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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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hatte in seinem Kopf geklungen, als ob er schon immer gewußt hätte, daß es seiner war – als sei er in all seinen kurzen Jahren unvollständig gewesen bis zu dem Moment, in dem der Name selbst ihn vervollständigt hatte. Aber Belgarion war ein Wesen, das mit Willen und Wort und der Berührung seiner Hand Fleisch in lebendiges Feuer verwandeln konnte.
    »Du hast es getan!« beschuldigte er das sachliche Bewußtsein in einem Winkel seines Geistes. »Nein«, widersprach die Stimme. »Ich habe dir nur gezeigt, wie. Der Wille und das Wort und die Berührung kamen allein von dir.«
    Garion wußte, daß es die Wahrheit war. Mit Entsetzen erinnerte er sich an das letzte Flehen seines Feindes und die flammende, glühende Hand, mit der er diese gequälte Bitte um Gnade von sich gewiesen hatte. Die Rache, die er sich in den letzten Monaten so verzweifelt gewünscht hatte, war nun schrecklich vollbracht, aber ihr Geschmack war bitter, sehr bitter.
    Dann gaben seine Knie unter ihm nach, und er sank auf die Erde und weinte wie ein Kind mit gebrochenem Herzen.

Teil Drei

Nyissa



23
    D ie Welt war noch dieselbe. Die Bäume hatten sich genausowenig verändert wie der Himmel. Es war noch immer Frühling, denn auch die Jahreszeiten hatten ihren gleichbleibenden Ablauf nicht geändert. Aber für Garion würde nichts mehr so sein, wie es einmal gewesen war.
    Sie ritten durch den Wald der Dryaden hinunter zu den Ufern des Waldflusses, der die südliche Grenze Tolnedras bildete. Von Zeit zu Zeit erhaschte er verwunderte Seitenblicke seiner Freunde. Die Blicke waren sinnend, nachdenklich, und Durnik – der gute, solide Durnik – benahm sich fast, als hätte er Angst.
    Nur Tante Pol wirkte unverändert, unberührt. »Mach dir keine Sor gen darüber, Belgarion«, murmelte ihre Stimme in seinem Geist.
    »Nenn mich nicht so«, antwortete er gereizt.
    »Es ist dein Name«, sagte die lautlose Stimme. »Du kannst dich ge nausogut an ihn gewöhnen.«
    »Laß mich in Ruhe.«
    Dann war das Gefühl ihrer Gegenwart in seinem Geist verschwunden.
    Sie brauchten mehrere Tage, um das Meer zu erreichen. Das Wetter blieb in der Zwischenzeit trüb, wenn es auch nicht regnete. Ein steifer Wind blies vom Meer her, als sie auf den breiten Strand an der Mündung des Flusses hinausritten. Die Brandung rollte über den Sand, die Wellen waren von weißen Gischtkämmen gekrönt.
    Draußen vor der Brandung ankerte ein schlankes, schwarzes, cherekisches Kriegsschiff, über dem viele kreischende Möwen kreisten. Barak zügelte sein Pferd und beschattete seine Augen. »Sieht vertraut aus«, brummte er und starrte das schmale Schiff angespannt an.
    Hettar zuckte die Achseln. »Für mich sehen sie alle gleich aus.«
    »Sie sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht«, sagte Barak leicht gekränkt. »Wie würde es dir gefallen, wenn ich behauptete, alle Pferde sähen gleich aus?«
    »Ich würde glauben, du wärst blind.«
    Barak grinste ihn an. »Für mich ist es genau dasselbe.«
    »Wie lassen wir sie wissen, daß wir hier sind?« fragte Durnik.
    »Sie wissen es schon«, antwortete Barak, »es sei denn, sie sind betrunken. Seeleute beobachten eine feindliche Küste immer sehr genau.«
    »Feindlich?« fragte Durnik.
    »Jede Küste ist feindlich, wenn ein Kriegsschiff aus Cherek in Sicht ist«, erklärte Barak. »Eine Art Aberglauben, denke ich.«
    Das Schiff drehte, und der Anker wurde gelichtet. Die Ruder wurden ausgelegt wie lange Spinnenbeine, und das Schiff schien auf ihnen durch die schaumgekrönten Wellen in Richtung auf die Flußmündung zu spazieren. Barak führte sie ans Flußufer hinunter, dann ritten sie an dem breiten Strom entlang, bis Barak eine Stelle entdeckte, die tief genug war, um eine Vertäuung des Schiffes möglichst dicht am Ufer zu erlauben.
    Die in Pelze gekleideten Seeleute, die Barak ein Tau zuwarfen, wirkten vertraut, und der erste, der ans Ufer sprang, war Greldik, Baraks alter Freund.
    »Du bist ganz schön weit im Süden«, sagte Barak, als hätten sie sich erst vor kurzem getrennt.
    Greldik zuckte die Achseln. »Ich habe gehört, daß du ein Schiff brauchst. Ich hatte nichts zu tun, also habe ich mir gedacht, fahr mal runter und sieh, was er vorhat.«
    »Hast du mit meinem Vetter gesprochen?«
    »Grinneg? Nein. Wir haben für ein paar drasnische Kaufleute eine Fahrt von Kotu zum Hafen von Tol Horb gemacht. Ich bin dort über Elteg gestolpert – du erinnerst dich doch an ihn: schwarzer Bart, nur ein Auge?«
    Barak nickte.
    »Er

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