Zauber der Schlange
wiederkommen.«
»Irrsinn?« wiederholte die Gräfin Vasrana scharf.
»Der Fluch seiner Familie«, seufzte Tante Pol. »Sie haben ihn alle – alle männlichen Kinder. Der Trank wirkt eine Weile, aber natürlich nur zeitlich begrenzt. Wir müssen bald eine geduldige und aufopfernde Dame finden, so daß er heiraten und Kinder zeugen kann, ehe sein Gehirn ganz aufweicht. Danach wird seine arme Frau dazu verurteilt sein, für ihn den Rest ihrer Tage zu sorgen.« Sie betrachtete die Gräfin kritisch.
»Ich frage mich«, begann sie, »könnte es möglich sein, daß du noch unvermählt bist? Du scheinst im passenden Alter zu sein.« Sie streckte die Hand aus und umfaßte kurz Vasranas rundlichen Arm. »Hübsch und kräftig«, sagte sie anerkennend. »Ich werde sofort mit meinem Vater, Herrn Belgarath, darüber sprechen.«
Die Gräfin begann, sich mit weit aufgerissenen Augen zurückzuziehen.
»Komm zurück«, sagte Tante Pol. »Seine Anfälle werden erst in ein paar Minuten wieder beginnen.«
Das Mädchen floh.
»Kannst du dich denn nie aus Schwierigkeiten heraushalten?« fragte Tante Pol Garion und zog ihn energisch mit sich fort.
»Aber ich habe doch gar nichts gesagt«, wandte er ein.
Mandorallen schloß sich ihnen breit grinsend an. »Ich denke, daß Ihr unsere räuberische Gräfin in die Flucht geschlagen habt, meine Dame. Ich hätte allerdings angenommen, sie würde sich als hartnäckiger erweisen.«
»Ich habe ihr etwas zum Nachdenken gegeben. Das hat ihre Begeisterung für die Ehe gedämpft.«
»Welche Angelegenheit habt Ihr mit unserer Königin besprochen?« fragte er. »Ich habe sie schon seit Jahren nicht mehr so lächeln gesehen.«
»Mayaserana hatte ein Problem weiblicher Natur. Ich glaube nicht, daß du es verstehen würdest.«
»Ihre Unfähigkeit, ein Kind auszutragen?«
»Haben Arendier eigentlich nichts Besseres zu tun, als über Dinge zu klatschen, die sie nichts angehen? Warum gehst du nicht und suchst einen Kampf, statt intime Fragen zu stellen?«
»Die Angelegenheit geht uns alle sehr viel an, meine Dame«, entschuldigte sich Mandorallen. »Wenn unsere Königin dem Thron keinen Erben schenkt, besteht für uns die Gefahr eines Erbfolgekrieges. Ganz Arendien könnte in Flammen aufgehen.«
»Es wird keine Flammen geben, Mandorallen. Glücklicherweise bin ich rechtzeitig gekommen, wenn auch sehr spät. Noch vor dem Winter werdet ihr einen Kronprinzen haben.«
»Ist es möglich?«
»Möchtest du gern alle Einzelheiten wissen?« fragte sie anzüglich. »Ich habe festgestellt, daß die Männer es im allgemeinen vorziehen, nichts über die genauen Methoden des Gebährens zu erfahren.«
Mandorallen errötete langsam. »Ich werde Eure Versicherungen akzeptieren, edle Polgara«, antwortete er rasch.
»Da bin ich aber froh.«
»Ich muß es dem König mitteilen«, erklärte er.
»Du mußt dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern, Baron. Die Königin wird Korodullin sagen, was er wissen muß. Warum gehst du nicht und säuberst deine Rüstung? Du siehst aus, als kämst du von einem Schlachthof.«
Er verbeugte sich, noch immer rot, und entfernte sich dann.
»Männer!« murmelte sie hinter ihm her. Dann wandte sie sich wieder Garion zu. »Ich habe gehört, daß du sehr beschäftigt warst.«
»Ich mußte den König warnen«, antwortete er.
»Du scheinst ein absolutes Talent dafür zu haben, in solche Sachen verwickelt zu werden. Warum hast du es mir nicht gesagt – oder deinem Großvater?«
»Ich hatte versprochen, nichts zu verraten.«
»Garion«, sagte sie bestimmt, »unter den gegenwärtigen Umständen sind Geheimnisse sehr gefährlich. Du wußtest doch, daß Lelldorin dir etwas sehr Wichtiges erzählt hat, oder nicht?«
»Ich habe nicht gesagt, daß es Lelldorin war.«
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Mein lieber Garion«, sagte sie barsch, »begehe nie den Fehler, mich für dumm zu halten.«
»Das habe ich nicht«, stammelte er. »Wirklich nicht. Ich… Tante Pol, ich habe ihnen mein Wort gegeben, es niemandem zu sagen.«
Sie seufzte. »Wir müssen aus Arendien hinaus«, erklärte sie. »Das Land scheint deinen Verstand zu beeinträchtigen. Das nächste Mal, wenn du das dringende Bedürfnis verspürst, eine von diesen überraschenden öffentlichen Ankündigungen zu machen, besprich es zuerst mit mir, ja?«
»Ja, Herrin«, murmelte er verwirrt.
»O Garion, was soll ich denn bloß mit dir machen?« Dann lachte sie liebevoll und legte einen Arm um seine Schulter,
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