Zauber der Begierde
hast eine Menge Blut verloren. Du wärst letzte Nacht
beinahe gestorben. Wenn du nicht zur Abwehr die Hand gehoben hättest, hätte
der Pfeil dir das Herz herausgeholt, anstatt nur deine Hand auf die Brust zu
nageln.«
Hawk zuckte mit den
Schultern. »Ein winziger Kratzer auf der Brust-«
»Hölle, ein Loch von der
Größe einer Pflaume durch deine Handfläche! Der alte Heiler mußte den Pfeil der
Länge nach durch deine Hand ziehen, um ihn entfernen zu können. Und du hast ihn
selbst gehört. Wenn er sich in deine Brust gebohrt hätte, was ohne dein unverschämtes
Glück auch geschehen wäre, hätte er nichts tun können, um dich zu retten, so
grausam gezackt, wie die Spitze war. Du wirst ein Leben lang Narben und
Schmerzen in dieser Hand mit dir tragen.«
Hawk seufzte mürrisch.
Mehr Narben und mehr Schmerz. Na und? Sie hatte sich noch nicht einmal bemüht
festzustellen, ob er noch lebte. Sie hätte zumindest so tun können, als ob sie
besorgt sei. Einen kurzen Besuch machen, um die Form der Höflichkeit zu wahren.
Aber nein. Sie hoffte wahrscheinlich, daß er im Sterben lag, denn mit ihm aus
dem Weg wäre sie eine reiche Frau. Lag sie vielleicht in diesem Moment im
Pfauenzimmer und zählte ihr Gold und ihre Reichtümer?
»Noch nicht einmal eine
Frage, Grimm?« Hawk untersuchte die seidigen Haare um die Bandage herum, die fast
seine ganze Hand bedeckte.
»Nicht eine.«
Hawk fragte nicht noch
einmal.
»Grimm, pack meine
Sachen. Schick die halbe Garde und genug Personal, um das Herrenhaus in Uster
vorzubereiten. Ich reise im Morgengrauen. Und hör auf, das verfluchte Feuer zu
schüren - es ist verdammt heiß genug hier drinnen. «
Klirrend ließ Grimm den
Schürhaken auf den steinernen Kaminsockel fallen. Er drehte sich steif vom
Feuer weg und blickte forschend in Hawks Gesicht. »Gehst du allein?«
»Ich sagte dir gerade,
du sollst die halbe Garde bereithalten.«
»Ich meinte, was ist mit
deiner Frau?«
Hawks Blick fiel zurück
auf seine Hand. Er untersuchte sie einen Moment lang, sah dann auf zu Grimm und
sagte langsam: »Ich gehe allein. Wenn es sie nicht einmal interessiert, ob ich
lebe oder sterbe, dann ist es vielleicht an der Zeit, daß ich aufhöre, es zu
versuchen. Auf alle Fälle mag mir eine gewisse räumliche Trennung helfen, das
Ganze aus dem richtigen Blickwinkel zu betrachten.«
Grimm nickte steif.
»Bist du sicher, daß du mit der Wunde reisen kannst?«
»Du weißt, ich heile
schnell. Ich werde beim Zigeunerlager anhalten und mir einige von diesen
heißen Umschlägen mit Kamille und Schwarzwurzel besorgen, die sie dafür benutzen
-«
»Aber reiten?«
»Ich werde schon zurechtkommen, Grimm. Hör auf, dir
Sorgen zu machen. Du bist nicht verantwortlich.« Hawk entging nicht das
bittere Lächeln auf Grimms Gesicht. Es tröstete ihn in gewisser Weise, zu
wissen, daß sein Freund so treu ergeben war, während es seine eigene Frau nicht
kümmerte, ob er tot oder lebendig war. »Du bist ein wahrer Freund, Grimm«,
sagte Hawk leise. Er war nicht überrascht, als Grimm aus dem Zimmer eilte. In
all den Jahren, die er ihn kannte, waren Worte des Lobes dem Mann immer schon
unangenehm gewesen.
In dem massiven Bett des Pfauenzimmers warf Adrienne
sich ruhelos hin und her, die Schlaflosigkeit brachte sie fast um den Verstand.
In diesem Augenblick war sie ziemlich sicher, daß sie nie wieder würde schlafen
können. Ihre Seele würde keine Ruhe finden vor der bitteren, eisigen Klarheit,
die durch ihren Verstand tobte, und alles, was sie getan hatte, seit sie in
Dalkeith angekommen war, in einem völlig anderen Licht erscheinen ließ.
Hawk und Grimm ritten los, als die Morgendämmerung
über den üppigen Feldern von Dalkeith aufstieg. Zufriedenheit ergriff Hawk,
als er über sein Zuhause blickte. Jetzt, da seine Dienstjahre beim König
schließlich geendet hatten, konnte er sich endlich den Bedürfnissen seiner
Leute widmen und der Gutsherr sein, als der er geboren wurde. Jetzt wollte er
nur noch eines - Adrienne als wahrhaftige Ehefrau in des Wortes ganzer
Bedeutung, um an seiner Seite zu helfen, Dalkeith zu regieren. Mehr als alles
andere wollte er seine Söhne und Töchter auf diesem Boden gehen sehen.
Hawk verfluchte sich
selbst als hoffnungslos romantischen Narren.
»Es wird eine reiche
Ernte geben, diesen Samhain«, bemerkte Grimm.
»Ja, das wird es, Grimm.
Adam.« Hawk nickte kurz zu dem Schmied hinüber, der sich näherte und das Feld
aus Gold mit seiner dunklen Gestalt zerteilte.
»Du
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