Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition)
einmal Söhne aus dem Geschlecht der Romanows, die Rasputin gemeuchelt hatten.
„ Du hast schon immer auf die Falschen gehört! Ich hätte dich niemals heiraten sollen. Alle wollten das verhindern, selbst deine Mutter. Sie wusste, warum. Jetzt führst du sogar Krieg gegen die Deutschen. Wir sind Deutsche!“
„ Warum sind wir Deutsche?“, fragte der Zarewitsch.
„ Mama will damit sagen, dass wir auch deutsche Wurzeln haben, da sie in Deutschland geboren wurde“, erklärte ich.
„ Dann sollten wir vielleicht auf Mama hören und fliehen“, versuchte der kleine Zarewitsch im Streit zwischen seinen Eltern auf kindliche Weise zu vermitteln.
Unser Vater sah ihn traurig an.
„ Ihr seid Russen! Und ich bin nicht so verdorben wie die, die Rasputin töteten. Alles muss nach Gesetz und Ordnung erfolgen.“
„ Glaubst du diesen Unsinn noch?“, schrie Mutter.
„ Die Gesetze machen Menschen. Du bist der Zar! Mach ein Gesetz, das uns beschützt! Rasputin war ihnen egal. Sie wollten in Wirklichkeit deinen Sohn, den Thronfolger! Ihn wollten sie töten und dein Zarentum zerstören! Wer soll jetzt den Zarewitsch heilen? Doktor Botkin etwa? Bist du denn blind? Töte sie, schnell! – Oder ich fliehe mit den Kindern allein! Sie sind keine Russen, sondern Deutsche! Alle sehen das so!“
Entsetzt schauten wir uns an. Wir erkannten unsere Mutter nicht wieder. Die Sorge machte sie wahnsinnig. In ihren Appellen erahnten wir das ganze Ausmaß der Gefahr.
„ Ich werde den Arzt rufen lassen“, schlug Vater vor.
Mama spuckte in Raserei auf den Boden.
„ Damit der mir Laudanum gibt oder mich wegen des Aussprechens der Wahrheit für irre erklärt? Das wollen sie doch nur! Ich traue hier keinem mehr! Warum vertraust du deinen Beratern immer mehr als uns. O Nicky! Warum ist es so weit gekommen? Wo ist deine Liebe geblieben? Dieser Krieg hat dich verändert. Du trägst ebenso Schuld, dass unser Beschützer Rasputin ermordet wurde. Diese Schlangen haben erkannt, dass er sie enttarnt hatte. Darum haben sie ihn getötet. Der Name Romanow wird für immer mit dieser Bluttat besudelt sein! Wir werden alle sterben, wenn du sie nicht bestrafst!“
„ Ich werde sie bestrafen.“
„ Dann lass sie sofort hinrichten!“
„ Das kann ich nicht.“
Mama winkte konsterniert ab.
„ Ich wusste es! Sie werden dich noch heiligsprechen, aber nicht wegen deiner Heiligkeit, sondern wegen deiner Scheinheiligkeit. Die ist aber nichts als deine Schwäche, zu handeln. Sogar die Kommunisten wissen das!“
So würdelos hatte ich Mama noch nie mit ihm sprechen gehört. Sie höhnte regelrecht über ihn.
„ Das Blut klebt auch an deinen Händen“, flüsterte sie und blickte uns schaurig verschwörerisch an. „Das Leid ist nicht mehr aufzuhalten.“
Sie klang , als verabschiedete sie sich schon jetzt von ihren Kindern – für immer.
Wir waren noch mehr verängstigt. Panik erfüllte unsere Herzen.
„ Ich will nicht sterben“, sagte der Zarewitsch ängstlich.
Ich strich ihm über sein tropfnasses Haar und konnte meine eigenen Tränen nicht länger zurückhalten.
„ Olga?“ Ljoschka sah mich fragend und um Hilfe bittend an. Die Situation überforderte ihn, obwohl er durch seine Hämophilie schon oft an der Schwelle des Todes gestanden hatte.
„ Ich passe auf dich auf“, flüsterte ich und benetzte ihn nun auch noch mit meinen Tränen.
„ Niemand soll dir jemals Leid zufügen. Dann bekommt er es mit mir zu tun!“
Mein kranker Bruder lächelte dankbar und drückte meine Hand.
Auch aus Vaters Augen ergossen sich Tränen in einem dünnen Rinnsal. Er schien sich seiner eigenen Unfähigkeit bewusst zu sein, sah jedoch keinen Ausweg.
In der Tür erschien ein Staatssekretär.
„ Majestät, Sie werden erwartet!“
Meine Mutter winkte meinen Vater ab.
„ Geh nur zu den Verrätern! Du hast mich enttäuscht! Lecke dem Gesindel den Hintern!“
Wir schauten sie pikiert an. Die Welt war wirklich aus den Fugen geraten.
Papa wischte sich mit dem Uniformärmel die Tränen ab und erhob sich schwerfällig. Einige seiner Orden schepperten dabei traurig.
Er schien um Jahre gealtert. Sein Gang war nicht mehr der eines russischen Zaren. Ein erschöpfter alter Mann zog ein letztes Mal in eine nicht zu gewinnende Schlacht. Angst schnürte mir die Kehle zu. Er würde uns nicht beschützen können.
Mama sah mir in die Augen. Sie durchdachte scheinbar etwas. Ein eigenwilliger Funke leuchtete in der Trübnis auf.
„ Geht jetzt bitte!“,
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