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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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damit du ein Ungeheuer wirst.«
    »Zu spät«, sagte er. »Ich bin bereits ein Ungeheuer. Hast du nicht gesehen, was ich dort getan habe?«
    »Dein Selbstmitleid ist sehr ermüdend, Belgarion«, sagte ihre Stimme zu ihm. »So kommen wir wohl nicht weiter.« Sie stand auf. »Bemüh dich, ein bißchen erwachsen zu werden, mein Lieber«, sagte sie laut. »Es ist sehr schwer, jemandem etwas beizubringen, der zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, um zuzuhören.«
    »Ich werde es nie wieder tun«, entgegnete er trotzig.
    »O doch, du wirst, Belgarion. Du wirst lernen und üben und die Disziplin entwickeln, die dafür erforderlich ist. Wenn du es nicht freiwillig tun willst, müssen wir es auf eine andere Weise tun. Denk darüber nach, mein Lieber, und entscheide dich – aber denk nicht zu lange nach. Es ist zu wichtig, um lange aufgeschoben zu werden.« Sie hob die Hand und strich ihm sanft über die Wange, dann drehte sie sich um und ging.
    »Sie hat recht, weißt du«, sagte die Stimme in seinen Gedanken zu ihm.
    »Du hältst dich da raus«, sagte Garion.
    In den nächsten Tagen mied er Tante Pol, so gut es ging, aber er konnte ihren Augen nicht ausweichen. Wo immer er sich auf dem schmalen Schiff befand, wußte er, daß sie ihn beobachtete, gelassen und nachdenklich.
    Dann, beim Frühstück an ihrem dritten Tag auf See, betrachtete sie sein Gesicht genauer, als ob sie etwas zum erstenmal sähe. »Garion«, sagte sie, »du siehst allmählich etwas stoppelig aus. Warum rasierst du dich nicht?«
    Garion errötete heftig und fuhr sich mit den Fingern übers Kinn. Es waren eindeutig Haare – flaumig, weich, keineswegs borstig, aber nichtsdestoweniger Barthaare.
    »Wahrlich nähert Ihr Euch dem Mannesalter, Jung-Garion«, versicherte Mandorallen ihm anerkennend.
    »Die Entscheidung muß doch nicht sofort fallen, Polgara«, meinte Barak und strich sich über seinen leuchtendroten Bart. »Laß ihn eine Weile wachsen. Wenn er nichts wird, kann er ihn immer noch abrasieren.«
    »Ich glaube, deine Unparteilichkeit ist in diesem Fall fragwürdig, Barak«, bemerkte Hettar. »Tragen nicht die meisten Chereks Bärte?«
    »Kein Rasiermesser hat je mein Gesicht berührt«, gab Barak zu. »Aber ich finde auch, daß man so etwas nicht überstürzen sollte. Es ist sehr schwer, Barthaare wieder einzusetzen, wenn man sich später entscheiden sollte, sie doch lieber zu behalten.«
    »Ich finde sie lustig«, sagte Ce’Nedra. Ehe Garion sie aufhalten konnte, hatte sie mit ihren winzigen Fingern an dem weichen Flaum gezogen. Er zuckte zusammen und wurde wieder rot.
    »Sie müssen ab«, befahl Tante Pol entschieden.
    Wortlos ging Durnik unter Deck. Als er zurückkam, trug er ein Becken, ein Stück braune Seife, ein Handtuch und eine Spiegelscherbe. »Es ist wirklich nicht schwer, Garion«, sagte er und stellte die Sachen vor den jungen Mann auf den Tisch. Dann nahm er ein ordentlich eingewickeltes Rasiermesser aus einem Beutel an seinem Gürtel. »Du mußt nur achtgeben, daß du dich nicht schneidest, das ist alles. Das ganze Geheimnis besteht darin, nichts zu überstürzen.«
    »Paß gut auf, wenn du in die Nähe deiner Nase kommst«, riet Hettar. »Ein Mann ohne Nase sieht sehr komisch aus.«
    Die Rasur ging unter vielen Ratschlägen vonstatten, und im großen und ganzen war das Ergebnis gar nicht so schlecht. Die Blutungen hörten nach ein paar Minuten weitgehend auf, und abgesehen davon, daß sich sein Gesicht anfühlte wie frisch geschält, war Garion ganz zufrieden.
    »Viel besser so«, sagte Tante Pol.
    »Jetzt wird er sich im Gesicht erkälten«, prophezeite Barak.
    »Willst du jetzt damit aufhören?« fragte sie.
    Die Küste von Nyissa glitt zur ihrer Linken vorbei, eine glatte Mauer aus Schlingpflanzen, die von Ranken und langen Algenfäden durchsetzt war. Gelegentliche Böen trugen den fauligen Geruch der Sümpfe bis zum Schiff hinaus. Garion und Ce’Nedra standen zusammen im Bug des Schiffes und betrachteten den Dschungel.
    »Was ist das?« fragte Garion und zeigte auf ein paar große Dinge mit Beinen, die an dem schlammigen Ufer eines ins Meer mündenden Flusses entlangkrochen.
    »Krokodile«, antwortete Ce’Nedra.
    »Was ist ein Krokodil?«
    »Eine große Echse.«
    »Sind sie gefährlich?«
    »Sehr gefährlich. Sie fressen Menschen. Hast du nie von ihnen gelesen?«
    »Ich kann nicht lesen«, gestand Garion, ohne zu überlegen.
    »Was?«
    »Ich kann nicht lesen«, wiederholte Garion. »Niemand hat es mir

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