Zarias Sehnsucht

hast den Mantel verschwinden lassen.«
    »Aber wenn da Rückstände gewesen wären …«
    Er ließ den Becher fallen, der auf dem Boden in mehrere Stücke zerbrach. Laz stützte sich mit beiden Händen an der Mauer hinter ihm ab und schloss die Augen. Als er sie wieder aufschlug, hatte er einen entsetzten Ausdruck im Gesicht. »Was hast du getan?«, flüsterte er.
    »Ich!«
    »Du.«
    »Was ich getan habe?« Ich flog auf ihn zu und blieb erst, kurz bevor ich mit ihm zusammenprallte, stehen. »Was haben Sie getan? Sie haben mich an eine bösartige Schlange verkauft, als wäre ich eine Kiste Kakao. Was hatte ich Ihnen denn getan?« Ich fuchtelte mit meinem Zauberstab vor seinem Gesicht herum. »Ich habe Ihnen vertraut .«
    Er schien mich kaum zu hören.
    »Ich habe mein Leben gerettet«, fügte ich hinzu.
    Schließlich nickte er. »Aber dadurch hast du womöglich Elfenlands Untergang besiegelt.«
    »Elfenlands Untergang besiegelt?«
    »Wer hat diese … Rückstände?« Seine Stimme klang so hohl, dass ich ihm eins auf den Kopf geben wollte, um herauszufinden, ob da noch irgendetwas drin war. »Bitte sag mir, dass sie nicht in Lily Morganits Hände gefallen sind.«
    »Nein.«
    Es hatte den Anschein, als würde er sich ein wenig von seinem Schreck erholen – er löste sich von der Mauer.
    »Ich habe das Pulver behalten«, sagte ich und war froh, dass ich ihm nicht die ganze Wahrheit verraten musste. Wenn ich ihn darüber aufklärte, dass Lily ein paar Körnchen davon besaß, würde er möglicherweise sofort vor Schreck tot umfallen. »Sagen Sie mir, was es bewirkt und wie ich es loswerden kann.« Das waren zwei Fragen, aber vielleicht würde er es nicht bemerken.
    »Das aevum derk «, begann er und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Es wird in alten Überlieferungen erwähnt, aber ich habe nie geglaubt …«
    »Wie haben Sie es genannt?«
    » Aevum derk. Der Tod der Magie.« Laz, der gelassenste Elf, den ich kannte, zitterte wie ein Käfer im Wind. »Es heißt, schon eine Prise kann jeglichen Zauber vernichten, ganz gleich, wer ihn ausgesprochen hat oder woher er stammt.«
    Bisher hatte er mir nichts erzählt, das ich nicht bereits vermutete.
    »Wie viel hast du davon?«, fragte er.
    »Etwa eine hohe Glasflasche voll.«
    »Eine Flasche. Woher hast du gewusst, dass man aevum derk nur in Gegenständen aus Glas aufbewahren kann?«
    Zitternd schüttelte ich den Kopf. Ich hatte es nicht gewusst. In Wirklichkeit war es nur Glück gewesen, dass ich das aevum derk auf eine Art eingesammelt hatte, die weder mich noch meine Freunde noch den gesamten Hohen Rat von Elfenland vernichtet hatte. Aber das würde ich Laz bestimmt nicht verraten.
    »Wer weiß noch, dass du es hast?«, fragte er.
    Ich presste die Lippen zusammen. Es gab keinen Grund, ihm von meinen Freunden zu erzählen.
    »Weiß Lily Morganit davon?«
    Ich war wohl zusammengezuckt, weil Laz im nächsten Augenblick leise zum Himmel fluchte, ein langer Schwall Worte, von denen ich die meisten noch nie gehört hatte. Als er sich wieder auf mich konzentrierte, machte er es kurz. »Dein Schicksal ist besiegelt. Sie wird vor nichts zurückschrecken, um dich zu finden und dir das aevum derk abzunehmen.« Er schüttelte den Kopf.
    » Hier wird sie mich nicht suchen«, erwiderte ich. »Ihre Schenke ist wahrscheinlich der einzige Ort in Elfenland, an dem sie mich nie vermuten würde. Sie haben mich in den Mantel gehüllt, schon vergessen? Und haben mich an sie ausgeliefert. Damit hat es angefangen, Laz.« Ich umklammerte meinen Zauberstab noch etwas fester. »Erzählen Sie mir mehr über das Pulver. Wie lange dauert seine Wirkung an?«
    Er fuhr sich mit der Hand durch sein strähniges Haar. »Bis in alle Ewigkeit.«
    »Bis in alle Ewigkeit?«, entfuhr es mir schrill. »Soll das heißen, man kann es immer wieder benutzen?«
    »Nein. Sobald man es gegen Magie angewendet hat, verschwindet es. Aber seine Wirkung verweilt an dem Ort, an dem es benutzt wurde. Ad eternum .«
    Für immer und ewig.
    »Sie lügen.«
    »Ich würde bei so einer Sache nicht lügen.«
    Ich schwebte auf Augenhöhe mit dem großen Elf. »Woher wissen Sie das?« Wie viele Fragen habe ich gestellt? »Wenn das, was Sie sagen, der Wahrheit entspricht, können Sie nur darüber Bescheid wissen, weil es schon einmal von jemandem geschaffen wurde. Wenn man es je benutzt hätte, würde seine Wirkung immer noch irgendwo fortdauern.«
    Er deutete mit dem Kopf auf die Grenzmauer. »Du weißt, dass in den Eisernen Landen