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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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heraus«, drohte der Wächter. Er griff eins ihrer Taue und zog ein langes Messer hervor.
    »Wenn du dieses Tau kappst, mein Freund, komme ich hinunter und reiß dir die Ohren ab«, warnte Greldik.
    »Geh schon und sag’s ihm«, meinte Barak. »Es ist zu heiß für eine Prügelei.«
    »Ich habe drasnische Waren geladen«, erklärte Greldik dem Wächter auf dem Steg, »die einem Mann namens Radek gehören, aus Boktor, glaube ich.«
    »Oh«, sagte der Wächter und steckte sein Messer wieder weg, »warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Weil mir dein Verhalten nicht gefiel«, antwortete Greldik offen. »Wo finde ich den Vorsteher?«
    »Droblek? Sein Haus ist diese Straße hinauf hinter den Läden. Es ist das mit dem drasnischen Wappen auf der Tür.«
    »Ich muß ihn sprechen«, sagte Greldik. »Brauche ich einen Paß, um die Kais zu verlassen? Ich habe einige seltsame Dinge über Sthiss Tor gehört.«
    »Innerhalb der Enklave kannst du dich frei bewegen«, informierte ihn der Wächter. »Du brauchst nur einen Paß, wenn du in die Stadt willst.«
    Greldik schnaubte und ging unter Deck. Einen Moment später kam er mit einem Stapel gefalteter Pergamente zurück. »Willst du mit diesem Beamten sprechen?« fragte er Tante Pol. »Oder möchtest du, daß ich mich darum kümmere?«
    »Wir kommen besser mit«, entschied sie. »Das Mädchen schläft. Sag deinen Leuten, daß sie sie nicht stören.«
    Greldik nickte und sprach kurz mit seinem ersten Maat. Die Matrosen legten eine Planke hinüber zum Kai, und Greldik ging voran. Dunkle Wolken zogen am Himmel auf und verdunkelten die Sonne.
    Die Straße, die zu den Liegeplätzen führte, wurde auf beiden Seiten von Geschäften drasnischer Kaufleute gesäumt. Nyissaner schlenderten träge von Laden zu Laden, um hier und dort stehenzubleiben und mit den schwitzenden Ladenbesitzern zu feilschen. Die nyissanischen Männer trugen alle lose Gewänder aus einem leichten, irisierenden Stoff und waren völlig kahlgeschoren. Während er hinter Tante Pol herging, stellte Garion mit Abscheu fest, daß die Nyissaner sich die Augen sorgfältig schminkten und daß Wangen und Lippen künstlich gerötet waren. Sie sprachen rauh und zischend; darüber hinaus schienen alle zu lispeln.
    Die schweren Wolken hatten inzwischen den ganzen Himmel verdunkelt, und die Straße wirkte plötzlich finster. Ein Dutzend elender, fast nackter Männer reparierte ein Stück Kopfsteinpflaster. Ihr ungepflegtes Haar und die struppigen Bärte zeigten, daß es sich nicht um Nyissaner handelte, außerdem waren sie gefesselt und hatten Ketten um die Fußgelenke. Ein brutal aussehender Nyissaner stand mit einer Peitsche über ihnen. Die frischen Striemen und Risse auf ihren Körpern legten beredtes Zeugnis von der Freizügigkeit ab, mit der er sie benutzte. Einer der unglücklichen Sklaven ließ versehentlich einen Armvoll grob behauener Steine auf seinen Fuß fallen und stieß ein fast tierisches Schmerzensgeheul aus. Entsetzt sah Garion, daß dem Sklaven die Zunge herausgeschnitten worden war.
    »Sie erniedrigen Männer zu Tieren«, zürnte Mandorallen, dessen Augen in schrecklicher Wut funkelten. »Warum hat man dieses Dreckloch nicht gesäubert?«
    »Hatte man einmal«, erwiderte Barak grimmig. »Unmittelbar nachdem die Nyissaner den Rivanischen König ermordet hatten, kamen die Alorner her und töteten jeden Nyissaner, den sie finden konnten.«
    »Ihre Zahl scheint nichtsdestoweniger unvermindert«, meinte Mandorallen und sah sich um.
    Barak zuckte die Achseln. »Es ist dreizehnhundert Jahre her. Selbst ein einziges Pärchen hätte in dieser Zeitspanne die Bevölkerung wieder aufstocken können.«
    Durnik, der neben Garion ging, schnappte plötzlich hörbar nach Luft und wandte, heftig errötend, die Augen ab.
    Eine nyissanische Dame war aus einer von acht Sklaven getragenen Sänfte gestiegen. Der Stoff ihres blaßgrünen Gewandes war so dünn, daß er nahezu durchsichtig war und nur sehr wenig der Phantasie überließ. »Schau sie nicht an, Garion«, flüsterte Durnik heiser. »Das ist eine böse Frau.«
    »Das hatte ich vergessen«, sagte Tante Pol mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln. »Vielleicht hätten wir Durnik und Garion lieber auf dem Schiff lassen sollen.«
    »Warum ist sie so gekleidet?« fragte Garion und betrachtete die fast nackte Frau.
    »Unbekleidet, meinst du wohl.« Durnik sprach mit vor Empörung erstickter Stimme.
    »Es ist so üblich«, erklärte Tante Pol. »Es hat mit dem Klima zu tun. Es

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