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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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verloren. Den Gedanken, jetzt auch noch ihr Vermächtnis zu verlieren, konnte ich nicht ertragen. Bevor Beryl irgendetwas sagen konnte, sauste ich schon zur Tür hinaus. Ich tauchte in das Orchideenfeld ab und verbarg mich zwischen den dunkelroten Blumen.
    »Verita sil nos mertos elemen.« Unsichtbar flog ich Lily in Windeseile hinterher.
    Ich musste herausfinden, was genau in der pinkfarbenen Tasche war. Sobald Lily sie sicher zu den Morganit-Türmen gebracht hatte, hatte ich dazu keine Gelegenheit mehr.
    Aber wie konnte ich sie ihr abnehmen? Ich kam Lily immer näher, doch was konnte ich tun, wenn ich sie eingeholt hatte? Wenn ich die Tasche in ihrer Hand auch nur leicht berührte, würde sie mich mit einem Zauber belegen. Und möglicherweise gab es Zauber, mit denen man meinen Unsichtbarkeitszauber aufheben konnte.
    Es sei denn, ich nahm ihr den Zauberstab ab. In diesem Fall wäre es ihr unmöglich, Zauber auszuführen, die Magie-Stufe 7 oder darüber bedurften.
    Der Gedanke, einen Zauberstab zu stehlen, erschreckte mich. Noch vor ein paar Tagen war ich eine gute Elfe gewesen, die nie etwas Ungezogeneres tat, als sich nachts heimlich hinauszuschleichen und unter einem strahlenden Sternenhimmel über die Galena-Fälle zu fliegen. Jetzt brach ich Gesetze häufiger, als ich mich an sie hielt.
    »Sie scheint zu glauben, sie könne tun und lassen, was sie will« , hatte Lily gesagt. Hatte sie damit vielleicht Recht?
    Direkt unter uns befand sich ein kleines Orchideenfeld. Ein paar Kinder spielten »Kobold hüpf!« auf einem Sandplatz rechts davon. Sie beachteten Lily nicht, als sie über sie hinwegflog, und konnten mich nicht sehen, selbst wenn sie aufgeblickt hätten.
    Wenn ich doch bloß einen Zauber wüsste, mit dem ich sie aufhalten und ihr die Tasche abnehmen könnte. Aber die wenigen Zaubersprüche, die ich kannte, waren mir im Moment keine Hilfe. Ich würde aufgeben müssen.
    Wütend und ratlos fing ich an, meinen Zauberstab zu saturieren, obwohl ich wusste, dass es keinen Sinn hatte. Ich richtete ihn auf ihren Hinterkopf. »Ich wünschte, du würdest hier und jetzt einschlafen«, flüsterte ich.
    Auf einmal überschlug sich Lily mehrmals und stürzte in die Tiefe.
    Entsetzt sauste ich ihr im Sturzflug hinterher und bekam gerade noch den Saum ihres schimmernden Rocks zu fassen. Ich riss den Arm nach oben. Ein langgezogenes Geräusch war zu hören, als ihr Rock zu reißen anfing, dennoch gelang es mir, ihren Fall abzufangen.
    Sie stürzte in ein Orchideenfeld. Tief in Schlaf versunken lag sie mit einem ausgestreckten Arm da und hielt die pinkfarbene Tasche in der Hand. Der Saft zerquetschter Orchideen tropfte auf ihr zerschlissenes Kleid und hinterließ rote Flecken.
    Am ganzen Körper zitternd berührte ich Lilys Kopf mit meinem Zauberstab. Niemand durfte sie hier sehen. »Verita sil nos mertos elemen« , rief ich.
    Sie – und die Tasche, die sie bei sich trug – wurden sofort unsichtbar.
    Schwer atmend tastete ich den Boden nach der Tasche ab. Als ich sie fand, schob ich so sanft wie möglich die Hand hinein und zog ein nahezu schwereloses Buch heraus. Sobald ich es berührte, wurde es für mich sichtbar.
    Mir fiel wieder ein, was ich im Zauberbuch darüber gelesen hatte, wie der Unsichtbarkeitszauber funktionierte. Der Unsichtbarkeitszauber wird die Zielperson für jeden unsichtbar machen, indem er die Zielperson und alles, was die Zielperson berührt, als Teil der Umgebung erscheinen lässt.
    Niemand außer mir konnte das Buch jetzt sehen.
    Cinna Turmalin , Zauberbuch. Ich drückte es an meine Brust.
    Lily murmelte etwas im Schlaf. Wie viel Zeit hatte ich noch, bevor sie aufwachte?
    »Du bist ein hinterlistiger Zwerg«, sagte ich. »Warum hast du mich bestohlen?«
    Warum, warum, warum? Ich bezweifelte, dass ihr Interesse am Buch meiner Mutter den darin enthaltenen Zaubersprüchen galt. Meine Mutter war nie Mitglied des Hohen Rates gewesen. Sie hatte bestimmt keine Zaubersprüche gekannt, von denen Lily nichts wusste.
    Dann kam mir der Gedanke, dass Lily Morganit das Buch möglicherweise gar nicht für sich wollte. Vielleicht wollte sie einfach nur sicherstellen, dass ich es nicht las.
    Auch wenn Lily und ich die gleiche Magie-Stufe hatten, verschaffte ihr zauberisches Können ihr mir gegenüber einen Vorteil. Vielleicht hatte sie Angst, ich könnte zum Problem werden, wenn ich alle Zaubersprüche aus dem Buch meiner Mutter beherrschte.
    Deshalb hatte sie versucht, mein Erbe zu stehlen.
    Mieser,

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