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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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krümmten sich aus dem Uferschlamm empor wie grotesk mißgestaltete Bäume, Stämme groß wie Häuser ragten in den dampfenden Himmel. Armdicke Ranken wallten von den Zweigen herab. Sie bewegten sich wie mit einem eigenen pflanzlichen Willen und krümmten sich in der Luft. Zottige Fetzen grauen Mooses hingen in hundert Meter langen Streifen von den Bäumen, und der Fluß wand sich gehässig in großen Biegungen, die ihre Reise zehnmal so lang machten wie nötig.
    »Unangenehmer Ort«, brummte Hettar, der mißmutig aus dem Bug über die verkrautete Oberfläche des Flusses blickte. Er hatte seine Pferdelederjacke und sein Leinenhemd ausgezogen; sein bloßer Oberkörper glänzte vor Schweiß. Wie die meisten von ihnen, war er mit lästigen Beulen von Insektenstichen übersät.
    »Genau mein Gedanke«, stimmte Mandorallen zu.
    Einer der Seeleute schrie, sprang auf und trat gegen seinen Rudergriff. Etwas Langes, Schleimiges, Knochenloses war unbemerkt sein Ruder hinaufgekrochen und hatte mit blinder Gier sein Fleisch gesucht.
    »Egel«, sagte Durnik mit einem Schauder, als das gräßliche Ding mit einem nassen Platschen zurück in den stinkenden Fluß fiel. »Ich habe noch nie einen so großen gesehen. Er muß mindestens dreißig Zentimeter lang gewesen sein.«
    »Wahrscheinlich kein guter Platz zum Schwimmen«, meinte Hettar.
    »Das hatte ich auch nicht vor«, sagte Durnik.
    »Gut.«
    Tante Pol kam in einem leichten Leinenkleid aus der Kajüte unter dem hohen Deck, wo Greldik und Barak sich am Steuer abwechselten. Sie hatte Ce’Nedra gepflegt, die in dem unbarmherzigen Klima des Flusses fast verschmachtete.
    »Kannst du nichts tun?« fragte Garion sie schweigend.
    »Wogegen?«
    »Alles.« Hilflos sah er sich um.
    »Was soll ich denn tun?«
    »Wenigstens die Insekten vertreiben.«
    »Warum tust du es nicht selbst, Belgarion?«
    Er biß die Zähne zusammen. »Nein!« Es war fast wie ein lautloser Schrei.
    »Es ist wirklich nicht schwer.«
    »Nein!«
    Sie zuckte die Achseln, drehte sich um und ließ ihn mit seiner brodelnden Enttäuschung allein.
    Sie brauchten drei weitere Tage, um Sthiss Tor zu erreichen. Die Stadt lag an einer weiten Biegung des Flusses und war aus schwarzem Stein erbaut. Die Häuser und Gebäude waren niedrig und überwiegend fensterlos. Inmitten der Stadt erhob sich ein großes Gebäude mit merkwürdig geformten Türmen, Kuppeln und Terrassen, das seltsam fremd anmutete. Kais und Molen ragten in den trüben Fluß hinaus, und Greldik lenkte sein Schiff zu einem, der wesentlich größer war als die anderen.
    »Wir müssen am Zoll halten«, erklärte er.
    »Unvermeidlich«, sagte Durnik.
    Das Gespräch am Zoll war kurz. Kapitän Greldik verkündete, daß er die Waren Radeks von Boktor zur drasnischen Handelsenklave bringen sollte. Dann reichte er dem kahlgeschorenen Zollbeamten eine klimpernde Börse, worauf das Schiff ohne Durchsuchung weiterfahren durfte.
    »Dafür schuldest du mir was, Barak«, sagte Greldik. »Die Reise hierher habe ich aus Freundschaft gemacht, aber Geld ist etwas anderes.«
    »Schreib es irgendwo auf«, erwiderte Barak. »Ich werde mich darum kümmern, wenn ich wieder nach Val Alorn komme.«
    »Falls du wieder nach Val Alorn kommst«, meinte Greldik verdrossen.
    »Dann gedenkst du meiner bestimmt in deinen Gebeten«, sagte Barak. »Ich weiß, daß du sowieso immer für mich betest, aber jetzt hast du noch mehr Ansporn.«
    »Ist denn jeder Beamte auf der Welt bestechlich?« fragte Durnik gereizt. »Erledigt denn niemand seine Arbeit so, wie er soll, ohne Geld dafür anzunehmen?«
    »Die Welt würde untergehen, wenn einer von ihnen das täte«, antwortete Hettar. »Du und ich, wir sind einfach zu ehrlich für solche Dinge, Durnik. Wir überlassen so etwas anderen.«
    »Es ist einfach widerwärtig, das ist alles.«
    »Das mag schon stimmen«, gab Hettar ihm recht, »aber ich bin trotzdem froh, daß der Zollbeamte nicht unter Deck nachgesehen hat. Wir hätten vielleicht Schwierigkeiten gehabt, die Pferde zu erklären.«
    Die Matrosen hatten das Schiff wieder auf den Fluß hinausgerudert und hielten auf eine Reihe fester Landungsstege zu. Sie ruderten neben die äußere Mole, zogen die Ruder ein und machten die Taue an den teergeschwärzten Stangen eines Liegeplatzes fest.
    »Ihr könnt hier nicht anlegen«, rief ein schwitzender Wächter ihnen vom Kai zu. »Das ist nur für drasnische Schiffe.«
    »Ich lege an, wo es mir paßt«, erwiderte Greldik knapp.
    »Ich rufe die Soldaten

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