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Zarias Sehnsucht

Zarias Sehnsucht

Titel: Zarias Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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ergießen und in den Ritzen zwischen den Fliesen versickern, bis nur noch ein paar Tropfen von mir übrig waren.
    Meteor drückte meine Schulter und zog mich an sich. Leona und Andalonus sprangen nach vorne. Meine Freunde murmelten mir tröstende Worte zu, sagten, es sei ganz natürlich, zu hoffen, vollkommen verständlich, in meiner Lage würden sie genau dasselbe tun.
    Ich redete mir ein, dass sich nichts wirklich verändert hatte. Fünf Jahre lang hatte ich geglaubt, meine Eltern und mein Bruder wären auf der Erde gestorben. Es war einfach nur so, dass sich Laz’ Worte mit meinen Hoffnungen vermischt und meine Familie in meinem Geiste wieder zum Leben erweckt hatten.
    Und ich konnte mir immer noch nicht sicher sein. Ich wusste es nicht mit Sicherheit! Hin und wieder stellten sich Gerüchte auch als wahr heraus.
    Laz räusperte sich laut. »Wenn ich mich richtig entsinne,sind wir hier aus einem ganz bestimmten Grund, der keinen Aufschub duldet?«
    In diesem Augenblick hasste ich ihn. Hasste ihn mehr als Troll-Magie, mehr, als von Hunderten Gnomen zerquetscht zu werden, mehr als den Verlust der indigoblauen Flasche.
    Ich hasste Laz mehr als Lily Morganit.
    Aber wenn ich je die Wahrheit herausfinden wollte, je Gerücht und Wirklichkeit voneinander trennen wollte, je Lily besiegen und das aevum derk zurückholen wollte, musste ich meine Gefühle in diesem Moment beiseiteschieben.
    Daher sagte ich meinen Freunden, dass alles in Ordnung sei. Ich sagte ihnen, ich sei jetzt bereit – bereit, fortzufahren.

Wir saßen alle wieder auf unseren Plätzen um die goldene Teetasse herum.
    »Zuerst das Nectara«, sagte Meteor zu Leona. »Nur einen Tropfen.«
    Mit ruhigen Händen schraubte sie den Deckel ab und gab einen Tropfen in die Tasse. »Ich hoffe, es ist echt.«
    »Als Nächstes kommt der Keks.« Meteor zwackte einen Krümel ab.
    »Etwas, das Kobolde schätzen.«
    Laz streute eine Prise Le MoCo hinein.
    »Jetzt den Kometenstaub«, sagte Meteor zu mir. »Ein Korn.«
    Ich holte die Phiole hervor. Als ich sie öffnete, stieg mir ein leichter Duft in die Nase, derselbe, den ich auf der Erde gerochen hatte. Licht und Dunkelheit prallten in meinem Herzen zusammen, wogten, sausten, wirbelten. Ich hatte das Gefühl, mit großer Geschwindigkeit zu fliegen, und sah Sterne aufleuchten und verblassen, Tage und Nächte verschmelzen und Feuer auflodern, in denen sich Eiskristalle bildeten.
    Ich schüttelte ein Körnchen in die Tasse.
    Meteor zeigte auf Andalonus. »Sing, während ich das alles verrühre.«
    Andalonus stimmte das Wichtel-Lied an, und Meteors Witze­leien zum Trotz hatte er eine recht gute Stimme.
    »Auf und ab,
    herein und heraus,
    drüber und drunter
    und zur Quelle hinab.«
    Mit dem silbernen Löffel vermengte Meteor die Bestandteile zu einer beigefarbenen Paste, die kaum den Boden der Tasse bedeckte. Er rührte, bis Andalonus die letzten Worte sang.
    »In den Bächen fließt der Fluss,
    fließt hinab und immerzu.
    In den Flüssen weilt der Himmel,
    und der Himmel, der bist du.«
    Dann zog Meteor eine Schriftrolle aus seinem Elfgewand. »Der letzte Schritt ist, den Zauber auszusprechen. Das müssen Leona oder Zaria tun, weil dazu Magie-Stufe 100 erforderlich ist. Es ist ein ziemlich langer Zauberspruch.«
    »Ich mache es. Ich kann hunderttausend Radia entbehren.« Leona zog ihren Zauberstab.
    Meteor hielt die Schriftrolle, damit Leona und ich sie lesen konnten. Seine Handschrift war gut leserlich, aber das war belanglos. Da waren viel zu viele Wörter, geheimnisvolle Wörter, die nur ein Gelehrter aus einer anderen Zeit verstehen konnte. Begriffe wie omtept, deromi und lrgyslon.
    »Ich kann‘s nicht«, sagte Leona. »Nichts von dem, was du aufgeschrieben hast, erkenne ich wieder. Ich würde es falsch aussprechen und alles verderben.«
    Sie sah mich an, und alle anderen folgten ihrem Blick.
    »Ein Feynara-Zauber für aevia ray ?«, fragte ich.
    »Du hast Portale geöffnet«, erwiderte Meteor. »Du hast eine Granitwand errichtet. Du hast Schutzzauber geschaffen, die selbst Zwerge nicht durchdringen können.«
    Ich hatte aevum derk erschaffen.
    »Im Vergleich dazu«, meinte Andalonus, »ist aevia ray bunter Rauch.«
    Laz gab ein heiseres Lachen von sich. »Ich setze auf dich, Zaria Turmalin.«
    Ich wartete, bis ich Kraft in mir aufkommen spürte. Die anderen warteten auch. Nicht einmal Laz versuchte, mich zu bedrängen. Ich holte meinen Amethyst-Zauberstab hervor, saturierte ihn auf Magie-Stufe 100 und berührte dann

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