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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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noch, dass ich, als ich schließlich nach oben ins Zimmer meiner Mutter ging, fest entschlossen war, einen Zauber zu finden, der mich unsichtbar machen würde.
    Wie sehr ich mir in diesem Augenblick wünschte, mit meiner Mutter reden zu können! Andererseits war es vielleicht gut, dass sie nicht da war. Sie hätte bestimmt versucht, mir meinen Plan auszureden.
    Ich holte das Zauberbuch heraus und schlug direkt die fortgeschrittenen Zauber ganz am Ende auf.
    Da war er.
    Unsichtbarkeitszauber
    Erfordert Magie-Stufe 50
    Der Unsichtbarkeitszauber macht die Zielperson für jeden Betrachter unsichtbar, indem er die Zielperson und alles, was die Zielperson berührt, als Teil der Umgebung erscheinen lässt. (Die Zielperson kann den Zauber auch selbst ausführen.) Zehn Minuten Unsichtbarkeit verbrauchten 50 Radia-Einheiten. Zehn zusätzliche Minuten verbrauchen jeweils weitere 50 Radia.
    Es ist nicht ratsam, einen dauerhaften Unsichtbarkeitszauber zu versuchen.
    Der Zauberstab muss die Zielperson berühren. Saturiere den Zauberstab auf die erforderliche Stufe und sage: »Verita sil nos mertos elemen.«
    Nachdem ich mir die Zauberformel eingeprägt hatte, stellte ich mich neben das Fenster im Zimmer meiner Mutter und bemühte mich, meine Flügel ruhig zu halten.
    Ich würde wieder zur Erde reisen.

Als ich wie der Wind über den Teich unterhalb der Galena-Fälle sauste, blickte keines der dort spielenden Kinder in meine Richtung. Der Unsichtbarkeitszauber zeigte offenbar Wirkung. Ich betrachtete die Welt durch mein besonderes einseitiges Fenster. Ich konnte sie sehen, aber sie konnten mich nicht sehen. Das gefiel mir.
    Ich erreichte den Sandsteinfelsblock des Zinnien-Portals und ging, ohne zu zögern, hindurch.
    Der Erdenhimmel hieß mich mit einem wunderschönen Blau willkommen. Eine sanfte Brise umspielte mich mit allerlei Düften. Als ich vorsichtig über den Boden flog, kam es mir so vor, als befände sich der Herzschlag der Erde im Einklang mit meinem. Das golddurchflutete Licht, das auf die Gräser fiel, sagte mir, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, hierher zurückzukommen. Ich brauchte eine Zufluchtsstätte, einen Ort, wo mich niemand fragte, was ich tat oder warum.
    Und was konnte es schaden, wenn ich nach Sam und Jenna Ausschau hielt, solange ich hier war? Unter dem Schutzmantel meiner Unsichtbarkeit konnte ich einen heimlichen Blick auf sie werfen. Ich würde nicht mit ihnen reden oder irgendetwas tun, an das sie sich erinnern konnten.
    Bevor der Unsichtbarkeitszauber nachließ, erneuerte ich ihn schnell. Lily Morganit oder Boris Blutstein konnten in einer Aussichtskabine sitzen, bis sie schwarz wurden; sie würden mich nicht finden.
    Es waren nur wenige Menschen in dem Park, in dem ich Sam und Jenna getroffen hatte: ein weißhaarigerMann und sein brauner Hund, Zwillingsschwestern mit pinkfarbenen Sonnenhüten, eine Mutter, die ihr Baby spazieren fuhr.
    Ich schwebte an stillen Häusern vorbei eine Straße hinunter, die vom Park wegführte, und strahlte meine Magie aus, ohne zu wissen, wie ich sie nutzen konnte, um die Personen zu finden, nach denen ich suchte.
    Ich flog langsam, meinen Zauberstab in der Hand. Auch wenn ich mir dabei ein wenig albern vorkam, versuchte ich, mit meiner Magie zu sprechen. Zeig sie mir. Zeig mir Sam und Jenna.
    Ich glitt ostwärts durch drei weitere Straßen und verspürte schließlich den Drang, vor einem Haus mit einem Ahorn im Vorgarten zu landen. Die Äste des Baums streckten sich in die Höhe, und wieder bewunderte ich die Form jedes Blatts. Das Haus war grün gestrichen. Die Rollläden waren offen, und ich konnte Schatten ausmachen, die sich hinter den Fenstern bewegten.
    Nur um auf Nummer sicher zu gehen, frischte ich den Unsichtbarkeitszauber noch einmal auf, bevor ich die Stufen zur Veranda hinaufging. Ich lugte durch die Fenster, aber die sich im Fensterglas widerspiegelnde Sonne machte es schwer, irgendetwas im Innern zu erkennen. Die Haustür ließ sich jedoch mühelos öffnen, und ich schlüpfte hinein.
    Ich wusste, ich hatte das richtige Haus gefunden, als ich Jenna in einem großen Raum mit beigefarbenen Wänden neben Sam stehen sah. Sie lächelte die offeneTür an. Sam drehte sich um und schien mich anzublicken. Ich fragte mich schon, ob der Zauber möglicherweise nachgelassen hatte, als sein Blick schließlich an mir vorbei und zum Eingang schweifte.
    »Du hast die Tür nicht richtig zugemacht«, hörte ich eine Frau sagen. »Die Fliegen werden reinkommen.«

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