gewesen wäre. Anhand der Straßenkarte veranschlagte ich die Fahrtdauer vom StarrComm-Gebäude zu Gystr’n

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