Zauber der Begierde
Nachmittag nur geschehen? Sie fühlte sich schmutzig, als ob sie von
einem Fremden zu intim berührt und nicht von ihrem Ehemann geliebt worden wäre.
Nicht wie in der Nacht zuvor, als sie diesen Blick in seinen Augen gesehen hatte,
diese Wärme und Zärtlichkeit, gepaart mit seinem epischen Verlangen. Er war
irgendwie gleichgültig gewesen an diesem Nachmittag. Als er in ihr gemeinsames
Zimmer zurückgekehrt war, um sich anzuziehen, bevor er sie wieder verließ, war
er noch immer beängstigend distanziert gewesen. Hatte er etwas getan, irgendeine
Droge eingenommen, um ihn...?
Jene Fläschchen, die sie
gesehen hatte. In dem Lederbeutel, der letzte Nacht auf dem Nachttisch gelegen
hatte.
Sie schob ihr Kinn vor,
als sie zum Nachttisch stampfte. Nicht da.
Wo hatte er sie
verstaut? Ihr Blick flog zu den Kleidungsstücken, die er über den Stuhl
geworfen hatte, als er sich an diesem Nachmittag umgezogen hatte. Sie wühlte
sich durch den Haufen, fand schließlich, wonach sie suchte, und ließ den
kleinen Lederbeutel zu Boden plumpsen. Ein Fläschchen war leer, ein volles war
übrig. Ha! Das und die Heilerde, die er benutzte, wenn er an seiner Hand den
Verband wechselte.
Ein leeres Fläschchen. Hmpf! Nun, das Spiel konnten
auch zwei spielen, und er sollte den Tag verwünschen, an dem er das Fläschchen
hatte herumliegen lassen. Warte nur, er würde schon sehen, wie kalt sie sein konnte!
Als der Hawk in jener Nacht zum Herrenhaus zurückkehrte,
war er felsenfest davon überzeugt, daß er sich im falschen Haus befand. Seine
Frau erwartete ihn in dem verschlossenen Schlafzimmer, splitternackt, mit
einem wilden Ausdruck in den Augen, der ihm deutlich sagte, daß er träumte oder
sich verirrt hatte oder verrückt geworden war.
»Hawk«, schnurrte sie,
als sie auf ihn zuglitt.
»Adrienne?« fragte er
vorsichtig.
Seine Frau war so
verdammt schön. Und für eine Sekunde war es ihm egal, warum sie sich so benahm.
Er war des Wartens überdrüssig und der unerfüllten Sehnsucht müde. Also
schwang er sie auf seine Arme und küßte sie, und sein heißer Mund bewegte sich
gierig auf ihrem.
Dann sah er das
Fläschchen, das auf dem Boden neben dem
Bett lag, so als wäre es gleich nach der Einnahme
fallen gelassen worden.
Hawk stieß einen
frustrierten Atemzug aus und erlaubte sich noch einen einzigen verzehrenden,
endlosen Blick auf die geröteten Wangen seiner Frau, ihre traumhaften Brüste
und Kurven. Ein kurzer Blick in ihre unnatürlich geweiteten Augen und auf ihren
sinnlichen Mund, der sich ihm feilbot und bettelte, geküßt zu werden.
»Mädchen, hast du den
Trank genommen?« fragte er müde.
»Uuuh - hmm«, gab sie
gedehnt von sich, als sie sich nach seinen Lippen streckte.
Er ließ sie mit einem
Plumps aufs Bett fallen. Der Liebestrank. Er rechnete, daß es ungefähr zwölf
Stunden dauern würde, bevor er sicher sein konnte, daß sie wieder zu ihrem
normalen, kratzbürstigen Selbst zurückgefunden hatte.
Es würde ihr recht
geschehen, wenn er sie jetzt gleich nahm, zum Teufel mit der Ehrenhaftigkeit,
dachte er düster.
Unglücklicherweise gab
es keine Umstände, unter denen Ehrenhaftigkeit zum Teufel geschickt werden
konnte. Nicht einmal, wenn sein zuckender Schaft ihn sich fragen ließ, was zur
Hölle Ehrenhaftigkeit damit zu tun hatte, die eigene Frau zu nehmen.
Oh, sie würde ihn mit
Sicherheit umbringen wollen, wenn sie ihn das nächste Mal sah.
Er verriegelte die Tür
und postierte vier Wachen davor, denen er drohte, jeden zu töten, der, aus
welchen Gründen auch immer, während der nächsten zwölf Stunden diesen Raum
betrat.
Dann setzte sich der
legendäre Hawk auf die Treppe, um abzuwarten.
Als er das nächste Mal zu ihr kam, war sie wirklich
wütend. »Was war in dem Fläschchen?« tobte sie.
Hawk konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er versuchte
sich abzuwenden, bevor sie es sehen konnte, aber es gelang ihm nicht.
»Oh! Du denkst, das ist komisch, wie? Ich lasse dich
wissen, daß du mich eine ganze Nacht hier drin allein gelassen hast, mit dem
Gedanken... o mein Gott! Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich verzehrte nach
-«
»Nicht nach mir, Mädchen.« Seine Augen waren verdüstert.
»Nicht ich war es, nach dem dich verlangte. Du hast einen Liebestrank
eingenommen, den die Zigeuner gebraut haben. Ich hatte nicht vorgehabt, ihn dir
zu verabreichen oder ihn selbst zu benutzen. Ich hatte sie nicht einmal um das
Gebräu gebeten. Und du durchwühltest -«
»Du hast einen Trank
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