Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
Vom Netzwerk:
ich regungslos liegen und starrte durch ein Gewirr zweigdünner Äste in den Himmel. Die Bannerit-Wedel kitzelten mich im Gesicht.
    Bannerit war für seine weichen, hübschen Blätter bekannt, die jedoch schrecklich bitter schmeckten. Berührte man einen Bannerit-Zweig auch nur leicht mit der Zunge, breitete sich sofort ein extrem herber Geschmack im Mund aus. Ich presste die Lippen fest zusammen.
    Was war mit mir los?
    Lily Morganit musste mich mit einem Zauber belegt haben. Anders ließ sich mein Zustand nicht erklären.
    Ich holte meinen Zauberstab hervor und saturierte ihn mit der größtmöglichen Menge Magie. Mit trägemBlick betrachtete ich den leuchtenden Streifen, der sich an dem schwarzen Stift entlangzog, und dachte angestrengt nach.
    Oh, wie sehr ich schlafen wollte.
    »Nicht einschlafen«, murmelte ich. Ich musste den Zauber rückgängig machen. Aber wie?
    Wenn ich doch nur das Buch meiner Mutter dabei hätte. Es gab bestimmt einen Zauber gegen die üble Magie, die offenbar sowohl meine Gedanken als auch meine Flügel lähmte. Es musste einen geben!
    Ich fühlte mich noch müder, mein Verstand noch benebelter. Während ich wie versteinert dalag, schlich sich ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit in mein Herz. Meine Arme waren stocksteif.
    Ich hielt mir die Spitze meines Zauberstabs an die schmerzende Stirn. »Heb ihn auf«, raunte ich. »Heb alle Zauber auf, mit denen man mich belegt hat.«
    Meine Hand plumpste auf den Boden, und ich lag reglos da.
    Ich atmete ganz tief durch. Der stechende Geruch des Bannerits stieg mir in die Nase. Meine Flügel hatten sich entspannt, und ich konnte wieder einen klaren Gedanken fassen. Ich konnte wieder meine magischen Kräfte durch mich hindurchrauschen hören.
    Entweder hatte mein improvisierter Zauberspruch funktioniert, oder Lilys Zauber war abgelaufen.
    Wahrscheinlich war Lilys Zauber abgelaufen. Jeder wusste, dass man Magie nicht mit gewöhnlichen Worten ausüben konnte. Wenn alltägliche Wörter magische Wirkung hätten, würden Elfen ständig aus Versehen Zauber bewirken.
    Was sollte ich jetzt tun? Ich steckte in ernsthaften Schwierigkeiten. Ich hatte eine mächtige Elfe beleidigt.
    Eine teuflische Elfe.
    Ich wollte mich nicht hinauswagen und mich Elfenland stellen, aber in den Bannerit-Büschen liegen bleiben wollte ich auch nicht. Am liebsten hätte ich den Rat im Buch meiner Mutter ignoriert und mich mit einem dauerhaften Unsichtbarkeitszauber belegt. Dann hätte ich mir wegen Lily Morganit nie wieder Sorgen machen müssen. Doch so verlockend mir diese Lösung auch erschien, ich wusste, dass es sehr dumm gewesen wäre. Daher steckte ich meinen Zauberstab weg und kroch aus dem Gestrüpp. Vorsichtig klopfte ich mir den Staub von den Kleidern und warf einen prüfenden Blick auf meine Flügel. Sie hatten ein paar Prellungen abgekommen, waren aber sonst unversehrt.
    Nachdem ich mehrere Stoßseufzer von mir gegeben hatte, beschloss ich, Leona zu suchen. Sie verstand die Welt der erwachsenen Elfen besser als ich. Vielleicht kannte sie eine Möglichkeit, den Mentor zu wechseln.
    Die erste Elfe, die ich nach Leona fragte, teilte mir mit, dass sie sich mit ihrem Mentor in der EOM-Kuppel traf. »Wie es sich für eine violette Elfe geziemt …«
    Als ich zur Kuppel kam, lungerte im Hof bereits eine ungeduldige Menge. Ich bahnte mir einen Weg nach vorne, ohne darauf zu achten, ob ich irgendwelcheFlügel zerknautschte. Die Elfen, die ich beiseite schob, reagierten gereizt. Eine Elfe mit blauem Gesicht fuhr mich an: »Keine Manieren, keine Eleganz … rückständige Eltern … hochnäsig …«
    Ich behauptete meinen Platz, aber es nützte nichts. Kaum tauchte Leona auf, stürmte die Menge nach vorne und drängte mich ab.
    »Ist das Gerücht wahr, dass Magistria Magnetit deine Mentorin ist?«, kreischte die Elfe mit dem blauen Gesicht.
    »Hat der Hohe Rat dir schon mitgeteilt, was er mit dir vorhat?«, rief ein rothaariger Elf.
    Fragen prasselten von allen Seiten auf Leona ein.
    Leona lächelte nur. »Natürlich kann ich nicht verraten, wer mein Mentor ist«, sagte sie, als es wieder still genug war, dass man sie hören konnte. »Und ich bin viel zu jung, als dass sich der Hohe Rat mit mir beraten würde.«
    Noch nie hatte ich ihre Freundschaft mehr gebraucht als jetzt, doch ich konnte nicht einmal ohne Publikum mit ihr reden. Wenn ich mich ihr zeigte, würde sie mich der Menge höchstwahrscheinlich als ihre violette Gefährtin vorstellen.
    Ich zwängte mich seitlich durch das

Weitere Kostenlose Bücher