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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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auf die Beine. Sie zerrten mich näher an den Tisch, an dem die Ratsmitglieder aufgereiht saßen. Dann legten sie mir Messingfesseln um die Fußgelenke und den Hals und ketteten mich zwischen zwei Pfosten an, die an der Tür befestigt waren.
    Ich weiß nicht, warum sie sich überhaupt die Mühe machten. In dem Mantel war ich völlig wehrlos.
    Als Nächstes holten sie Leona aus ihrem Käfig und brachten sie zu einer runden Plattform in der Mitte des Podiums. Ich hoffte, sie würde mir im Vorbeigehen ein mitfühlendes Lächeln schenken, doch vergebens. Ihre Augen waren ausdruckslos. Sie stieg die kurze Treppe zur Plattform hinauf und stand stumm, das Gesicht zum Hohen Rat und den Rücken zu mir gewandt, da.
    Was hatten sie ihr angetan? Welche bösen Zauber konnten Leona ihrer Leidenschaft, ihres Muts und ihrer Energie berauben?
    Lily berührte erst ihre und dann Leonas Kehle mit der Spitze ihres Zauberstabs. »Augnere ros.«
    Ihre Stimmen waren jetzt magisch verstärkt. Lilys widerlich freundlicher Tonfall hallte von allen Wänden wider. »Leona Blutstein, erzähl uns, was gestern auf der Erde passiert ist.«
    Leona schlug alle in der Kuppel mit einer Geschichte in den Bann, wie sie mir auf die Erde gefolgt war, aus Angst, ich würde einem Menschenjungen etwas antun. Wie es schien, hatte ich mit diesem armen Menschen eine Rechnung offen, weil er mich auf irgendeine Artund Weise beleidigt hatte. Sie erzählte ein Lügenmärchen, wie ich den Jungen in eine Kröte verwandelt und sein Haus in Brand gesetzt hatte. Dann zeigte sie ihre Hand und ihren Flügel und behauptete, ich hätte ihr diese Brandwunden zugefügt, als sie versuchte, mich davon abzuhalten.
    Das konnte nicht Leona sein. Ich kannte sie. Ich kannte ihre Schwächen wie ihre guten Seiten. Sie konnte empfindlich und hochmütig sein, aber Leona war ebenso loyal. Ihre beste Freundin für das beschuldigen, was sie selbst getan hatte? Da würde sie lieber sterben.
    Ich hielt nach meinen anderen alten Freunden in der Menge Ausschau. Andalonus’ kupferne Augen waren glasig, er presste die Lippen fest zusammen und zog sich mit beiden Händen an den Ohren. Meteor stand mit gebeugten Schultern da, Kinn auf der Brust, die Augen geschlossen.
    »Möchtest du noch etwas hinzufügen?«, fragte Lily Morganit Leona.
    Leona entschuldigte sich dafür, dass sie versucht hatte, meine Taten zu vertuschen.
    »Sag mir, Leona, bis gestern, hast du da Zaria Turmalin als deine Freundin betrachtet?«
    »Ja. Wir waren Freundinnen.«
    »Danke. Leider muss ich dich noch ein wenig länger unter Arrest behalten.« Lilys Tonfall machte klar, dass sie Leona viel lieber freilassen würde.
    Ohne Widerworte ging Leona zurück in ihren Käfig und ließ sich wieder einsperren, während der Hohe Ratvon Elfenland – einschließlich Leonas Mentorin Magistria Magnetit – über sie richtete.
    Auf der Plattform, auf der Leona ihre Falschaussage gemacht hatte, stand nun Boris Blutstein. Ich sah nur seinen geraden Rücken, seinen grauen Nacken und sein kurz geschorenes Haar.
    Lilys zuckersüße Stimme erfüllte die Luft. »Herr Blutstein, haben Sie Zaria Turmalin und Leona Blutstein von einer Aussichtskabine bei ihrem unklugen Besuch auf der Erde beobachtet?«
    »Ja, Ratsmitglied«, antwortete Blutstein.
    »Und Sie können Zarias Magie-Missbrauch bestätigen?«
    »Ja.«
    Lily dankte ihm, während ich mir Zauber ausdachte, mit denen ich ihn traktieren würde, wenn ich je wieder frei sein sollte. Ein Knebelzauber war das Mindeste, was er verdiente. Ein dauerhafter Knebelzauber.
    Nach Blutstein schwebte Meteor Zirkon auf das Podium. Als er sich dem Zeugenstand näherte, sah er zu mir. Jeglicher Glanz war aus seinen Augen gewichen; sie wirkten wie tote Steine.
    Wie die anderen Zeugen musste mir Meteor den Rücken zudrehen, um sich an Lily zu wenden. Ich konnte von ihm nicht mehr als das zerknitterte Gewand, das ihm über die Schultern hing, und die Streifen in seinem Haar sehen.
    Lily fragte ihn, ob er am frühen Morgen bei mir zu Hause gewesen sei.
    »Ja«, erwiderte Meteor, seine Stimme klang heiser.
    »Und was hast du dort vorgefunden?«
    »Ich habe …« Meteor senkte den Kopf.
    »Bitte sprich weiter.«
    »Ich habe Zarias Vormund, Beryl Danburit, gefunden. Ich habe daraufhin meinen Vater, Ratsmitglied Zirkon, gerufen.«
    »Ja?« Lily drehte sich Meteors Vater zu. »Und?«
    Ratsmitglied Zirkon erhob sich und hielt sich den Zauberstab an die Kehle. »Beryl Danburit ist tot. Wie es scheint, ist sie an den

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