Zarias Sehnsucht
keine Magie möglich ist?«
»Natürlich.«
»Und du glaubst, dass jedes Fleckchen Erde in den Eisernen Landen mit Eisenstaub bedeckt ist?«
Ja, das glaubte ich. Das hatte man uns in der Schule beigebracht.
»Warum, glaubst du, kann niemand, der dort lebt, Magie anwenden?«, fuhr er fort.
Ich schluckte. »Aber …«
»Genau, meine liebe Elfe. Ein ganzer Landstrich von Elfenland, an dem Magie tot ist.«
»Aber Sie haben gesagt, Sie wären schon oft dort gewesen. Und Sie können immer noch Magie benutzen.«
»Das kann ich, wenn ich wieder hier bin. Das aevum derk wurde vor einem Jahrtausend verstreut, daher bin ich nie damit in Berührung gekommen. Seine Wirkung auf das Land hält jedoch an.«
Ich sank zurück auf den Boden, die Tragetasche schwer in meiner Hand. »Wollen Sie damit sagen, dass es von niemandem je überwunden werden kann?«
Er rieb sich das Kinn. »Ich habe gehört, dass tausend Radia-Einheiten und Magie-Stufe 100 nötig sind, um die Wirkung eines Korns aevum derk rückgängig zu machen. Niemand hat so viel Magie zu verschwenden.«
Vor mir erschien das Bild von Lily, die über meinem Kamin schwebte. Sie hatte Magie benutzt, um sich ins Haus und wieder heraus zu befördern. Sie musste Tausende Radia verbraucht haben, nur um ein paar Körnchen aevum derk in die Hände zu bekommen.
»Wo bewahrst du das Pulver auf?«, fragte Laz.
Ich hielt seinem Blick stand und widerstand dem Drang, nach unten zu sehen, hatte aber Angst, dass die Tücher die Flasche in meiner Tasche nicht richtig verbargen. Was würde passieren, wenn er sie entdeckte? Was war, wenn er es erriet?
»Das sage ich Ihnen nicht«, erwiderte ich. »Nur wenn Sie mir erklären, wie ich es loswerden kann, verrate ich es Ihnen.«
Er gab sein hustenartiges Lachen von sich. »Es loswerden? Unmöglich. Es verschwindet nur, wenn man es über Magie streut. Nur so braucht es sich auf.« Er ließ sich gegen die Mauer sacken. »Wenn du eine ganze Flasche aevum derk besitzt, müsste man es gegen Zauber anwenden, die mehrere Millionen Radia wert sind.«
Bei allen Trollen und Wichteln!
»Noch eine letzte Frage«, sagte ich. »Wie stellt man aevum derk her?«
Er schnaubte. »Das frage ich dich . Wie hast du es angestellt? Wie hast du Magie verwandelt, die eigentlich deine magischen Kräfte auslöschen sollte?« Er blickte mich fest an, seine dunklen Augen wie immer halb geschlossen. Dann riss er sie für einen kurzen Moment weit auf. »Oberons Krone. Warum habe ich das nicht schon vorher erkannt?«
»Was erkannt?«, wollte ich wissen.
»Du bist eine der Feynara«, flüsterte er.
»Eine was?«
Er hob die Arme zum Himmel. »Warum?«, klagte er. »Warum musste ich von allen Elfen, die ich in diesen Mantel hätte stecken können … ausgerechnet sie erwischen?«
»Was sagen Sie da?« Auch ich flüsterte.
»Die Feynara.« Er starrte mich an. »So lange, wie deine Art bereits ausgestorben ist, ist es ein Wunder, dass es überhaupt ein Wort für euch gibt. Und doch stehst du jetzt vor mir.« Er verbeugte sich unsicher. »Banburus Lazuli, zu deinen Diensten.«
»Was meinen Sie damit?«
»Vor langer, langer Zeit, Zaria«, begann er heiser, »hat es Elfen mit außerordentlichen Kräften gegeben. Jede verfügte über Radia-Vorräte im violetten Bereich und über Magie-Stufe hundert. Sie konnten sich mit unbekannten Zaubern schützen. Und sie besaßen Magie, die im unerwartetsten Moment in Erscheinung trat.« Er schenkte mir sein furchterregendes, verzerrtes Grinsen. »Du bist eine von ihnen. Eine Feynara. Und das ändert alles. Du brauchst Lily Morganit nicht mehr zu fürchten, Zaria. Sie hat nicht die Macht, dich zu besiegen. Denn wenn sie eine Feynara wäre, wüssten alle davon. Dann hätte sie den König und die Königin schon längst entthront.«
Ich runzelte die Stirn. »Lily besitzt riesige Mengen Radia. Viel mehr als ich.«
Laz hob die Nase. »Du besitzt aevum derk . Du musst nichts weiter tun, als ein wenig auf Lily und ihren Zauberstab zu streuen. Dann wird sie keine Bedrohung mehr für irgendjemanden darstellen. Du könntest einen Anzug tragen, um dichvor dem Pulver zu schützen. Menschen stellen solche Anzüge auf der Erde her. Ich könnte dir zeigen, wo sie sie aufbewahren.«
Ich malte mir aus, wie ich seinen Vorschlag in die Tat umsetzte. Wie würde es sich anfühlen, Lily all ihrer Magie zu berauben? Mich nie wieder fragen zu müssen, was sie gerade aushecken und welchem meiner Freunde sie Schaden zufügen könnte?
Laz nickte.
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