Zauber der Schlange
vorwärts und flohen die Straße hinauf. Ihre Hufe dröhnten auf dem Boden. Ein wütendes Geheul kam aus dem Wald hinter ihnen, das Bellen um sie herum wurde lauter.
»Wir schaffen es!« rief Durnik aufmunternd. Aber plötzlich stand ein halbes Dutzend schnaubender Algroths vor ihnen auf der Straße, die Arme weit ausgebreitet und die Mäuler erschreckend weit aufgerissen. Sie waren riesig, hatten affenähnliche Arme und Klauen anstelle von Fingern. Ihre Gesichter erinnerten an Ziegen und wurden gekrönt von kurzen, spitzen Hörnern; und sie hatten lange, gelbe Fangzähne. Ihre graue Haut war schuppig wie die von Reptilien.
Die Pferde wieherten, wichen zurück und scheuten. Garion klammerte sich mit einer Hand an den Sattel und versuchte, mit der anderen den Zügel zu halten.
Barak schlug sein Pferd mit der flachen Klinge seines Schwertes und trat ihm ein paarmal heftig in die Flanken, bis das Tier schließlich mehr Angst vor ihm hatte als vor den Algroths und nach vorn stürmte. Mit zwei mächtigen Streichen, einem zu jeder Seite, tötete Barak zwei der Bestien, während er durch sie hindurchpreschte. Ein dritter, der mit ausgebreiteten Klauen auf seinen Rücken springen wollte, brach zusammen und fiel mit dem Gesicht nach unten in den Schlamm, einen von Lelldorins Pfeilen zwischen den Schultern. Barak riß sein Pferd herum und hieb auf die drei anderen ein. »Los jetzt!« brüllte er.
Garion hörte Lelldorin keuchen und drehte sich rasch um. Mit Entsetzen sah er, daß ein einzelner Algroth aus dem Wald neben der Straße gekrochen war und mit seinen Klauen seinen Freund aus dem Sattel zu ziehen versuchte. Hilflos schlug Lelldorin mit seinem Bogen auf das Bocksgesicht ein. Garion zog verzweifelt sein Schwert, aber Hettar schoß bereits von hinten an ihm vorbei. Sein gekrümmter Säbel fuhr durch den Körper der Bestie. Der Algroth schrie auf und fiel zuckend zu Boden unter die zermalmenden Hufe der Packpferde.
Die Pferde, die jetzt in schierer Panik rannten, erklommen den Abhang des felsübersäten Hügels. Garion warf einen Blick über die Schulter zurück und sah, daß Lelldorin gefährlich im Sattel schwankte und die Hand auf seine blutende Seite preßte. Garion riß heftig an den Zügeln und wendete sein Pferd.
»Rette dich, Garion!« rief Lelldorin mit totenblassem Gesicht.
»Nein!« Garion steckte sein Schwert in die Scheide zurück, ritt neben seinen Freund und nahm seinen Arm, um ihm so festeren Halt im Sattel zu verschaffen. Zusammen galoppierten sie auf den Hügel zu, und Garion tat sein Äußerstes, um den verletzten jungen Mann zu halten.
Der Hügel war eine größere Erhebung aus Erde und Felsen, die die höchsten Bäume überragte. Die Pferde kletterten und stolperten zwischen den nassen Steinen den Abhang hinauf. Als sie das Plateau auf dem Hügel erreichten, wo die Packpferde sich zusammendrängten und im Regen zitterten, glitt Garion gerade noch rechtzeitig aus dem Sattel, um Lelldorin aufzufangen, der langsam zur Seite fiel.
»Hierher«, rief Tante Pol scharf. Sie zog ein kleines Bündel Kräuter und Verbandsmaterial aus einem der Gepäckstücke. »Durnik, ich brauche sofort ein Feuer.«
Durnik sah hilflos auf die wenigen Holzstücke, die im Regen auf der Hügelkuppe lagen. »Ich werde es versuchen«, sagte er zweifelnd.
Lelldorins Atem ging flach und sehr schnell. Sein Gesicht war noch immer totenblaß, seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen. Garion hielt ihn aufrecht und spürte Angst im Magen. Hettar nahm den anderen Arm des Verwundeten, und zusammen schleppten sie ihn dorthin, wo Tante Pol kniete und ihr Bündel öffnete. »Ich muß sofort das Gift herausbekommen«, sagte sie. »Garion, gib mir dein Messer.«
Garion zog seinen Dolch heraus und reichte ihn ihr. Geschickt schnitt sie Lelldorins braune Tunika an der Seite auf und legte die böse Wunde frei, die die Klauen des Algroths gerissen hatten. »Es wird wehtun«, sagte sie. »Haltet ihn fest.«
Garion und Hettar nahmen Lelldorins Arme und Beine und drückten ihn zu Boden.
Tante Pol holte tief Luft und schnitt dann gewandt jede der aufgedunsenen Wunden auf. Blut spritzte, Lelldorin schrie einmal auf, dann fiel er in Ohnmacht.
»Hettar!« schrie Barak von einem Felsblock unweit des Abhangs. »Wir brauchen dich.«
»Geh!« wies Tante Pol den habichtgesichtigen Algarier an. »Wir können jetzt allein weitermachen. Garion, du bleibst hier.« Sie zerrieb einige getrocknete Blätter und streute sie auf die blutenden Wunden.
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