Zarias Sehnsucht
den Rand der goldenen Teetasse. »Werde zu aevia ray .«
Zuerst lag die Paste in der Tasse, ohne dass irgendetwas passierte, und sah aus wie ein Fleck, den jemand vergessen hatte wegzuwischen. Aber unter unseren aufmerksamen Blicken fing sie an, sich zu verwandeln. Die Farbe veränderte sich von Beige zu Rubinrot. Rot wurde zu Orange, dann schnell zu Gelb und dann Grün. Einen Augenblick lang war sie blau. Indigoblau. Violett.
Dann zerfiel die Paste zu einem Häufchen durchsichtigen Pulvers.
»Es sieht genauso aus, wie es der Zauber beschreibt«, flüsterte Meteor.
Ich rechnete damit, dass Laz die Tasse an sich reißen würde, sobald er überzeugt war, es wäre aevia ray darin, aber er überraschte mich. Er verbeugte sich – so als meine er es wirklich ernst, während die Feder an seinem Hut über den Boden schleifte.
»Was soll ich damit machen?«, fragte er Meteor ehrfurchtsvoll.
»Nehmen Sie es auf die Zunge.«
Laz blickte uns einer nach dem anderen an. »Darf ich?«
Alle nickten. Auch wenn nicht besonders freundlich.
»Sollten Sie Ihren Hut nicht abnehmen?«, fragte Leona gehässig. »Wird er nicht die Wirkung des aevia ray beeinträchtigen?«
Er grinste sie an. »Kurzum, nein. Der Hut schützt mich vor Zaubern, die sich gegen mich richten.« Er öffnete seine Kristalluhr. »Zu Ehren dieses historischen Moments erlaube ich euch einen Blick auf meine Magie-Stufe und Farbe.« Er zeigte uns, dass seine Uhr Magie-Stufe 45 und volles Gelb angab.
Er hob die goldene Teetasse an. Nachdem er sich den Inhalt auf seine blaue Zunge gekippt hatte, schloss er die Augen und wartete.
Ich saß neben ihm und beobachtete, wie sich der Radia-Zeiger an seiner Uhr bewegte. Er stieg von Gelb auf das erste Grad Grün.
Ich schnappte nach Luft, und die anderen reckten die Hälse, um etwas zu sehen. Es passierte! Wir hatten es geschafft; wir hatten aevia ray geschaffen, eine sagenumwobene Substanz aus grauer Vorzeit.
Der Radia-Zeiger an Laz’ Uhr sprang von Grün auf Blau und dann von Blau auf Violett. In der Mitte des violetten Bereichs blieb er stehen, erzitterte und rührte sich nicht mehr.
Laz riss die Augen auf. Als er seine Uhr sah, ließ er einen Schrei fahren, der Purzel weckte.
»Schnell«, drängte ich die anderen und zeigte auf den Gnom, der sich aufsetzte und sich die Augen rieb. »Räumt alles weg.«
Wir schafften rasch die Bestandteile beiseite, während Purzel von seinem Fensterplatz herunterkletterte und auf mich zugeschlurft kam. Er kroch auf meinen Schoß.
»Ein Trog von einem Schmuggler hat mehr Radia als ich.« Leona schnaubte vor Wut. »Mehr als eine echte violette Elfe.«
Laz zwinkerte ihr verschmitzt zu. »Glaubt ihr immer noch, ihr solltet alles nach Anschield bringen? Denkt daran, ihr könntet alle volles Violett haben, und es wäre trotzdem noch jede Menge für Ihre Majestäten übrig.« Er salutierte vor Leona. »Ein kleiner Trost, ich weiß, meine Liebe … aber schau, es hat meine Magie-Stufe nicht erhöht, nur meine Vorräte . Wenn es um Magie-Stufen geht, bist du nach wie vor die mächtigste Elfe im Land.« Er zeigte allen noch einmal seine Uhr, und die Magie-Stufe lag tatsächlich weiterhin unverändert bei 45.
Ich war unglaublich erleichtert, dass Laz sich nicht unsichtbar machen konnte – dieser Zauber erforderte nämlich Magie-Stufe 50. Wenn er sich unsichtbar machen könnte, müsste ich ständig über meine Flügel blicken. Es war schlimm genug, dass er mithilfe seines Huts durch meine Schutzzauber marschieren konnte, wann immer es ihm gefiel. Oh ja, ich war erleichtert. Andererseits gefiel es mir nicht, zu wissen, dass Andalonus nie zur Erde reisen würde, selbst wenn er aevia ray zu sich nahm.
Purzel spielte mit dem Deckel meiner Uhr und klappte ihn auf und zu, was mich daran erinnerte, meine Radia-Vorräte zu überprüfen.
»Hunderttausend Radia, um aevia ray herzustellen«, verkündete ich. »Genau, wie Meteor gesagt hat.«
Laz sprang auf die Füße. »Wie versprochen, mache ich mich jetzt auf den Weg.«
»Das war’s?«, rief Leona. »Kein Wort des Dankes?«
»Ich hatte den Eindruck, dass ihr mich loswerden wollt.«
»Aber Zaria hat gerade hunderttausend Radia verbraucht, für Sie. Sie schulden ihr etwas!«
Er schnippte gegen die Krempe seines Huts. »Manchmal spiele und gewinne ich.« Er blickte auf mich hinunter. »Viel Glück damit, dein Versprechen den Trollen gegenüber zu halten. Und nimm dich vor der Morganit-Kreatur in Acht.«
»Moment, Laz.« Etwas an dem, was
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