Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Vaters für die Erkenntnissuchenden spioniere. Selbst wenn er fest entschlossen wäre, mein Geheimnis für sich zu behalten, ist kein Geist vor dem Erzmagier sicher.
»Mir helfen? Wieso sollte ausgerechnet jemand wie du mir helfen wollen? Du bist eine Magierin!« Der Ausdruck auf seinem Gesicht wird noch hasserfüllter.
»Und wennschon«, zische ich. »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
Er schnaubt verächtlich, aber sein Atem geht schneller, und ich spüre, wie seine Angst wächst. »Warum bist du wirklich hier? Hat der Erzmagier dich geschickt?« Er mustert mich so respektlos von oben bis unten, dass ich ihn am liebsten ohrfeigen würde. »Sollst du mich gefügig machen,indem du mich verführst? Dann richte deinem Meister aus, dass er dafür schon andere Geschütze auffahren muss. Außerdem schlafe ich nicht mit Dämonen, ich töte sie!«
Blaue Augen über markanten Wangenknochen. Er hat offensichtlich versucht, sich zu waschen, aber sein Gesicht ist immer noch zerschrammt und seine Haare sind vom Straßenstaub ganz steif. Er sieht mich an wie ein Raubvogel, jede Sehne in seinem Körper ist angespannt und kampfbereit. Ich kann seine Wut fühlen, sein Verlangen zu fliehen. Aber ich spüre keine Blutrünstigkeit. Angst und Hass, ja. Doch dieser Junge hat noch nie jemanden getötet. Die Gewissheit darüber gibt mir den Mut, es weiter zu versuchen.
»Ich habe mich nicht besonders klug verhalten«, räume ich ein und spüre, wie ein triumphierendes Gefühl in mir aufsteigt, als er überrascht blinzelt. »Ich hätte wissen müssen, dass du Angst vor mir haben würdest. Aber das brauchst du nicht. Meine Mutter hat ihr Leben geopfert, um dem Vieh zu helfen.«
»Vieh? Deine Mutter hat ihr Leben geopfert, weil sie ein Herz für Rinder hatte?« Er schüttelt fassungslos den Kopf. »Als ob ich nicht schon genug Probleme am Hals hätte. Jetzt werde ich auch noch von einer verrückt gewordenen Dämonin verfolgt.«
»Magier sind keine Dämonen! Wir sind Menschen genau wie ihr. Und ich bin nicht verrückt. Na ja … vielleicht bin ich … oh Pestilenz! « Wie kann man nur so dumm sein? Und was ich als Nächstes sagen muss, um meine Worte zu erklären, wird es nicht besser machen.
»›Vieh‹ … so nennen wir die Nichtmagier.«
Seine Wut lodert prompt von Neuem auf. »Ihr nennt uns …? Aber das ist widerl…«
»Ja, das ist es. Und jetzt sei still und lass mich ausreden!«
Der Erschafferjunge starrt mich mit einem kämpferischen Funkeln in den Augen finster an. Ich starre genauso finster zurück, während er in einer sehr ironischen Geste die Arme vor der Brust verschränkt und mich mit hochgezogenen Brauen erwartungsvoll ansieht.
»Danke.« Ich atme tief durch. Im Gegensatz zu diesem Jungen habe ich jahrelange Übung darin, mein Temperament zu zügeln. »Meine Mutter war eine Großmeisterin. Eine Magierin von außergewöhnlicher Begabung, dazu bestimmt, der herrschenden Elite anzugehören. Sie besaß Macht und Status. Aber sie hat alles aufgegeben, weil sie wusste, dass es falsch ist, Nichtmagier zu versklaven. Sie starb für ihre Überzeugung. Magier wie wir werden als Ketzer angesehen. Wir werden eingesperrt oder getötet. Aber es gibt uns. Auch wenn wir nicht viele sind.«
Ich halte inne, aber er erwidert meinen Blick kaum, gibt nicht das Geringste preis.
Ich versuche es noch einmal. »Der Erzmagier behauptet, er hätte mit den Erschaffern Waffenstillstand geschlossen, aber ich glaube nicht, dass er diesen Frieden wirklich will. Im Gegenteil. Ich glaube, dass er deine Leute restlos vernichten will. Und ich bin hier, um mit dir zu sprechen und dir zu helfen, sonst nichts.«
Ich habe seine Anschuldigung, dass ich geschickt wurde, um ihn zu verführen, nicht vergessen. Aus seiner Sicht mag diese Annahme gerechtfertigt gewesen sein, aber ich nehme ihm die Unterstellung trotzdem übel. »Wenn wir zusammenarbeiten«,fahre ich fort und schiebe meinen Ärger beiseite, »finden wir vielleicht den wahren Grund dafür heraus, warum der Erzmagier dich hierhergebracht hat.«
Keine Reaktion. Er sieht mich nur weiter ablehnend und stumm an. Oh ihr Götter, was ist das bloß für ein sturer, arroganter Kerl! Warum will ich ihm überhaupt helfen?
»Wenn du mir nicht glauben willst, bitte!«, stoße ich aufgebracht hervor. »Es ist deine Entscheidung. Ich habe heute Nacht mein Leben riskiert, um hierherzukommen! Was hast du zu verlieren? Ich verlange schließlich nicht von dir, mir irgendetwas zu erzählen, das
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