Zauber der Schlange
auf den Beinen waren, ihre Waffen mit einem Poltern auf den blutbesudelten Fußboden. Mandorallen öffnete sein Visier und wandte sich dem Thron zu. »Majestät«, sagte er respektvoll, »Nachaks Verrat ist durch diesen Waffengang bewiesen.«
»Wahrlich«, stimmte der König zu. »Ich bedaure nur, daß mein Eifer, dieser Sache nachzugehen, uns der Gelegenheit beraubt hat, tiefer in Nachaks Doppelspiel einzudringen.«
»Ich glaube, daß die Verschwörungen, die er angezettelt hat, sofort aufhören, wenn sich herumspricht, was hier geschehen ist«, meinte Meister Wolf.
»Vielleicht«, räumte der König ein. »Trotzdem hätte ich die Sache gerne weiterverfolgt. Ich möchte gern wissen, ob diese Schurkerei Nachaks Idee war oder ob ich sie weiterverfolgen muß, vielleicht bis zu Taur Urgas selbst.« Er runzelte gedankenvoll die Stirn und schüttelte dann den Kopf, wie um dunkle Vermutungen beiseite zu schieben. »Arendien steht in Eurer Schuld, Belgarath. Dieser tapfere Gefährte von Euch hat das Wiederaufflackern eines Krieges verhindert, der am besten vergessen würde.« Er blickte traurig auf den blutverschmierten Fußboden und auf die Leichen, die ihn verunzierten. »Mein Thronsaal ist zu einem Schlachtfeld geworden. Der Fluch Arendiens reicht selbst bis hierher.« Er seufzte. »Laßt alles säubern«, befahl er kurz und wandte den Kopf ab, um nicht das finstere Geschäft des Aufräumens mitansehen zu müssen.
Die Edelleute und ihre Damen begannen aufgeregt zu murmeln, als man die Toten fortgebracht hatte und der polierte Fußboden aufgewischt worden war.
»Guter Kampf«, meinte Barak, während er sorgfältig seine Axtklinge abwischte.
»Ich stehe in Eurer Schuld, Graf Barak«, sagte Mandorallen feierlich. »Eure Hilfe war höchst angebracht.«
Barak zuckte die Achseln. »Es schien sinnvoll.«
Hettar schloß sich ihnen wieder an, seine Miene zeigte finstere Genugtuung.
»Du hast eine hübsche Arbeit mit Nachak geleistet«, beglückwünschte Barak ihn.
»Ich habe viel Übung darin«, antwortete Hettar. »Murgos machen anscheinend immer denselben Fehler, wenn es zu einem Kampf kommt. Ich glaube, in ihrer Ausbildung muß irgendwo eine Lücke sein.«
»Schlimm, nicht?« sagte Barak heuchlerisch.
Garion ging etwas beiseite. Obwohl er wußte, daß es unvernünftig war, fühlte er sich nichtsdestoweniger persönlich verantwortlich für das Blutbad, das er gerade mitangesehen hatte. Blut und gewaltsamer Tod waren praktisch das Resultat seiner Worte. Hätte er nicht gesprochen, wären die Männer, die jetzt tot waren, noch am Leben. Gleich wie gerechtfertigt, wie notwendig sein Sprechen gewesen war, litt er unter Schuldgefühlen. Im Augenblick konnte er sich seinen Freunden nicht anvertrauen. Mehr als alles andere wünschte er sich, mit Tante Pol zu reden, aber sie war noch nicht in den Thronsaal zurückgekehrt, und so mußte er allein mit seinem verwundeten Gewissen ringen.
Er kam in eine der Nischen, die von den Säulen längs der Südwand des Thronsaals gebildet wurden und blieb dort in düsterer Grübelei stehen, bis ein Mädchen, vielleicht zwei Jahre älter als er, zu ihm heranhuschte, wobei ihr steifes, dunkelrotes Brokatkleid raschelte. Das Haar des Mädchens war dunkel, fast schwarz, und ihre Haut war milchweiß. Ihr Kleid war sehr tief ausgeschnitten, und Garion hatte Mühe, ein sicheres Ziel für seine Augen zu finden, als sie auf ihn zusteuerte.
»Ich möchte meinen Dank dem Dank ganz Arendiens an Euch hinzufügen, Herr Garion«, hauchte sie. Ihre Stimme vibrierte vor Gefühlen, von denen Garion nichts verstand. »Eure rechtzeitige Enthüllung des schändlichen Plans hat wahrlich das Leben unseres Herrschers gerettet.«
Garion empfand eine gewisse Wärme bei diesen Worten. »Ich habe nicht allzuviel dazu beigetragen, meine Dame«, antwortete er mit einem nicht ganz aufrichtigen Bemühen um Bescheidenheit. »Meine Freunde haben das Kämpfen übernommen.«
»Aber Eure tapfere Anklage war es, die den bösen Plan aufdeckte«, beharrte sie, »und Jungfrauen werden von dem Edelmut singen, mit dem Ihr die Ehre Eures namenlosen und irregeleiteten Freundes bewahrt habt.«
Jungfrau war kein Wort, auf das Garion vorbereitet war. Er wurde rot und schwieg hilflos.
»Seid Ihr tatsächlich der Enkelsohn des Ewigen Belgarath, edler Garion?«
»Die Verwandtschaft ist etwas weitläufiger. Wir vereinfachen es der Bequemlichkeit halber.«
»Aber Ihr seid sein direkter Nachkomme?« forschte sie nach, ihre violetten
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