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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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schnaubte. »Ist dir das aufgefallen, ja? Sehr aufmerksam von dir.«
    »Wenn ich Ihrer Station Radia-Einheiten übertragen wollte, was müsste ich dann tun?« Ich gab mir alle Mühe, natürlich zu klingen.
    Seth wackelte mit den Ohren. »Du? Willst uns Radia übertragen?«
    »Wie viele Einheiten würden Sie brauchen?«
    Er biss sich auf die Lippe. »Um die Objektive wieder in Ordnung zu bringen, bräuchte es ein ganzes Grad Orange.«
    »Hundert Radia? Wie viel, um alle zu reparieren?«
    Der Geist prustete laut. »Weitere hundert.«
    »Wie lautet die Formel? Und welche Magie-Stufe ist nötig?«
    Er gluckste. »Der Zauber wurde vor langer Zeit von den Alten eingebettet. Zum Auffrischen reicht eine einfache Übertragung.« Er drehte sich zur Wand hinter ihm und tätschelte sie. »Übertragungsport.«
    Ich musterte es genauer. In einen der Malachit-Backsteine hatte man das Emblem der Krone eingemeißelt. Darin befand sich eine Einkerbung für die Spitze eines Zauberstabs.
    Das war also ein Übertragungsport. Ich holte meinen Zauberstab heraus.
    Als Seth meinen Stift sah, warf er sich vor mich und versperrte mir den Zugang zum Port. »Ein neumodischer, unveränderter Zauberstab? Dann bist du wohl eine rote Elfe. Ich darf nicht zulassen, dass eine rote Elfe Radia-Einheiten abgibt. Außerdem bist du viel zu jung, um überhaupt hier zu sein.«
    »Ich bin keine rote Elfe. Ich habe meinen Zauberstab nicht verändert, aber ich …« Ich hielt inne. Ich hätte es fast gesagt: Ich bin violett.
    »Ich kann’s dir nicht erlauben.« Der Elf stellte sich noch breitbeiniger hin.
    Die Elfe mit den braunen Flügeln rief nach ihm: »Seth, hilf mir mal mit diesem nutzlosen Skop!«
    Seth drohte mir mit dem Finger, bevor er losstiefelte, um der Elfe zu helfen. Sobald er mir den Rücken zugedreht hatte, drückte ich die Spitze meines Zauberstabs in die Einkerbung in der Wand. Es war ganz einfach. Ein kleines viereckiges Fenster neben dem Port leuchtete auf und zeigte an, wie viele Radia-Einheiten ich übertrug. Die Zahl stieg schneller und schneller, als zweihundert Radia aus meinem Zauberstab hineinflossen.
    Es wirkte sich schlagartig auf die Station aus. Risse in den Türen verschwanden, und die Skope nahmen einen makellosen Glanz an. Die Fliesen wurden glatt und sauber, als hätte man sie erst tags zuvor gelegt. Schrammen und Kerben in den Wänden lösten sich in nichts auf.
    Ich kann die Freude, die ich dabei verspürte, nicht beschreiben. Endlich hatte ich mit meiner Magie etwas Gutes getan, etwas, das länger als einen Tag überdauern würde, etwas, an dem sich viele erfreuen konnten.
    Überraschte Ausrufe waren zu hören. »Bei allen Trollen und Elfen, wer hat die Radia aufgedreht?«
    Seth wirbelte herum und starrte mich an. Mit einem Lächeln eilte ich an ihm vorbei in eine leere Kabine. Die Tür hatte einen schweren Riegel, den ich hinter mir zufallen ließ, bevor ich mit zusammengekniffenen Augen in das Okular des frisch reparierten Skops blickte.
    »Zeig mir Michael Seabolt«, sagte ich voller Eifer.

Der Mann, den ich durch das Skop sah, hatte feuerrotes Haar, das ihm strähnig am Kopf klebte. Seine Augen waren dunkelbraun, seine Haut war von der Sonne verbrannt und mit Sommersprossen übersät. Er durchquerte eine mondbeschienene Landschaft und blickte in die Ferne. Felsen und Sand und ein paar struppige Pflanzen waren seine einzigen Gefährten.
    Eine tiefe Schnittwunde an seiner Stirn war blutverkrustet.
    Als ich mithilfe meiner Magie Michael Seabolts Gedanken zu lesen versuchte, dachte ich nicht an das Gesetz, das es strengstens verbot, Magie für einen erwachsenen Menschen zu verwenden. Ich dachte nur an Sam und Jenna und wie sehr sie ihren Vater vermissten und sich wünschten, dass er wieder nach Hause kam.
    Und ich machte eine verblüffende Entdeckung. Michael Seabolt hatte vergessen, wer er war. Er hatte seine Frau und seine Kinder vergessen und wo er lebte.
    Mein erster Gedanke war, dass er möglicherweise auf Elfen getroffen war, die ihn mit einem starken Zauber belegt hatten, damit er sich nicht daran erinnerte, was er gesehen hatte. Aber je länger ich Sams Vater beobachtete, umso überzeugter war ich, dass sein Gedächtnisverlust nichts mit Magie zu tun hatte.
    Ich betrachtete die Wunde an seinem Kopf und bemerkte, dass einer seiner Arme herunterhing und der Ellbogen verdreht war. Er sah extrem dünn aus. Wie lange war er schon verschwunden? Ich hatte keine Ahnung.
    Wie war es dazu gekommen, dass Michael Seabolt

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