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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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auf den Mimbrater zu überdenken. Er ritt dichter hinter der Bahre, auf der sich Lelldorin schmerzgeplagt hin und her warf, während das Algrothgift in seinen Wunden brannte. Er tröstete seinen Freund, so guter konnte, und tauschte hin und wieder besorgte Blicke mit Tante Pol, die in seiner Nähe ritt. Bei Lelldorins schlimmsten Krämpfen hielt Garion hilflos die Hand des jungen Mannes und dachte immer nur daran, wie er wohl seine Schmerzen lindern könnte.
    »Tragt Euer Leiden mit Stärke, junger Freund«, riet Mandorallen dem verletzten Asturier fröhlich nach einem besonders heftigen Anfall, als Lelldorin keuchend und stöhnend dalag. »Diese Beschwerden sind nichts als eine Illusion. Wenn Ihr es wollt, so wird Euer Verstand sie zum Verstummen bringen.«
    »Das ist genau die Art von Aufmunterung, die man von einem Mimbrater erwarten kann«, erwiderte Lelldorin mit zusammengebissenen Zähnen. »Mir wäre es lieber, wenn du nicht so dicht bei mir reiten würdest. Deine Ansichten stinken genauso wie deine Rüstung.«
    Mandorallen errötete leicht. »Das Gift, welches durch den Körper unseres verletzten Freundes rast, hat ihn offenbar der Höflichkeit wie auch der Klugheit beraubt«, bemerkte er kühl.
    Lelldorin richtete sich auf der Bahre halb auf, als ob er etwas entgegnen wollte, aber die plötzliche Bewegung hatte anscheinend seine Schmerzen wieder vergrößert, und er fiel in Ohnmacht.
    »Seine Wunden sind ernst«, meinte Mandorallen. »Eure Kräuter, edle Polgara, vermögen sein Leben vielleicht nicht zu retten.«
    »Er braucht Ruhe«, sagte sie zu ihm. »Versuche, ihn nicht so zu reizen.«
    »Ich werde mich aus seiner Sichtweite begeben«, antwortete Mandorallen. »Wenn auch nicht durch einen Fehler meiner selbst, so ist mein Angesicht ihm doch verhaßt und versetzt ihn in ungesunden Zorn.« Er brachte sein Schlachtroß in Trab und ritt voran, bis er sich ein gutes Stück vor der Gruppe befand. »Reden sie alle so?« fragte Garion grollend. »Mit diesen Ihrs und Euchs und so?«
    »Mimbrater neigen zu großer Förmlichkeit«, erklärte Tante Pol. »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Ich finde es albern«, brummte Garion düster und starrte hinter dem Ritter her.
    »Ein wenig gutes Benehmen könnte dir auch nicht schaden, Garion.«
    Sie ritten weiter durch den regennassen Wald, während der Abend hinauf dämmerte. »Tante Pol?« fragte Garion schließlich.
    »Ja, mein Lieber?«
    »Wovon hat der Grolim gesprochen, als er das von dir und Torak sagte?«
    »Das hat Torak einmal gesagt, als er phantasierte. Die Grolims haben es ernst genommen. Das ist alles.« Sie wickelte sich fester in ihren blauen Umhang.
    »Beunruhigt dich das nicht?«
    »Nicht besonders.«
    »Was war das für eine Prophezeiung, von der der Grolim gesprochen hat? Ich habe das überhaupt nicht verstanden.« Das Wort ›Prophezeiung‹ wühlte aus irgendeinem Grund etwas in ihm auf.
    »Vom Mrin-Kodex«, antwortete sie. »Das ist eine sehr alte Version, und die Schrift ist fast unleserlich. Sie erwähnt Gefährten – den Bär, die Ratte und den Mann, der zweimal leben wird. Es ist die einzige Version, die etwas über sie sagt. Niemand weiß genau, ob es irgend etwas bedeutet.«
    »Großvater glaubt es, nicht wahr?«
    »Dein Großvater hat einige sehr seltsame Ideen. Alte Dinge beeindrucken ihn – vielleicht, weil er selbst so alt ist.«
    Garion wollte sie gerade weiter über die Prophezeiung ausfragen, die in mehr als einer Version zu existieren schien, aber in diesem Moment stöhnte Lelldorin, und beide wandten ihre Aufmerksamkeit sofort ihm zu.
    Kurz darauf erreichten sie eine tolnedrische Herberge mit weißgekälkten Mauern und rotem Ziegeldach. Tante Pol sorgte dafür, daß Lelldorin in einem warmen Zimmer untergebracht wurde, und sie verbrachte den Großteil der Nacht bei ihm und pflegte ihn. Ein halbes dutzendmal tappte Garion bis zum Morgen auf Strümpfen durch den dunklen Gang, um nach seinem Freund zu sehen, aber an seinem Zustand schien sich nichts zu ändern.
    Bei Tagesanbruch hatte der Regen aufgehört. Sie ritten in die graue Morgendämmerung, Mandorallen immer noch ein Stück voraus, bis sie schließlich den Rand des dunklen Waldes erreichten und vor sich das weite, offene Land der arendischen Zentralebene sahen. In den letzten Wochen des Winters war es braun und welk. Hier blieb der Ritter stehen und wartete mit finsterer Miene auf sie.
    »Was ist los?« fragte Silk.
    Mandorallen deutete ernst auf eine schwarze Rauchsäule, die

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