Zauber der Sonneninsel
ohne dass sie es bemerkte. Dieser schöne Traum war nur kurz gewesen, aber würde sie für den Rest ihres Lebens verfolgen. Bevor sie Tomás traf, wusste sie nicht, wie wunderbar die Liebe sein konnte. Nun dehnte sich das Leben lang, dunkel und leer vor ihr aus.
Cristina und Tomás waren wie füreinander geschaffen. Und sie, die dumme kleine Pute, blieb auf der Strecke.
Es war ihr egal. Sie wollte nie wieder etwas von ihm sehen oder hören. Als er am Abend vorher für ein kurzes Interview im Fernsehen erschienen war, hatte Petra das Zimmer verlassen. Sie fühlte sich nicht in der Lage, auch nur mit seinem Bild in einem Raum zu sein.
Auch über Barry Lear hatte es einige Berichte gegeben. Er versuchte geschickt, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich und seine Sache zu lenken. Aber anscheinend ging seine Rechnung nicht auf. Viele Menschen fühlten sich von dem, was geschehen war, abgestoßen. Sie hätte ihn am letzten Freitag anzeigen sollen. Aber auch hier hatte sie die falsche Entscheidung getroffen.
Petra wollte nie wieder zu den Treffen der Umweltgruppe gehen. Wie sollte sie feststellen, wer von ihnen schuldig war, wer unschuldig, wer ein gefährlicher Fanatiker war und wer wirklich an die Sache glaubte?
Die nächsten Wochen würden hart für sie werden. Sie hatte Tomás Torres geliebt. Und es war keine kurze Verliebtheit gewesen, sondern die tiefe Leidenschaft einer Frau, die wie ein Blitz von diesen Gefühlen getroffen worden war.
Aber war sie nicht gewarnt worden? Damals, bei ihrem ersten Besuch in Alcamar, war ihr plötzlich der Gedanke gekommen, dass eine Liebe, die wie ein Blitz einschlug, meist nicht länger als ein Gewitter dauerte.
Für sie war dieses Gewitter vorbei. Und nun musste sie die brennende Dürre danach durchstehen.
Trotz ihrer Verzweiflung hoffte Petra, dass Tomás zu ihr zurückkam und sich alle Missverständnisse aufklärten. Ihr Herz setzte jedes Mal einen Schlag lang aus, wenn es an der Tür klopfte oder das Telefon klingelte. Aber es war nie Tomás, und während die Tage vergingen, erlosch das letzte Fünkchen Hoffnung in ihr.
Auch gegen Barry Lear unternahm sie nichts. Sie konnte ohnehin nichts gegen ihn ausrichten. Wenn Tomás zu ihr zurückgekehrt wäre, hätte sie ihm alles erzählt und wäre auch zur Polizei gegangen. Doch ohne ihn hatte sie weder die Kraft noch den Willen dazu.
Petras Verzweiflung erreichte ihren Höhepunkt, als James eine Woche später nach London zurückflog. Beim Abschied auf dem Flughafen war sie tief deprimiert und hätte sich am liebsten irgendwo verkrochen. Unter dem Vorwand, eine Zeitung besorgen zu wollen, führte James sie ein Stück von den Eltern weg und betrachtete besorgt Petras blasses Gesicht.
“Du wirst einen anderen Mann finden”, tröstete er sanft. “Vergiss Tomás! Ich glaube nicht, dass er zu dir zurückkommt.” Und als sie ihn verständnislos ansah, fuhr er fort: “Ich habe letzte Woche versucht, ihn zu erreichen. Ich dachte, ich könnte ihn davon überzeugen, dass du unschuldig bist. Aber er wollte nicht einmal am Telefon mit mir sprechen.”
“Oh.” Petra senkte den Kopf.
“Es tut mir leid, denn ich weiß, was du für ihn empfindest. Aber er denkt anscheinend, dass du an dem Attentat auf ihn beteiligt warst. Davon lässt er sich nicht abbringen. Am besten vergisst du ihn so schnell wie möglich.” James drückte ihr etwas in die Hand. “Dies ist für dich, ein kleines Abschiedsgeschenk.” Er umarmte sie schnell und warf ihr einen aufmunternden Blick zu. “Kopf hoch, Schwesterchen!”
Erst auf der Rückfahrt öffnete Petra das flache Paket. Es war ein Buch: “Wie richte ich mir meine eigene Wohnung ein?” Und auf der ersten Seite stand gekritzelt: “Warum nicht? Alles Liebe, James.”
Petra sah nachdenklich zum Fenster hinaus. Vielleicht war es wirklich Zeit, ihr Elternhaus zu verlassen.
Warum nicht? Ja, warum eigentlich nicht?
Gleich in der nächsten Woche begann Petra mit der Wohnungssuche. Sie ging die Annoncen in den Zeitungen durch, traf sich mit Vermietern, verhandelte mit Wohnungsmaklern und merkte plötzlich, dass sie sich verändert hatte. Vielleicht war “erwachsen” das richtige Wort für die Veränderung, die in ihr blitzartig vorgegangen war. Sie hatte an Erfahrung gewonnen und aus ihren Fehlern gelernt.
Aber sie war auch selbstbewusster geworden, und sie beschloss, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie wollte sich nie wieder so tief verletzen lassen!
Und plötzlich wurde Petra auch
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