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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Maispflanzen mit ihren dunklen Seidenkronen ein, die im Mondschein nahezu golden schimmerten.
    Aber ich war nicht zur Erde gekommen, um den Mais zu bewundern. Ich schaute auf meine Uhr. Fast Mitternacht! Wie schnell die Zeit vergangen war.
    »Transera nos« , sagte ich, während ich Sams Haus vor meinem geistigen Auge heraufbeschwor.
    Er saß auf den Stufen der Veranda, den Kopf in die Arme vergraben und mit einer alten Decke um die Schultern. Ihn so zu sehen, erinnerte mich daran, wie ich mich gefühlt hatte, als meine Eltern verschwanden.
    »Sam«, flüsterte ich, als ich näher kam.
    Er hob den Kopf. »Zaria?«
    »Du kannst mich nicht sehen, aber ich bin hier.«
    Er stand auf. Eine leichte Brise strich ihm übers Haar.
    Ich trat näher an ihn heran. »Ich habe deinen Vater gefunden. Er hatte sein Gedächtnis verloren, aber ich habe es ihm zurückgegeben. Er ist auf dem Weg nach Hause.«
    Das wusste ich zwar nicht sicher, aber wohin sollte Michael Seabolt sonst gehen, jetzt, da er sein Gedächtnis wieder hatte?
    »Auf dem Weg nach Hause?« Sam fiel die Decke von den Schultern, als er sich noch aufrechter hinstellte. »Bist du sicher?« Er streckte eine Hand aus, und ich nahm sie.
    Das Licht der Veranda flackerte auf. Die Tür zu Sams Haus ging auf, und er ließ meine Hand los.
    Seine Mutter stand in der Tür. »Sam? Was machst du da?«
    Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. »Nichts«, erwiderte er.
    »Jenna ist wach und hört nicht mehr auf zu weinen. Sie hat nach dir gefragt. Gehst du zu ihr und tröstest sie?«
    »Komme gleich.« Sam beugte sich vor, um die Decke aufzuheben. Als er sich aufrichtete, sah er zur Stelle, wo ich stand, den Blick auf einen Punkt ein wenig zu meiner Linken gerichtet. »Danke«, sagte er.
    Seine Mutter hielt die Tür weit offen. Ich streckte die Hand aus und strich über Sams Gesicht. »Auf Wiedersehen«, flüsterte ich, so leise, dass es nicht mehr als ein leichter Lufthauch war.

Ich sauste um Punkt Mitternacht durch das Zinnien-Portal nach Galena, gerade als mein Unsichtbarkeitszauber unwirksam wurde. Ich hielt nach Leona Ausschau.
    »Zaria?«, sagte jemand.
    Es war nicht die Stimme, die ich erwartet hatte.
    Ich blickte in die Nacht auf einen sich bedrohlich abzeichnenden Schatten, der auf mich zuschwebte. »Meteor?«
    »Ja, ich bin es.« Das Sternenlicht verlieh seinen Augen einen merkwürdigen Glanz und spiegelte sich auf den Streifen in seinem Haar wider.
    Bei unserer letzten Begegnung war Meteor so wütend gewesen, dass ich schon befürchtet hatte, wir würden nie wieder Freunde sein. Was machte er hier?
    »Sie haben Leona gefasst«, sagte er. »Und sie suchen nach dir.«
    Ich brachte kein Wort heraus. Sie hatten Leona gefasst? Wie?
    Mir fielen wieder die davoneilenden Elfenfüße ein, die Leona und ich gehört hatten, als wir uns unterhalten hatten. »Du«, stieß ich hervor. » Du warst der Spitzel!« Ich zog meinen Zauberstab, breitete die Flügel aus und hob ab.
    »Warte!«, rief Meteor und folgte mir.
    Ich berührte meinen Kopf. »Verita …«
    Blitzschnell schnellte seine Hand vor und packte meinen Zauberstab.
    Mein Herz brannte vor Kummer, und meine Kehle fühlte sich an, als würde ich gleich ersticken. Meteor,mein Freund aus Kindertagen, hatte meinen Zauberstab an sich genommen!
    Ich versuchte nicht einmal, gegen ihn anzukämpfen. Ich sank nach unten und fing mich bei der Landung kaum ab.
    Meteor folgte mir. »Zaria«, sagte er heiser.
    Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
    »Es stimmt, dass ich dich und Leona belauscht habe.«
    Ich warf einen vorsichtigen Blick auf sein Gesicht. Seine dunkle Haut verschmolz mit der Nacht, sodass ich seine Miene nicht ausmachen konnte.
    Er redete schneller. »Als du Leona erzählt hast, dass ich unter einem geschichteten Zauber stehe, habe ich dir nicht geglaubt. Aber weil wir schon so lange befreundet sind …« Er gab einen gewaltigen Stoßseufzer von sich. »Ich bin zu meinem Mentor gegangen, und er hat mir gesagt, wie man die Wirkung geschichteter Zauber aufhebt. So habe ich herausgefunden, dass du nicht dafür verantwortlich warst.«
    Dann tat Meteor Zirkon etwas, das ich nie von ihm erwartet hätte. Er ging auf die Knie. »Nimm deinen Zauberstab zurück«, sagte er. »Ich habe ihn nur an mich genommen, damit du hier bleibst und mir zuhörst.«
    Ich schloss die Hand um den einfachen Stift, den schmalen Schlüssel zu meinen magischen Kräften. Als mich die wohlige Wärme meiner Magie aufs Neue erfüllte, wollte ich nur noch

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