Zauber der Begierde
sind keineswegs so knapp an
Feuerholz, Leute!« röhrte Lydia zu der zugefrorenen Tür.
Ihre
Worte vermischten sich mit einem fürchterlich kreischenden Geräusch.
»Jetzt
reicht's. Jetzt reicht'sl« Sie sprang von ihrem Stuhl auf und kochte. Das letzte kam scheinbar
von... oben?
Sie
legte den Kopf zur Seite.
Jeriiand
hatte entweder entschieden, daß es zu kalt war, um draußen Holz zu hacken, oder
war ziemlich beschäftigt damit, statt dessen das Mobiliar zu zerkleinern.
Dem
Krachen folgte das Splittern von Glas. Heilige Scheiße! wie ihre Schwiegertochter sich wohl in ihrem Übermut
ausgedrückt hätte. Sie drehte sich auf dem Absatz um, nahm ihre Röcke in die
Hand und rannte wie ein zwanzigjähriges Mädchen die Treppe hinauf. Die Hand auf
ihr Herz gepreßt, flog sie den Korridor entlang, schlitterte vorbei an
gaffenden Dienstmädchen und strammstehenden Soldaten. Wie viele Menschen hatten
dagestanden und dieser irrsinnigen Zerstörung zugehört, während sie unten
gesessen hatte?
Nicht
die Kinderstube, betete sie, alles andere, nur das nicht.
Ihr
Sohn würde niemals dieses Zimmer der Träume zerstören. Zugegeben, er war ein
wenig verstimmt gewesen in letzter Zeit, aber dennoch... nein. Er würde
bestimmt nicht etwas so Furchtbares tun. Nicht ihr Sohn.
Bei
allem, was heilig ist, o ja, er würde. Und er tat es.
Ihr
Atem war ein brennendes Keuchen, als sie hinstarrte, sprachlos. Ihr Sohn stand
in der Kinderstube, inmitten von einem in sich verkeilten Haufen brutal
zerschmetterter Hölzer. Er hatte das liebevoll gefertigte Mobiliar
buchstäblich in Stücke gerissen. Er war nur mit einem Kilt bekleidet, und sein
Oberkörper glänzte vor Schweiß. Die Venen in seinen Armen waren geschwollen,
seine Hände roh und blutig. Sein rabenschwarzes Haar war offen bis auf die
beiden Kriegsflechten an seinen Schläfen. Bei den geliebten Heiligen,
färbt sein Gesicht blau, und ich würde ihn nichtmals mehr als meinen eigenen
Sohn erkennen! dachte Lydia.
Der
Hawk stand schweigend da, mit wildem Blick. Blutspuren fanden sich auf seinem
Gesicht, wo er den Schweiß abgewischt hatte. Lydia sah zu, vor Schreck
erstarrt, wie er eine Ölflasche zerschlug und den Inhalt über die zersplitterten
Möbel träufelte, über die Spielsachen und Bücher, über das großartige Puppenhaus,
das er in seiner ungeheuren Wut zerstört hatte.
Als
er die Kerze fallen ließ, wütete ein leiser Schrei in ihrer Brust.
Die Flammen loderten auf und
verschlangen gierig Hawks und Lydias zerschmetterte Träume. Geschüttelt von
Schmerz und Wut, preßte Lydia eine Hand auf den Mund und verschluckte ein
Schluchzen. Sie wandte sich ab, bevor das Tier, das einmal ihr Sohn gewesen
war, ihre Tränen sehen konnte.
»Wir müssen etwas unternehmen«,
murmelte Lydia hölzern, während sie blicklos auf den Kamin in der Küche
starrte.
Tavis
trat dicht hinter sie, und seine Hände verweilten in der Luft, gerade über
ihrer Taille. Er ließ den Kopf nach vorne sinken und inhalierte tief ihren
Duft. »Ich werde mit ihm reden, Lydia -«
»Er
wird nicht zuhören«, stieß sie hervor, als sie herumwirbelte. »Ich habe es
versucht. Lieber Gott, wir haben es alle versucht. Er ist wie ein toller Hund,
knurrend und schäumend und, oh, Tavis! Meine Kinderstube! Meine Enkelkinder!«
»Ich habe es noch nicht versucht«,
sagte Tavis ruhig und ließ seine Hände sinken, um ihre Taille zu umfassen.
Lydia
legte den Kopf zur Seite und staunte über die stillschweigende Autorität in
seinen Worten. Er hatte es geschafft, sie wieder einmal zu überraschen. Dieser
sanfte Mann, der ihr schon so lange geduldig zur Seite stand.
»Du
wirst mit ihm reden?« wiederholte sie hoffnungsvoll, und ihre Augen glänzten
von unvergossenen Tränen.
»Jawohl«,
versicherte er ihr.
Stärke
und Vermögen lagen in seiner Antwort. Wie war es möglich, daß sie so lange
gebraucht hatte, um diesen Mann klar zu erkennen?
Ihr
Erstaunen mußte sich in ihrem Blick widergespiegelt haben, denn er schenkte ihr
sein geduldiges Lächeln und sagte zärtlich: »Ich wußte, daß du eines Tages
schließlich die Augen öffnen würdest, Lydia. Ich wußte ebenfalls, daß es jede
Minute des Wartens wert sein würde«, fügte er ruhig hinzu.
Lydia
schluckte vernehmlich, als eine Kernspaltung von Hitze und Hoffnung und
berauschender, stürmischer Liebe sie in einer Welle durchströmte. Liebe. Wie lange schon liebte sie
diesen Mann? fragte sie sich stumm.
Tavis
fuhr mit seinen Lippen über ihre, eine
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