Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
Wundnähte jederzeit wieder aufreißen. Wir könnten ihm sogar weitere Wunden zufügen, tiefere Wunden.«
Ich knirschte mit den Zähnen. »Gestaltwandler sind in der Minderzahl.«
»Vielen Dank! Siehst du, wie einfach es ist, wenn wir alle kooperieren?«
Gott sei Dank stellte er keine weiteren Fragen, bis Connors Wunden zu meiner Zufriedenheit versorgt waren. Die Nähte waren nicht besonders schön anzusehen, aber ich wollte ja auch kein Foto davon machen und es an die Wand hängen. Sie sollten nur ihren Zweck erfüllen und die Blutung stoppen, bis Connor aufwachte und sich selbst um seine Wunden kümmern konnte.
Zu meiner großen Verwunderung erlaubte Mason mir, zu duschen und mir das ganze Blut abzuwaschen. Monique passte derweil auf mich auf und blieb im Badezimmer, für den Fall, dass ich einen Sprung aus dem Fenster plante. Aber ihre Anwesenheit war vollkommen unnötig. Ich hätte Connor nie und nimmer verlassen.
»Ehrlich gesagt, habe ich das nie für möglich gehalten«, rief Monique durch den Duschvorhang. »Die Fähigkeit, eine andere Gestalt anzunehmen. Es klang so unwahrscheinlich, wie aus einem Science-Fiction-Roman.«
Ich schrubbte mir das Blut vom Körper und blieb ihr eine Antwort schuldig.
»Aber die Bezahlung war so gut, verstehst du? Ich bin die Älteste von sieben Geschwistern. Meine Eltern sind nicht gerade wohlhabend. Ich wollte was dazuverdienen.«
Wenn sie um Absolution für ihre Rolle bei diesem Experiment bitten wollte, war sie bei mir an der falschen Adresse.
Monique war größer als ich, aber Sweatshirts sind irgendwie anpassungsfähig, und sie lieh mir eines, das sie sonst nur ums Haus herum trug. Bei ihr saß es schlabberig, während ich es ganz gut ausfüllte.
Außerdem tat sie ein paar Decken auf und gab mir ein Sweatshirt von Johnson, das ich Connor mitbringen sollte. Ich konnte mir jedoch kaum vorstellen, dass er es tragen würde. Über dem Bio-Chrome-Logo prangte der Slogan: »Chromosomenforschung für eine bessere Zukunft.«
»Als du uns heute Morgen Frühstück gebracht hast, wusstest du schon, was sie planten«, sagte ich.
Sie wirkte aufrichtig traurig, als sie nickte und sagte: »Ja. Wir waren alle nicht angetan von der Idee … Aber Mason ist ganz besessen von dem medizinischen Nutzen. Verstehst du nicht, wie viele Leben wir retten könnten?«
»Die Gestaltwandler haben kein Allheilmittel parat. Glaubst du wirklich, dass man ihre Fähigkeiten so leicht übertragen kann? Es gibt Tiere, bei denen abgetrennte Gliedmaßen nachwachsen. Glaubst du, wir könnten uns ihre Fähigkeit aneignen, indem wir ihnen das Leben aussaugen und sie in ein Reagenzglas stecken?«
»Sie sind uns nicht so ähnlich wie die Werwölfe.«
»Gestaltwandler«, korrigierte ich sie.
Ich erwartete, dass sie mich in einen Verhörraum bringen würde, wie ich es oft in Filmen gesehen hatte: ein Tisch,
ein ungepolsterter Stuhl, eine nackte Glühbirne an einer Schnur.
Stattdessen führte sie mich in einen luxuriösen Raum mit weißen Möbeln und schwarzen Accessoires. Mason und sein Vater saßen in großen Plüschsesseln. Wilson und Johnson hielten sich mit schussbereiten Betäubungsgewehren im Hintergrund. Vielleicht hatten sie Angst, ich könnte sie überwältigen. Aber ich wollte dieses Verhör so schnell wie möglich hinter mich bringen.
Mason deutete auf das Sofa. »Mach’s dir bequem.«
Nach allem, was geschehen war, erschien mir dieser Moment surreal. Ich versuchte, all den luxuriösen Komfort um mich herum zu ignorieren. Es war ein unglaublicher Kontrast zu dem Betonfußboden, auf dem ich die Nacht verbracht hatte und auf dem Connor jetzt lag.
»Bedien dich«, sagte Professor Keane und deutete zum Couchtisch, wo perlender Sekt in langstieligen Kelchen und Appetithäppchen bereitstanden.
»Lassen Sie uns zur Sache kommen«, sagte ich ungeduldig, weil ich so schnell wie möglich zurück zu Connor wollte … Obwohl ihm wahrscheinlich nichts an meiner Gegenwart lag, seit er die Wahrheit über mich erfahren hatte.
»Also schön.« Mason beugte sich vor. »Gestaltwandler werden als solche geboren?«
»Ja.«
»Haben sie von Anfang an die Fähigkeit sich zu verwandeln ?«
»Nein.«
Meine zurückhaltende Antwort reichte ihm nicht aus. »Erklär’s uns.«
»Die Fähigkeit zur Transformation beginnt bei Mädchen mit siebzehn und bei Jungen mit achtzehn. Beim ersten Vollmond nach dem entsprechenden Geburtstag kommt es zur ersten Verwandlung. Man kann sie nicht verhindern oder
Weitere Kostenlose Bücher