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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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»Wenn nicht, haben wir keine Zeit, mehr zu besorgen. Erinnerst du dich an die Zauberformel?«
    »Sag sie mir noch einmal.«
    Er wiederholte sie für mich, und ich spürte, wie er mir die klebrige Flasche mit dem Elixier in die Hand drückte. Ich spritzte die Reste über den Sandsteinfelsblock. Dann warf ich die Flasche weg und saturierte meinen Zauberstab auf 75.
    »Chantmentum sealerum resvera« , rief ich laut. Dann flüsterte ich: »Versiegle dieses Portal. Ad eternum.«
    Falls Meteor bemerkt hatte, dass ich die Formel mit gewöhnlichen Worten wiederholt hatte, sagte er nichts darüber. Ich hörte, wie er auf den Felsblock klopfte. »Versiegelt«, sagte er.
    Versiegelt. Einfach so. Für immer und ewig.
    »Der Suchtrupp in Galena …«, sagte ich atemlos.
    »… wird kein Portal finden«, erwiderte Meteor. »Es ist ein Wunder, dass du es noch rechtzeitig versiegelt hast.«
    Ich hatte Angst, er würde auf Sam zu sprechen kommen, aber er sagte nichts.
    »Kommst du mit mir nach Oberon-Stadt?«, fragte ich ihn.
    Meteor nahm meine Hand in die seine. »Natürlich. Ich habe versprochen, bei dir zu bleiben.«

Von der Anhöhe beförderte ich Meteor und mich zum Maisfeld-Portal. Aber bevor wir zur Goldenen Station durchgingen, bestand er darauf, mich mit einem Schutzzauber gegen geschichtete Magie zu belegen.
    »Fendus altus prehenden nos elemen.«
    »Danke«, sagte ich, obwohl ich nicht glaubte, dass ich ihn brauchte. Meine eigenen Schutzzauber hatten sich bisher als äußerst wirksam erwiesen. »Ich wünschte, du könntest mir helfen, die Wirkung des Troll-Elixiers abzuschütteln.« Ich probierte, aufzusteigen. »Ich kann ein wenig höher springen, aber fliegen kann ich immer noch nicht.«
    Meteor schwieg einen Moment lang. »Wir brauchen einen Plan«, sagte er. »Wir müssen einen Ort finden, an dem wir in Ruhe nachdenken können, was wir als Nächstes tun. Solange wir auf der Erde bleiben, müssen wir ständig unsere Unsichtbarkeitszauber erneuern, damit uns die Skope nicht entdecken. Gehen wir zurück nach Elfenland.«
    Er überraschte mich mit der Frage, ob er meine Hand halten könnte, wenn wir die Goldene Station betraten, einen Ort, an dem er noch nie gewesen war. »Wir wollen uns ja nicht verlieren.«
    Ich war sehr froh darüber, Meteors Hand zu halten. In der Goldenen Station herrschte das reinste Chaos, ein noch viel größeres Durcheinander, als ich dort je erlebt hatte. Der Lärm war ohrenbetäubend. Elfenmassen waren so eng aneinandergedrängt, dass wir uns nicht hätten hindurchzwängen können, selbst wenn ichhätte fliegen können. Alle schienen zu schreien und zu kreischen, aber ich verstand nicht, was sie sagten, weil jedes Wort in einem unaufhörlichen Getöse unterging. Am Boden wimmelte es nur so von Zwergen.
    »Warte mal!«, schrie ich Meteor ins Ohr. Ich beförderte uns beide an den ersten vertrauten Ort, der mir einfiel: den Hof in der EOM-Kuppel.
    Dort herrschte noch mehr Chaos. Dutzende Suchscheinwerfer, manche am Boden platziert, andere von Kuppeln und Türmen strahlend, durchfluteten den Himmel. Elfen sausten wie ein formloser Schwarm von rechts nach links und wieder zurück. Eine durch Magie verstärkte Stimme dröhnte:
    »Alle sind aufgerufen, nach Zaria Turmalin zu suchen, einer Elfe mit violetten Flügeln, die einen Zauberstab in Gestalt eines einfachen schwarzen Stifts bei sich trägt. Belohnung: zehntausend Radia-Einheiten zahlbar durch Übertragung von Zauberstab zu Zauberstab. Wer sie findet, benachrichtige ein Ratsmitglied. Sie ist schwerer Vergehen schuldig. Alle sind aufgerufen …«
    »Das alles … meinetwegen?«, murmelte ich entsetzt. Schwere Vergehen? Eine Belohnung – ausgezahlt in Radia-Einheiten ?
    Mir blieb fast vor Schreck das Herz stehen, als ich Meteor wieder sichtbar werden sah. In Sekundenschnelle erneuerte ich seinen und meinen Unsichtbarkeitszauber.
    Meteors Stimme hallte mir im Ohr. »Leg deine Hände auf meine Schultern.«
    Die Durchsage schallte immer und immer wieder durch die Luft, während ich meine Arme um Meteors Hals legte. Er stieg auf und wich Hunderten von suchenden Elfen aus. Indes klammerte ich mich an ihn und versuchte, möglichst nicht nach unten zu blicken. Sobald er freie Flugbahn hatte, ließ er das Zentrum der Stadt hinter sich. Er flog weiter, bis sich die Massen lichteten und schließlich gänzlich verschwanden.
    In einer ruhigen Wohngegend landete er auf einem leeren Balkon eines baufälligen Turms. Ich glitt von seinem Rücken auf einen Sims.

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