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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Bewunderung. »Wo hast du sie alle gefunden?«
    »Ich mußte sie nicht finden, Chamdar«, antwortete Wolf. »Sie sind alle immer dagewesen. Wenn ein Teil der Prophezeiung gültig ist, dann muß sie auch als Ganzes gültig sein, nicht wahr? Es liegt keinerlei Plan zugrunde. Jeder einzelne ist durch mehr Generationen zu mir gekommen, als du dir vorstellen kannst.«
    Die Gestalt ließ beim Einatmen ein scharfes Zischen hören. »Es ist noch nicht vollständig, alter Mann.«
    »Es wird es noch sein, Chamdar«, antwortete Wolf zuversichtlich. »Dafür habe ich bereits gesorgt.«
    »Wer ist der, der zweimal leben wird?« fragte die Gestalt plötzlich.
    Wolf lächelte kalt, sagte jedoch nichts. »Sei gegrüßt, meine Königin«, sagte die Gestalt dann spöttisch zu Tante Pol.
    »Grolimhöflichkeiten lassen mich kalt«, erwiderte sie mit frostigem Blick. »Ich bin nicht deine Königin, Chamdar.«
    »Du wirst es sein, Polgara. Mein Herr sagt, daß du seine Gattin werden wirst, wenn er sein Königreich übernimmt. Du wirst Königin der ganzen Welt sein.«
    »Das setzt dich etwas in Nachteil, nicht wahr, Chamdar? Wenn ich deine Königin werden soll, kannst du dich mir nicht gut in den Weg stellen, oder?«
    »Ich kann um dich herum arbeiten, Polgara, und wenn du erst Toraks Braut bist, wird sein Wille auch dein Wille sein. Ich bin sicher, daß du zu diesem Zeitpunkt keinen alten Groll mehr hegen wirst.«
    »Ich finde, es reicht jetzt, Chamdar«, sagte Meister Wolf. »Deine Unterhaltung beginnt mich zu langweilen. Du kannst deinen Schatten jetzt zurückhaben.« Er wedelte nachlässig mit der Hand, als scheuchte er eine lästige Fliege fort. »Geh«, befahl er. Wieder einmal spürte Garion diese seltsame Woge und das Dröhnen in den Ohren. Der Reiter verschwand.
    »Du hast ihn doch nicht zerstört?« keuchte Silk schockiert.
    »Nein«, sagte Meister Wolf. »Es war nur eine Illusion. Ein kindischer Trick, den die Grolims eindrucksvoll finden. Ein Schatten kann über eine beträchtliche Entfernung projiziert werden, wenn man sich die Mühe machen will. Ich habe lediglich den Schatten zu ihm zurückgeschickt.« Er grinste plötzlich verschlagen. »Natürlich habe ich einen etwas indirekten Weg gewählt. Er wird ein paar Tage brauchen, um die Strecke zurückzulegen. Es wird ihm zwar nicht weh tun, aber er wird sich unbehaglich fühlen und ausgesprochen auffallend sein.«
    »Eine höchst unziemliche Erscheinung«, stellte Mandorallen fest. »Wer war dieser unhöfliche Schatten?«
    »Es war Chamdar«, sagte Tante Pol und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem verletzten Lelldorin, »einer der Oberpriester der Grolims. Vater und ich kennen ihn schon von früher.«
    »Ich glaube, wir sollten besser von hier oben verschwinden«, meinte Wolf. »Wann wird Lelldorin wieder reiten können?«
    »Frühestens in einer Woche«, antwortete Tante Pol. »Eher später.«
    »Das geht nicht. Wir können nicht hierbleiben.«
    »Er kann aber nicht reiten«, sagte sie entschieden. »Könnten wir nicht eine Bahre oder so etwas machen?« schlug Durnik vor. »Ich kann sicher irgend etwas basteln, das man zwischen zwei Pferde binden kann, so daß wir ihn mitnehmen können, ohne ihm zu schaden.«
    »Nun, Pol?« fragte Wolf.
    »Das müßte gehen«, sagte sie etwas zweifelnd.
    »Dann sollten wir damit anfangen. Wir sind hier oben viel zu bloßgestellt, und wir müssen weiter.«
    Durnik nickte und ging, um aus dem Gepäck Seile für die Bahre zu holen.

7
    S ir Mandorallen, Baron von Vo Mandor, war ein mittelgroßer Mann. Sein Haar war schwarz und lockig, seine Augen tiefblau, und er hatte eine volltönende Stimme, mit der er festgeformte Meinungen äußerte. Garion mochte ihn nicht. Das unerschütterliche Selbstbewußtsein des Ritters, sein Egoismus, der in seiner Reinheit fast schon an Unschuld grenzte, schien die schlimmsten von Lelldorins finsteren Aussprüchen über Mimbrater zu bestätigen. Und Mandorallens ausgesuchte Höflichkeit gegenüber Tante Pol empfand Garion als zu weitgehend. Um es noch schlimmer zu machen, war Tante Pol anscheinend den Schmeicheleien des Ritters nicht abgeneigt.
    Während sie weiter durch den anhaltenden Regen über die Große West-Straße ritten, bemerkte Garion mit einiger Genugtuung, daß seine Gefährten seine Ansicht wohl teilten. Baraks Miene sprach lauter als Worte, Silk zog bei jeder Bemerkung des Ritters die Augenbrauen hoch, und Durnik machte ein finsteres Gesicht.
    Garion hatte jedoch wenig Zeit, seine Gefühle in bezug

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