Zarias Geheimnis
machen?«
»Galena? Aber ich habe versprochen, bei dir zu bleiben, bis …«
»Bitte. Es ist wichtig. Ich möchte nicht, dass Beryl noch weiter leidet, und du bist ohne mich sicherer. Ich kann nicht fliegen, und die ganze Welt sucht nach mir. Außerdem hilft uns Beryl vielleicht, sobald sie von ihnen befreit ist. Vielleicht weiß sie etwas über die Eisernen Lande. Vielleicht weiß sie sogar, was Zwerge am meisten schätzen.«
Meteor blickte skeptisch. »Und wenn dich jemand hier findet?«
Ich deutete auf die verlassenen Türme. »Wenn mich jemand hier sucht, mache ich mich unsichtbar. Bitte, Meteor. Ich gebe dir fünfhundert Radia, wenn du gehst.«
Er sah mich wütend an.
»So viel schulde ich dir mindestens. Aber du musst mir erst beibringen, wie man Radia überträgt.«
»Du schuldest mir gar nichts«, erwiderte er. »Ich gehe.«
»Sei nicht böse.« Ich berührte ihn am Arm.
»Ich bin nicht böse«, gab er zurück, zog aber die Augenbrauen über der Nase zusammen. Er schwebte aufwärts.
»Was ist los?« Ich erhob mich ebenfalls.
»Nichts.«
Ich öffnete mein Zifferblatt. Fast drei Uhr morgens. »Bis du zurückkommst, ist mir vielleicht ein guter Plan eingefallen«, sagte ich zögerlich. Vielleicht wollte er gar nicht zurückkommen. Vielleicht hatte er mittlerweile genug von mir.
»Willst du denn wirklich, dass ich zurückkomme?« Der mürrische Ausdruck in seinem Gesicht verschwand.
»Natürlich. Ich warte hier auf dich.«
Meteor nickte. Er drückte kurz meine Schulter und flog dann kraftvoll und lautlos wie immer davon.
Und ließ mich allein zurück.
Die Zeit schien mir viel zu schnell wie Sand in einem kaputten Stundenglas durch die Finger zu rinnen.
Ich war müde und dennoch unglaublich rastlos. Ich wollte etwas tun , aber was? Meine Gedanken sprangen zwischen Leona und Sam hin und her.
Meteors Worte hallten mir in den Ohren: »… du musst den Menschen, der Elfenland betreten hat, mit einem Vergessenszauber belegen.«
Es war so ungerecht! Wenn Sam ein Elf wäre, könnten wir uns im Himmel über Oberon-Stadt treffen und gemeinsam Elfenland erkunden. Niemand würde sich irgendetwas dabei denken.
Aber Sam war kein Elf. Sam würde nie fliegen. Seine Magie-Stufe 5, die für einen Menschen hoch war, bedeutete in Elfenland wenig.
Und so erdbesessen, wie ich auch sein mochte, ich würde nie auch nur einen Tag in Sams Welt leben können. Schon allein meine Flügel würden mich zum Außenseiter abstempeln, eine ewige Fremde, die nie wirklich dazugehören würde.
Meteor hatte recht. Wenn Sam aufwachte, durfte er sich nicht daran erinnern, wo er gewesen war. Und wenn ich schon dafür sorgen musste, dass er mich vergaß, sollte ich es jetzt gleich tun, solange ich noch fest entschlossen dazu war.
Ich hatte Meteor zwar gesagt, dass ich auf ihn warten würde, aber im Augenblick erschien mir alles besser, als hier alleine herumzusitzen, ohne zu wissen, wann er wiederkommen würde.
Ich stand auf dem schmutzigen Balkon und machte mich wieder unsichtbar. Dann beförderte ich mich zu der kleinen Aussichtsstation, von der aus ich Michael Seabolt ausfindig gemacht hatte.
Keine Sekunde später fand ich mich auf dem Schoß eines verwunderten Elfs wieder, der erschreckt aufsprang, als wäre ein Schwarm Käfer auf ihm gelandet. Ich drehte mich zu ihm um und blickte in sein weißes Gesicht mit schwarzen Augen und neonpinken Haaren. Sein Mund stand so weit offen, dass mein Kopf hineingepasst hätte, aber noch bevor er einen Laut von sich geben konnte, saturierte ich meinen Zauberstab.
»Schlaf«, befahl ich. Er fiel sofort vornüber. Leider steckte ich zwischen seinem Brustkorb und dem Skop fest. Ich wand mich so lange, bis ich an den Hebel herankam und das Okular in Reichweite gebracht hatte. Als ich es endlich geschafft hatte, die Stirn an die Halterung zu lehnen, hörte ich lautes Hämmern an der Kabinentür.
»Oberons Krone«, murmelte ich. Ich reckte den Hals und sah eine Gruppe Elfen, die sich vor der Aussichtskabine in einem engen Knäuel zusammendrängte.
Hatte jemand überall herumposaunt, dass ich dieser Station vor Kurzem einen Besuch abgestattet hatte? Drängten sich alle diese Elfen vor der Tür, in der Hoffnung, mich auf der Erde zu erspähen und die Belohnung für meine Gefangennahme zu kassieren?
Ein kleiner runder Elf drückte seine orangefarbene Nase gegen das Fenster und schlug mit einer fleischigen Faust gegen die Tür.
»Lass mich rein«, rief er.
Ich ignorierte die neugierige Menge,
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