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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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einem dunkelgesichtigen Elf mit weißen Augenbrauen.
    »Zaria?«, sagte Sam. »Bist du hier?«
    Bei allen Trollen und Elfen, musste er denn meinen Namen vor Meteor rufen? Sollte ich ihm antworten oder warten, bis er wieder ging?
    Dann streckte Sam die Hand in den Felsblock.
    »Wow«, murmelte er. »Wow.« Er trat durch das Portal.
    Ich flitzte ihm hinterher und prallte dabei mit Meteor zusammen. Wir waren beide zur gleichen Zeit auf das Portal zugehechtet. Bei unserem Zusammenstoß fielen wir durch das Portal nach Elfenland. Ich hörte, wie eine Flüssigkeit gluckernd aus einer Flasche auslief und Meteor aufschrie.
    Genau in diesem Augenblick wurden Meteor und ich wieder sichtbar. Ich sah, wie er aufsprang. Er holte die indigoblaue Flasche hervor, aus der das Elixier schäumte und tropfte. Als er sie vorsichtig schüttelte, war nur ein leises Schwappen zu hören. Die Flasche war fast leer.
    Ich rappelte mich mühsam auf und begegnete Meteors verärgertem Blick.
    »Dieser Mensch kennt deinen Namen«, stellte er ruhig fest.
    Darauf hatte ich keine Antwort.
    Ich spähte besorgt nach vorne und konnte Sams Silhouette auf dem Felsen ausmachen, der die Galena-Fälle überblickte. Meine Flügel entfalteten sich und trugen mich, wenn auch nicht besonders anmutig, zu ihm hinüber. Meine Zehen schleiften weiterhin über den Boden.
    Als ich neben ihm landete, drehte sich Sam langsam zu mir um, wandte sich dann aber wieder ab, um den Wasserfall zu betrachten. Das Sternenlicht ergoss sich über die Fälle und brachte die Edelsteine zum Glitzern, die den Teich darunter säumten.
    »Ich habe geträumt, mein Dad hätte sein Gedächtnis verloren, aber dass du es ihm wiedergegeben hättest«,sagte er. »Was für ein Traum. Ich träume wohl immer noch.«
    »Du träumst nicht. Das alles ist wahr.« Sein Blick war so traurig, dass ich ganz nah an ihn herantrat und die Arme um ihn legte. »Dein Vater lebt. Du wirst ihn wiedersehen.«
    Als Sam meine Umarmung erwiderte, verlor ich das Gleichgewicht und rutschte von dem Felsen.
    Meine Flügel breiteten sich aus, konnten unseren Fall jedoch nicht verlangsamen. Die Arme umeinander geschlungen und von dem sanften Rauschen der Fälle umgeben, stürzten Sam und ich durch die Gischt.
    Als wir im Teich landeten, ließ Sam mich los. Meine Flügel hielten mich über Wasser, aber er tauchte unter.
    Nur für einen Moment. Dann brach sein Kopf aus dem Teich. Er lachte laut, drehte sich im Wasser und wirbelte kreisförmig die Gischt auf. Ich lachte auch, und unser Gelächter wob sich wie ein Dunstschleier ineinander.
    Sam fing an, mit langen Zügen auf die ansteigende Sandbank zuzuschwimmen. Er watete ans Ufer und blickte sich dann mit einem überwältigten Ausdruck im Gesicht um. Obwohl mich meine tropfenden Flügel behinderten und meine Füße sich wie Felsblöcke anfühlten, schaffte ich es bis zum Ufer und kletterte mühsam neben ihn.
    »Wir müssen dich zurück zur Erde bringen«, sagte ich. »Jetzt gleich.«
    »Zurück zur Erde.« Er klang ehrfurchtsvoll.
    »Da lang. Folge mir.«
    Seine Schuhe quietschten, als ich ihn den Weg entlangführte, der für die Kinder gemacht war, die noch zu jung zum Fliegen waren. Man hatte flache Stufen in den Felsen geschlagen; es hätte ein leichter Aufstieg sein müssen, aber ich stolperte immer wieder.
    Sam verfehlte keine einzige Stufe. Ein paarmal fing er mich auf, wenn ich kurz davor war, hinzufallen.
    »Hier geht es nach Hause«, flüsterte ich, als wir das Portal erreichten.
    Sams nasses Haar klebte ihm am Kopf. Seine Augen glänzten.
    Ich hörte einen Luftstoß, und Meteor drängte sich zwischen uns. Er stieß Sam durch das Portal.
    »Meteor!«
    »Keine Zeit, Zari.« Er deutete nach oben.
    Wie benommen sah ich eine leuchtende Wolke, die sich am Himmel bewegte. Magische Suchscheinwerfer, die gezielt umherstreiften. Ich zog sofort meinen Zauberstab und machte erst Meteor und dann mich unsichtbar. Wir eilten durch das Portal. Sam stand nur ein paar Schritte entfernt da und starrte auf den Felsblock.
    »Obliv trau« , sagte Meteor, und Sam sank auf den Boden und schlief tief und fest.
    »Schick ihn nach Hause, Zaria«, befahl Meteor. »Ganz gleich, was er dir bedeutet, er kann jetzt nicht hierbleiben.«
    Ich kniete mich neben Sam hin. »Transera nos« , flüsterte ich, während ich mir sein Schlafzimmer vorstellte.
    Sobald Sam weg war, fragte ich Meteor, ob noch genügend Elixier übrig war, um das Portal zu versiegeln.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er.

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