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Zauber der Hoffnung

Zauber der Hoffnung

Titel: Zauber der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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gegen die Sucht an, und dafür hatte Claire ihre Mutter immer bewundert. Doch auch nach dem Entzug verließ Ruth sich darauf, dass Claire sich um alles kümmerte.
    Claire war klar, dass auch sie eine Schuld daran trug, in welche Verhaltensmuster die Familie gefallen war. Selbst als sie mit Jeff während seines Medizinstudiums in einer anderen Stadt gelebt hatte, hatte sie sich aus der Ferne um jedes noch so kleine Problem ihrer Mutter gekümmert, egal, ob es um Strafzettel, Arztrechnungen oder den Anruf bei einem Klempner ging.
    Natürlich konnte sie sich immer mit der Behauptung rechtfertigen, dass das Leben ihrer Mutter wieder in Chaos versinken würde, wenn sie sich nicht um alles kümmerte. Doch sie wusste, dass das nur eine Ausrede war. In Wahrheit fühlte sie sich auf diese Weise gebraucht und wichtig – wichtig für eine Mutter, die in ihrem Schmerz ihre Kinder praktisch vergessen hatte.
    Seufzend stellte Claire die Suppenschüssel weg. Sie hatte überhaupt keinen Hunger mehr. Also beschloss sie, einfach nur den Film anzusehen. Sie rollte mit dem Stuhl zum Waschbecken und leerte die Schüssel aus, wobei sie den Knopf für den Müllschlucker nur mithilfe eines langen Suppenlöffels erreichte.
    Danach rollte sie zurück ins Wohnzimmer und legte den Film ein, froh über jede Form der Ablenkung. In dieser Hinsicht funktionierte der Film zu gut. Sie konnte sich gerade noch an die erste Szene erinnern – als sie wieder aufwachte, lief bereitsder Abspann. Chester stand mit gesträubtem Nackenhaar in der Tür.
    „Was ist los, Kumpel?“, fragte sie.
    Er knurrte tief aus dem Hals und ging zur Tür, seine Krallen klickten auf dem Holzboden.
    Claire runzelte die Stirn. Dann überwog die Neugier, sie hievte sich auf den Bürostuhl und folgte ihm. Chester war nun wirklich kein Wachhund, doch gelegentlich hatte er diese seltsamen Anfälle von Beschützerinstinkt. Wahrscheinlich drehte es sich lediglich um die Nachbarskatze oder einen Maultierhirsch, der aus den Bergen kam, weil er auf der Suche nach Futter war. Ihr alberner Hund war ja sogar in der Lage, den Wind anzukläffen.
    „Komm schon, Junge. Ist okay. Beruhige dich wieder.“
    Aber er stand neben der Tür, sein Knurren klang irgendwie gespenstisch in dem stillen Haus.
    Claire näherte sich dem Fenster neben der Eingangstür, spähte hinaus und nahm eine winzige Bewegung wahr, dann einen dunklen Schatten auf der Veranda.
    Ihr Herz setzte einen Moment aus.
    Da draußen war jemand.

6. KAPITEL
    I hr trommelnder Herzschlag dröhnte in ihren Ohren. Claire versuchte, sich zu beruhigen. Bestimmt hatte sie sich das nur eingebildet. Der Wind hatte ihr einen Streich gespielt oder so etwas.
    Und selbst wenn da draußen auf der Veranda jemand stand – sie waren in Hope’s Crossing. Nicht, dass es hier keine Verbrechen gab – wie die Einbruchsserie ja bewiesen hatte –, doch in ein Wohnhaus einzudringen war noch mal etwas anderes.
    Keine Panik, sagte sie sich. Sie war nur so ängstlich, weil sie sich in ihrem großen Haus momentan so hilflos fühlte. Da war es nur normal, dass man sich da draußen jemanden mit einer Kettensäge und einer Hockeymaske vorstellte.
    Reine Einbildung. Zwar nahm sie inzwischen nur noch eine Schmerztablette am Tag, aber vielleicht war noch genug von dem Medikament in ihrem Körper, um ihren Verstand zu verwirren.
    Erneut spähte sie hinaus in den Schneeregen, spähte mit zusammengekniffenen Augen in die dunklen Ecken des Gartens. Da. Wieder. Diesmal fiel ihr keine andere Erklärung mehr ein, es handelte sich wirklich um einen Menschen, dunkel gekleidet, der sich auf ihrer Veranda befand.
    Hastig überprüfte Claire, ob die Tür verschlossen war, dann knipste sie in rasendem Tempo das Verandalicht ein Dutzend Mal ein und aus.
    Das war wahrscheinlich völlig albern und gab dem Typ da draußen nur zu verstehen, dass sie ihn gesehen hatte. Sie hätte die Zeit besser damit genutzt, sich im Badezimmer zu verbarrikadieren und die Neun-Eins-Eins anzurufen.
    Nun, albern hin oder her, es funktionierte. Sie hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, er drehte sich schnell zu ihr um, sie erhaschte einen kurzen Blick auf das blasse Gesicht – konnte es aber nicht erkennen, sie sah nicht einmal, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte –, bevor er oder sie abrupt auf dem Absatz kehrtmachte und die Auffahrt hinuntereilte.
    Was, in aller Welt, sollte das? Schwer atmend streckte Claire die Hand nach unten aus, um sie beruhigend auf Chesters warmes

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