Zauber der Hoffnung
Riley. Ihre Mutter fand immer einen Weg, bei einer Auseinandersetzung als das Opfer dazustehen, warum also sollte Claire sich überhaupt die Mühe machen, es ihr zu erklären?
„Ich gehe jetzt besser. Ich muss zum Dienst.“
Riley war jetzt so vollkommen anders als dieser charmante, ironische Mann, der nach dem Einbruch in ihren Laden gekommen war. Ihr wurde schwer ums Herz. „Es tut mir so leid, Riley.“ Sie war sich darüber im Klaren, wie furchtbar unzureichend diese Worte waren, aber ihr fielen keine besseren ein. „Danke noch mal für alles, was du für uns getan hast.“
„Ich bin froh, dass es dir besser geht. Pass auf dich auf, Claire.“ Sie nickte, blickte ihm nach und richtete sich innerlich auf einen anstrengenden Tag ein, an dem sie sich mit herumhuschenden Krankenschwestern, gestressten Ärzten und – das Schlimmste – mit ihrer Mutter herumschlagen musste.
„Geht es dir wirklich gut da hinten?“ Jeff musterte sie im Rückspiegel.
Claire verlagerte ihr Gewicht und versuchte den Schmerz, der bei jedem Ruckeln durch ihre Muskeln zuckte, zu ignorieren.
Sie drückte Owen an sich und griff hinter seinem Rücken nach Macys Hand. Was bedeuteten schon ein paar Schlaglöcher in der Straße, wenn sie endlich wieder ihre Kinder bei sich hatte?
„Alles bestens. Die Fahrt dauert ja sowieso nur eine Viertelstunde.“
„Du hättest dich wirklich nach vorn setzen sollen.“ Holly drehte sich zu ihr um und warf ihr einen strengen Blick zu.
Sie hatte vollkommen recht, was Claire allerdings auf keinen Fall zugeben wollte. „Aber dann hätte ich nicht bei meinen Kindern sitzen können, die ich wie verrückt vermisst habe.“
Sie zwang sich zu einem Lächeln und schaffte es irgendwie, nicht aufzuheulen, als Jeff über eines der legendären Schlaglöcher fuhr. Das karge Krankenhausessen schwappte in ihrem Magen herum, ihr wurde übel.
Doch wahrscheinlich waren eher die Schmerzmittel und die Tatsache, dass sie nach fast fünf Tagen im Krankenhaus zum ersten Mal auf den Beinen war, dafür verantwortlich.
„Sieht aus, als ob ein Großteil des Schnees endlich geschmolzen wäre.“
Tatsächlich war heute das eigenwillige Rocky-Mountain-Frühlingswetter mild und angenehm. Durch das Autofenster sah sie Kinder in matschigen Vorgärten spielen, das Gras wurde langsam blassgrün, und als Jeff auf die Blue Sage Road bog, entdeckte sie die knallgelben und roten Tulpen, die bereits in Caroline Bybees spektakulärem Garten blühten.
„Wurde auch Zeit“, murmelte Macy. „Kommt mir vor, als ob der Winter dieses Jahr eine Ewigkeit gedauert hätte.“
„Allerdings“, bestätigte Holly. „Ich meine, Sonntag ist Ostern und alles. Ich dachte schon, wir müssten die Ostereier dieses Jahr im Schnee verstecken.“
Was in Claires Erinnerung nicht selten vorgekommen war. In Hope’s Crossing gab es manchmal noch bis Ende Mai schwere Schneestürme, aber normalerweise lag Anfang April nur noch auf den höchsten Bergen im Skiresort Schnee.
„Ich bin froh, dass es heute wärmer ist. Wegen Maura“, sagte sie leise.
Von den Kindern abgesehen, an denen sie gerade vorbeigefahren waren, waren die Straßen ruhig, beinahe verlassen. Die meisten Einwohner von Hope’s Crossing waren bei Layla Parkers Beerdigung. So wie Ruth, die mit Mary Ella von Kindesbeinenan befreundet war. Dafür hatte Claire natürlich vollkommenes Verständnis und sich darum auch nicht beschwert, dass ihre Mutter ausgerechnet Jeff und Holly gebeten hatte, sie abzuholen. Lieber hätte sie sich ein Taxi gerufen. Okay, um genau zu sein, hätte sie sich sogar lieber mit dem Rollstuhl die vier Meilen bergauf gequält, als derart auf ihren Exmann angewiesen zu sein.
„Pass auf die Schlaglöcher auf, Liebling.“ Holly legte eine perfekt manikürte Hand auf Jeffs Arm. „Vielleicht solltest du etwas langsamer fahren.“
„Schon gut. Ich fahre doch nur fünfunddreißig, dabei sind fünfzig erlaubt.“
Selbst bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung hätte er wohl eher keinen Strafzettel bekommen, da Riley und die meisten seiner Kollegen auch bei der Beerdigung sein würden.
„Wie sieht es zu Hause aus?“, fragte sie Macy.
„Okay. Wir sind jeden Tag nach der Schule vorbeigegangen, um die Zeitung und die Post reinzuholen.“
„Bevor wir zum Krankenhaus sind, haben wir Chester zurückgebracht. Er ist superhappy, wieder zu Hause zu sein.“ Das konnte Claire sich vorstellen. Holly war keine große Hundefreundin und hatte wahrscheinlich darauf
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