Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Armen bearbeitet er gerade einen Eisenklumpen auf seinem Amboss und bei jedem Hammerschlag sprüht es Funken. Die ganze Werkstatt stinkt nach Rauch, heißem Metall und Schweiß.
»Das reicht, Twiss. Die Zähler kommen gleich. Besser, du verschwindest.« Bruin taucht das geschmiedete Eisen in ein Wasserbecken, worauf zischender Dampf aufsteigt. Dann wischt er sich übers Gesicht und nickt dem Mädchen lächelnd zu. »Gibst mittlerweile eine ganz passable Schmiedin ab. Ich könnte dich gut als Lehrling gebrauchen, vielleicht sollte ich mal ein Wörtchen mit deiner Herrin reden.«
»Eher würde die Herrin dich zum Dieb ausbilden, aber leider bist du dafür viel zu groß!«, gibt Twiss fröhlich grinsend zurück und lässt den Blasebalg los. Es scheint ein vertrauter, oft wiederholter Scherz zu sein, der ihnen beiden Spaß macht. Dann entdeckt die Diebin mich und ihr Lächeln erlischt.
Twiss gehört zu den Mutigen: Sie schaut mir immer in die Augen. Genau wie Bruin. Er schert sich nicht um Standesunterschiede und behandelt mich stets, als sei ich ganz gewöhnliches Vieh wie er, als wäre das Blut, das durch meine Adern fließt, nicht anders als seines. Jetzt sieht er mich an, als wolle er mir raten, ihm bloß keine schlechten Neuigkeiten zu überbringen.
»Geht es um die Gießerei? Haben sie Wind davon bekommen?«
Ein kalter Schauer jagt mir über den Rücken. Meistens wage ich es noch nicht einmal, auch nur an die Gießerei zu denken. Eine geheime Gießerei zu betreiben bedeutet den Tod – einen grauenhaften Tod – für jedes Vieh. Die Erkenntnissuchenden haben unerlaubt Eisenerz gefördert und einen Hochofen entwickelt, der jederzeit auf- und abgebaut werden kann. Seit einem Jahr stellen sie nun schon Schwerter, Messer und Speerspitzen her. Die Arbeit geht quälend langsam voran, aber eines Tages werden sie genügend Waffen haben, um jedes Vieh in der Stadt damit auszurüsten. Ich habe genug über den Aufstand der Erschaffer gelesen, um zu wissen, dass es ein grausamer und blutiger Krieg werden wird.
Ich schüttle den Kopf und schiebe sämtliche Gedanken an die Gießerei und ihre Bestimmung beiseite. »Nein. Darüberhabe ich nichts gehört. Aber ich habe andere Neuigkeiten: Benedict hat einen jungen Erschaffer gefangen genommen. Der Erzmagier behauptet, er hätte mit den Gilden jenseits des Großen Walls Frieden geschlossen.«
»Frieden?« Bruins Gesicht verfinstert sich. Dann dreht er den Kopf und spuckt aus. »Da hat dir aber jemand einen ganz schönen Bären aufgebunden, Mädchen!«
»Nein, es stimmt! Benedict hat mit den Erschaffern Waffenstillstand geschlossen. Als Unterpfand hat er einen Uhrmacher bekommen. Er wurde von seinen eigenen Leuten ausgeliefert.«
Ich höre, wie Twiss geräuschvoll die Luft einzieht.
»Der Erzmagier wollte einen Uhrmacher, der unsere heiligen Uhren repariert«, fahre ich hastig fort. »Und damit er ihn bekommt, hat er den Erschaffern den Waffenstillstand wahrscheinlich als Köder angeboten. Aber ich glaube nicht eine Sekunde daran, dass er sein Wort halten wird. Spätestens wenn alle Uhren repariert sind, wird er es brechen. Der Erschaffer weigert sich anscheinend, seine Arbeit zu tun, aber … aber ihm wird nichts anderes übrig bleiben.« Ich schlucke bei dem Gedanken an den Jungen, zwinge mich dann aber wieder, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. »Außerdem bin ich mir sicher, dass noch irgendetwas anderes dahintersteckt. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich spüre ganz deutlich, dass Benedict etwas im Schilde führt, und das kann nichts Gutes bedeuten.«
Die Augen konzentriert zusammengekniffen hat Twiss mir aufmerksam zugehört und sich jedes meiner Worte eingeprägt. Gleich wird sie loslaufen und meine Nachricht wie eine Brieftaube weitertragen. Bruin nimmt den Eisenklumpenaus dem Wasser und wirft ihn ins Feuer zurück, während er mit der freien Hand den Blasebalg betätigt. Würde er seine Stirn nicht nachdenklich runzeln, müsste ich annehmen, dass er nichts von dem, was ich gerade gesagt habe, mitbekommen hat.
»Warte noch, Kind«, hält er Twiss zurück, als sie auf die Tür zuläuft, und wendet sich dann wieder mir zu. »Es war richtig von dir, uns darüber zu informieren. Aber dein Auftrag ist damit noch nicht beendet. Als Nächstes finde heraus, was dieser Bastard wirklich mit dem Erschaffer vorhat.« Hätte er diese Worte an einem anderen Ort ausgesprochen, hätte er sie mit einem langsamen und qualvollen Tod bezahlt.
Ich werfe Bruin, der
Weitere Kostenlose Bücher