Zauber der Hoffnung
ich es machen soll. Ruth gleich als Erstes am Morgen um sich zu haben ist nicht gerade einfach.“
Claire lächelte. Nachdem sie aufgelegt hatte, saß sie einen Moment da, rollte die seidige Perle zwischen den Fingern und dachte über das Ereignis nach, das so viele Leben in Hope’s Crossing verändert hatte. Charlie Beaumonts Leben würde nie wieder sein wie zuvor. Von nun an musste er mit seinen Schuldgefühlen leben. Und Maura. Rileys Schwester ging nach wie vor meistens nicht ans Telefon. Claire war fest entschlossen, sie zubesuchen, und wenn sie höchstpersönlich mit dem Rollstuhl die vier Blocks dorthin fahren musste.
Seufzend konzentrierte sie sich wieder auf das Armband, in der Hoffnung, dass die Arbeit sie beruhigen würde.
Kaum dass sie ihren Rhythmus gefunden hatte, wurde die Hintertür geöffnet, und Riley und Owen kamen herein. „Mom? Wo bist du, Mom?“
„Wohnzimmer“, rief sie.
Ihr Sohn stürzte zu ihr, die Baseballkappe falsch herum auf dem Kopf, das Gesicht gerötet vor Aufregung.
„Hast du mich mit der Nagelpistole gesehen, Mom? Ich hab eine ganze Reihe Schindeln selbst festgemacht.“
Bei der Vorstellung blieb ihr fast das Herz stehen. Ihr Sohn auf einer Leiter mit einer Nagelpistole, mit der er seine eigene Hand ans Dach hätte tackern können. Nur gut, dass sie sich verboten hatte hinzuschauen.
„Du hast ihn mit der Nagelpistole arbeiten lassen?“, fragte sie Riley mit – wie sie hoffte – ruhiger Stimme.
„Mit meiner Hilfe“, versicherte er schnell. „Ich hatte die ganze Zeit meine Hand an ihr.“
„Das war super“, rief Owen. „Ich glaube, ich spare jetzt mein Taschengeld, damit ich mir selbst eine kaufen kann. Mann, dann kann ich das tollste Baumhaus der ganzen Stadt bauen!“
Riley lachte. „Du solltest erst mit leichterem Werkzeug üben und mal abwarten, wie das läuft. Man fährt ja auch nicht gleich beim ersten Mal mit dem Snowboard die schwarze Piste hinunter.“
Dieses Argument schluckte ihr Sohn mit ungewohnter Gelassenheit – und der üblich kurzen Aufmerksamkeitsspanne. „Hey, Mom, können wir heute Abend Pizza essen?“
„Das habe ich mir auch schon überlegt. Schließlich ist heute Freitag.“ Wenn sie die Kinder über das Wochenende hatte, war es ihr wichtig, dass sie zu dritt möglichst viel Spaß miteinander hatten. „Ich bestelle das Essen, sobald Macy vom Fußballtraining zurück ist. Wollen wir auch einen Film gucken? Wir habennoch die ganzen DVDs, die dein Dad und Holly mir extra geliehen haben, um mich vor der Langeweile zu retten. Außerdem haben wir ja noch die Online-Videothek. Gibt es da nicht so eine Superheldenshow, die du sehen wolltest?“
„Kann ich unsere Merkliste checken?“
„Klar. Mein Laptop steht auf dem Küchentisch.“
Sie war zutiefst dankbar, dass es diese neuen Technologien gab – und noch dankbarer, dass ihre Kinder damit noch viel besser zurechtkamen als sie selbst.
Kaum hatte ihr Sohn das Wohnzimmer verlassen, da hätte Claire ihn am liebsten sofort zurückgerufen. Seine Anwesenheit war wie eine Art Puffer zwischen ihr und Riley. Ohne ihn war dieses bescheuerte Schulmädchen in ihr einfach nicht in der Lage, den Kuss zu vergessen.
„Owen ist ein toller Junge. Das hast du wirklich gut hingekriegt.“
„Er ist wirklich ein toller Junge, aber ich bin mir nicht sicher, ob das viel mit mir zu tun hat. Er kam so auf die Welt. Er war das einfachste und bestgelaunte Baby, das man sich vorstellen kann.“ „Er hat eine gute Mutter, die ihn liebt. Das ist schon eine ganze Menge.“
„Danke.“ Sie lächelte. „Und danke für deine Hilfe, Riley.“ Sie hielt inne. „Wahrscheinlich hast du schon gemerkt, dass ich nicht gerne von der Hilfe anderer abhängig bin.“
„Wäre mir nicht aufgefallen“, bemerkte er trocken.
„Ich arbeite daran. Also, vielen Dank.“
„Gern geschehen. Wir müssen noch das Fahrrad reparieren, das dürfte allerdings nicht lange dauern.“ Er trat näher, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Er war einfach so groß und verdrängte auch noch den letzten Rest Verstand, an den sie sich so gern klammern wollte. „Was fertigst du da?“
„Ein Armband. Ich wollte Brooke Callahan etwas schenken, weil sie sich im Krankenhaus so um mich gekümmert hat. Mir ist aufgefallen, dass sie ein paar Schwesternkittel in diesen Farben hat.“
Er warf ihr einen reichlich verzweifelten Blick zu. „Tust du jemals was für dich selbst?“
„Schmuck mache ich für mich selbst. Auch wenn ich ihn
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