Zauber der Hoffnung
sich alles wieder beruhigt hat.“
„Wegen Charlie.“
„Genau. Der Junge muss sich für den Raubüberfall und den Unfall verantworten. Zuletzt hieß es sogar, dass ihm fahrlässige Tötung angelastet werden soll.“
Claire schnappte nach Luft. „Oh nein. Arme Laura.“
Die Frau des Bürgermeisters gehörte zu ihren Kundinnen. Sie bevorzugte große, auffällige und teure Perlen und brachte Claires Mitarbeiterinnen meistens mit listigen kleinen Bitten dazu, für sie die Arbeit zu übernehmen. „Können Sie mir nur schnell beim Anfang helfen?“, sagte sie etwa, oder: „Könnten Sie mir diese Technik noch einmal zeigen?“, oder: „Sie wissen ja, dass ich mit diesem speziellen Draht immer so meine Probleme habe.“ Normalerweise standen Claires Angestellten den Kundinnen gerne zur Seite, doch Laura Beaumonts Trick, anderen die ganze Arbeit aufzuhalsen, ohne sie dafür irgendwie zu entlohnen, war einfach zu durchschaubar, und die meisten verdrehten schon die Augen – unauffällig natürlich –, wenn sie nur den Laden betrat.
„Arme Gen. Das war bestimmt keine leichte Entscheidung für sie. Ich frage mich, wie ihr Verlobter und ihre Familie darauf reagieren.“
Genevieve Beaumonts Hochzeit mit dem Sohn einer der angesehensten, reichsten und politisch mächtigsten Familien von Colorado hätte das gesellschaftliche Ereignis des Jahres werden sollen. Claire hoffte, dass Sawyer Danforths Familie nicht vorhatte, sich wegen Charlies Schwierigkeiten von den Beaumonts zu distanzieren.
„Warum hat Charlie wohl das Hochzeitskleid zerschnitten? Ich dachte immer, dass Charlie und Gen gut miteinander klarkommen, trotz der acht Jahre Altersunterschied.“
„Wer weiß.“ Claire brauchte ihre Freundin nicht zu sehen, um zu wissen, dass sie mit den Schultern zuckte. „Vielleicht hatte Charlie ein Problem damit, dass Gen die ganze Aufmerksamkeit erhielt. Oder er mag den Bräutigam nicht. Vielleicht fand er das Kleid auch einfach nur hässlich.“
So viel Zerstörungswut konnte Claire sich einfach nicht erklären.
„Er muss wirklich große Probleme haben, wenn er sich so aufführt.“
Wieder bemerkte sie Riley am Fenster vorbeigehen. Sie dachte an die Schwierigkeiten, die er sich als Jugendlicher eingehandelt hatte, wie heftig er auf eine für ihn verwirrende, schmerzhafte Welt reagiert hatte. Er müsste eigentlich vor allen anderen ein gewisses Verständnis für Charlie Beaumont haben.
„Ich lege jetzt besser auf, damit ich die Bestellung noch rechtzeitig aufgeben kann.“
„Danke, Evie. Noch ein paar Tage, dann kann ich dir endlich wieder ein paar Dinge abnehmen.“
„Bisher bekomme ich das allein ganz gut hin. Ich sag’s noch einmal: Überstürze nichts.“
„Hör mal, ich muss ja nicht wie Alex den ganzen Tag in einer heißen Restaurantküche auf den Beinen sein. Nein, ich kann mich jederzeit hinsetzen. Und wenigstens habe ich dann außer Chester noch jemanden, mit dem ich mich unterhalten kann.“ „Also, Chester ist überhaupt der einzige Grund, warum ich dich gerne schnell wieder hierhätte. Ich vermisse dieses hässlicheViech. Ich vermisse es sogar so sehr, dass ich schon überlege, mich um einen Hund aus dem Tierheim zu kümmern. Die suchen gerade ein vorübergehendes Heim für einen Labradoodle. Würde zwar ganz schön eng werden in meinem Apartment, allerdings für ein paar Wochen würde das schon funktionieren. Aber da es deine Wohnung ist, habe ich den Leuten vom Tierheim erklärt, dass ich erst mit dir Rücksprache halten müsste.“
„Du weißt, dass mir das nichts ausmacht.“
Claire war wahrscheinlich die nachsichtigste Vermieterin der Welt, doch das hatte Evie als perfekte Mieterin, Mitarbeiterin und Freundin auch mehr als verdient.
Evie hatte sich schon öfter um Tiere aus dem Tierheim gekümmert, bis für sie ein festes Zuhause gefunden werden konnte, bisher hatte es sich allerdings immer um Katzen oder kleine Hunde gehandelt. Wie es schien, baute sie keine wirkliche Bindung zu ihnen auf, auch zu sonst nichts und niemandem, was Claire manchmal beunruhigte. Evie hatte einige dunkle Geheimnisse, eine schmerzhafte Vergangenheit, die sie für sich behielt.
„Dann bis Montagmorgen“, meinte Claire nach kurzem Zögern.
„Soll ich dich abholen?“, fragte Evie.
Verflucht. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Oh, wie sie es hasste, von anderen Leuten abhängig zu sein. „Vielleicht kann Alex mich fahren. Ansonsten hat meine Mutter bestimmt Zeit.“
„Gib Bescheid, wenn
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