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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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alberne Feier sein Leben hatte lassen müssen, verdarb mir beinahe den Appetit.
    Als ich den Raum mit den Kostümen betrat, musste ich feststellen, dass mein Kleid leider immer noch an Ort und Stelle hing. Ich hatte insgeheim die Hoffnung gehegt, dass es vielleicht bereits jemand mitgenommen hatte. Aber offensichtlich teilten die anderen Gäste genauso wenig Tante Battys Geschmack wie ich. Mit einem Seufzer pflückte ich es vom Bügel und stieg hinein. Gott sei Dank hatte es einen Reißverschluss, denn sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht alleine zubekommen. Es kniff an einigen Stellen und ich sah immer noch furchtbar albern darin aus. Aber wenn ich nicht verhungern wollte, musste ich diesen peinlichen Auftritt wohl in Kauf nehmen. Tante Batty hatte noch die passenden Schuhe dazugestellt, die, wie ich fand, im Gegensatz zu dem Kleid, wirklich hübsch waren. Es waren weiße Pumps, die mit einem silbernen Rankenmuster verziert waren, das sich an den Seiten entlangschlängelte und sich an der Spitze der Schuhe traf. Wenigstens die würde ich mit Würde tragen können.
    Fertig umgezogen, lief ich noch einmal zurück in mein Zimmer, um meine Jeans und das T-Shirt loszuwerden. Die neuen Schuhe drückten noch ein wenig an den Zehen. Plötzlich kam mir eine Idee. Ich kramte ein unbenutztes Taschentuch aus meiner Hosentasche hervor und wickelte einige der Kekse darin ein. Sollte sich meine Vermutung mit dem Kaninchen bestätigen, würde ich sie zur Not eben lutschen. Leider hatte ich nicht daran gedacht, dass das Kleid überhaupt keine Taschen hatte. In Ermangelung einer besseren Idee steckte ich mir das Päckchen deshalb kurzerhand in den Ausschnitt. Es war zwar nicht besonders angenehm und pikste etwas, aber dort würde es sicher keiner sehen. Zumindest nicht, wenn man mir nicht direkt von oben in den Ausschnitt glotzte. Und diese Unverschämtheit hätte im 18. Jahrhundert sicher niemand besessen.
    Ich ließ den Blick noch einmal wehmütig durchs Zimmer schweifen. Dann machte ich mich schweren Herzens auf den Weg zum großen Salon, wo die Feier bereits in vollem Gange war. Schon von weitem konnte ich das Stimmengewirr und die Musik hören, die durch die Türen drangen. Es klang wie in einem riesigen Bienenstock.
    Ich öffnete eine der großen, weißen Flügeltüren und schob mich durch den entstandenen Spalt hinein. Tante Batty hatte den Raum komplett umgestaltet. Der Dielenboden war auf Hochglanz gebracht und sämtliche Wände mit Kulissen aus Pappmaché verkleidet worden, die zugegebenermaßen ziemlich echt aussahen. Sie waren mit einer Blümchentapete beklebt, auf der sich dicht an dicht kleine rosa Blüten aneinanderreihten und wurden von künstlichen Holzbalken zusammengehalten. Von der Decke hing ein kitschiger Kristallglas-Leuchter, der viel zu klein für den riesigen Raum war und dort oben ein bisschen verloren wirkte. Ich hielt Ausschau nach meiner Mutter, doch ich konnte sie nirgends ausmachen. Die Menschenmasse war einfach zu groß und unübersichtlich. Alle waren dem Anlass entsprechend in farbenfrohe Gewänder aus Tante Battys Kostümfundus gekleidet. Sie selbst war nicht zu übersehen. Sie trug ein ausladendes Kleid in ihrer Lieblingsfarbe: Zitronengelb. Ihre Haare hatte sie zu einem hohen Turm aufgesteckt und mit tonnenweise Puder weiß gefärbt. Um ihren Hals hing eine lange, goldene Kette mit einem riesigen Klunker, der unmöglich echt sein konnte. Sie unterhielt sich gerade mit einem kleinen, untersetzten Mann, dessen Kopf direkt auf den Schultern saß. Sein Gesicht hatte denselben Rotton angenommen wie sein Gehrock. Augenscheinlich in eine heftige Diskussion mit ihr vertieft, zückte er ein Taschentuch aus seiner Westentasche und wischte sich nervös ein paar Schweißperlen von der Stirn.
    »Hey, Cinderella!«, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir.
    Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich war jetzt wirklich nicht in der Stimmung für die dämlichen Anmachversuche irgendeines angetrunkenen Möchtegern-Märchenprinzen, der glaubte, mich mit diesem dämlichen Spruch um den Finger wickeln zu können. Genervt drehte ich mich um.
    »Jetzt guck doch nicht so böse«, sagte er und hielt in gespielter Abwehr die Hände hoch.
    »Drew!« Ich vergaß augenblicklich meinen Ärger, als ich ihn sah. »Was machst du denn hier?«
    »Naja, deine Tante hat mich eingeladen und du weißt ja, wie nachtragend sie sein kann, wenn man ihre Einladungen ausschlägt.« Er grinste vielsagend.
    Andrew, wie er richtig hieß,

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