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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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beigebracht.«
    »Das ist lächerlich!«
    »Es ist nicht meine Schuld«, verteidigte er sich.
    Sie sah ihn nachdenklich an. Seit ihrer Begegnung mit Chamdar schien sie fast ein bißchen Angst vor ihm zu haben, und ihre Unsicherheit war vermutlich noch dadurch verstärkt worden, daß sie ihn – im großen und ganzen – nicht besonders gut behandelt hatte. Ihre erste Annahme, daß er nur ein Diener sei, hatte ihre ganze Beziehung auf den falschen Fuß gestellt, aber sie war viel zu stolz, um ihren ursprünglichen Fehler einzugestehen. Garion konnte fast hören, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten. »Möchtest du, daß ich es dir beibringe?« bot sie an. Das war das einer Entschuldigung am nächsten Kommende, was er je von ihr hören würde.
    »Dauert es sehr lang?«
    »Das hängt davon ab, wie klug du bist.«
    »Wann meinst du, könnten wir anfangen?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich habe ein paar Bücher, aber wir brauchen etwas zum Schreiben.«
    »Ich glaube nicht, daß ich schreiben lernen muß«, sagte er, »lesen sollte für mich erst einmal reichen.«
    Sie lachte. »Das ist doch dasselbe, du Schaf.«
    »Das wußte ich nicht«, sagte Garion errötend. »Ich dachte…« Er wußte nicht recht weiter. »Ich glaube, ich habe noch nie so recht darüber nachgedacht«, schloß er lahm. »Was braucht man zum Schreiben?«
    »Pergament ist am besten«, antwortete sie, »und ein Kohlestift, damit wir es wieder wegwischen und das Pergament neu beschreiben können.«
    »Ich spreche mit Durnik«, entschied er. »Ihm wird schon etwas einfallen.«
    Durnik schlug Segeltuch und ein rußgeschwärztes Stäbchen vor. Innerhalb einer Stunde saßen Garion und Ce’Nedra an einem geschützten Flecken im Bug des Schiffes, die Köpfe über einem Stück Segeltuch zusammengesteckt, das auf eine Planke genagelt war. Einmal sah Garion hoch und entdeckte Tante Pol in der Nähe. Sie beobachtete die beiden mit einem nicht zu deutenden Ausdruck. Dann senkte er die Augen wieder auf die seltsam unwiderstehlichen Symbole auf dem Tuch.
    Der Unterricht wurde auch in den nächsten Tagen fortgesetzt. Da seine Finger von Natur aus geschickt waren, lernte er rasch, wie man Buchstaben malte.
    »Nein, nein«, sagte Ce’Nedra eines Nachmittags, »du hast es falsch geschrieben – die falschen Buchstaben benutzt. Du heißt Garion – nicht Belgarion.«
    Er fühlte eine plötzliche Kälte und sah auf das Segeltuch hinunter. Der Name stand klar und deutlich da – ›Belgarion‹.
    Er blickte rasch hoch. Tante Pol stand an ihrem gewohnten Platz, ihre Augen ruhten wie immer auf ihm.
    »Halte dich aus meinem Kopf raus!« fuhr er sie in Gedanken an.
    »Lerne fleißig, mein Lieber«, drängte ihre Stimme ihn schweigend. »Jedes Lernen ist nützlich, und du mußt noch sehr viel lernen. Je eher du dich daran gewöhnst, desto besser.« Dann lächelte sie, drehte sich um und ging.
    Am nächsten Tag erreichte Greldiks Schiff die Mündung des Schlangenflusses in Zentralnyissa, und seine Männer holten die Segel ein und legten die Ruder aus für die lange Fahrt flußaufwärts nach Sthiss Tor.

24
    E s gab keine Luft. Es war, als ob die Welt sich plötzlich in einen riesigen, stinkenden Pfuhl mit stehendem Wasser verwandelt hätte. Der Schlangenfluß hatte hundert Mündungsarme, von denen jeder träge durch den gallertartigen Schlamm des Deltas kroch, als ob er sich nur unwillig den stürmischen Wogen des Meeres anvertrauen wollte. Das Schilf, das in diesem ausgedehnten Sumpf wuchs, erreichte eine Höhe von nahezu sechs Metern und war so dick wie Schiffstaue. Das Geräusch des Windes, der hoch oben durch die Spitzen des Schilfs strich, war quälend, aber unten bei ihnen war jegliche Erinnerung an den Wind verloren. Es gab keine Luft. Das Delta dampfte und stank unter einer Sonne, die weniger schien als kochte. Jeder Atemzug schien zur Hälfte aus Wasser zu bestehen. Insekten stiegen in Wolken aus dem Schilf auf und ließen sich in stumpfsinniger Gefräßigkeit auf jedem Zentimeter bloßer Haut nieder.
    Sie waren anderthalb Tage im Schilf, ehe sie die ersten Bäume sahen. Es waren niedrige Exemplare, kaum höher als Büsche. Während sie sich langsam ins Innere Nyissas vorarbeiteten, begann das Hauptflußbett Gestalt anzunehmen. Die Seeleute schwitzten und fluchten an ihren Rudern, und das Schiff bewegte sich langsam gegen den Strom, fast als ob es gegen eine Flut aus zähem Öl ankämpfte.
    Die Bäume wurden größer und dann riesig. Große, knotige Wurzeln

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