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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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war vor Jahren mit seiner Familie von Irland nach Oxford in das Haus schräg gegenüber von Tante Batty gezogen. Seine Eltern hatten hier jedoch keine Arbeit gefunden und gingen deshalb relativ schnell wieder nach Irland zurück. Drew war wegen der Schule hier bei seiner Großmutter geblieben und wurde von ihr aufgezogen. Als Kinder hatten wir während meiner Besuche bei Tante Batty oft zusammen gespielt. Für mich war er so etwas wie ein großer Bruder.
    »Du siehst wirklich zum Anbeißen aus«, sagte er und grinste breit. »Wie ein Cremetörtchen.«
    »Vielen Dank, Drew, auf dieses Kompliment hab ich schon den ganzen Abend gewartet«, gab ich zurück.
    »Höre ich da etwa so etwas wie Ironie?«, fragte er spielerisch und lachte.
    Ich rollte die Augen nach oben.
    »Du siehst auch nicht gerade aus wie Brad Pitt«, stellte ich mit einem kurzen, prüfenden Blick fest.
    Er trug kurze braune Hosen, kombiniert mit dazu passenden Lederschuhen und kniehohen, weißen Strümpfen. Über ein langes weißes Hemd hatte er eine gelbe Weste gezogen, die extrem gut zu seinen goldbraunen Augen und seinen kurzen, blonden Haaren passte. Darüber trug er einen smaragdgrünen Gehrock mit silbernen Knöpfen.
    »Wieso? Ist doch total sexy!«, witzelte er und drehte sich einmal im Kreis.
    »Ja klar, die Frauen im 18. Jahrhundert wären bestimmt reihenweise in Ohnmacht gefallen«, bemerkte ich trocken.
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Jetzt übertreibst du aber ein bisschen. Höchstens eine oder zwei.«
    Ich schmunzelte. »Sag mal, Drew, hast du irgendwo meine Eltern gesehen?«
    »Ja, die waren eben noch bei der Schlacht am kalten Büffet«, antwortete er und zeigte zur gegenüberliegenden Seite des Raums. Dort, wo ich das Essen vermutete, drängte sich eine Traube von Leuten mit Tellern und Besteck. Da würde ich nicht so schnell durchkommen. Mein Magen musste sich also wohl oder übel noch etwas gedulden.
    »Was gibt es denn zu essen?«, fragte ich neugierig.
    »Hauptsächlich Wild und Fisch. Schmeckt furchtbar, wenn du mich fragst. Hat deine Tante das selbst gekocht?«
    Ich knuffte ihn in die Seite. »Kann sein.«
    Er fächerte sich angestrengt Luft zu. »Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass man in diesen Klamotten echt widerlich schwitzt?«, stellte er fest.
    »Ich schätze, das liegt daran, dass Tante Batty die Heizung bis oben hin aufgedreht hat«, antwortete ich.
    »Du meinst wohl die königliche Feuerstelle«, verbesserte er mich und machte Tante Battys Stimme dabei ziemlich treffsicher nach.
    Ich lachte. Aber er hatte Recht. Es war wirklich warm hier drin und wenn ich nicht über kurz oder lang wie ein Eis in der Sonne schmelzen wollte, wurde es Zeit für eine kleine Abkühlung. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie genau in diesem Moment Tante Batty auf uns zusteuerte. Ich beschloss zu flüchten, bevor sie mich entdecken konnte. Ich hatte nämlich keine große Lust ihr meine plötzliche Blitz-Genesung zu erklären.
    »Ich werd´ mal in den Garten gehen und ein bisschen frische Luft schnappen«, sagte ich und begann mich eilig durch die Menge in Richtung Terrassentür zu quetschen. Drew rief mir noch irgendetwas hinterher, das ich jedoch aufgrund des Lärmpegels nicht mehr verstehen konnte. Als ich mich noch einmal umdrehte, sah ich, wie Tante Batty ihn in Beschlag nahm. Es tat mir fast ein bisschen leid, dass ich ihn einfach so, ohne Vorwarnung, zurückgelassen hatte. Ich hoffte nur, dass sie nichts von unserer Unterhaltung mitbekommen hatte.
    Draußen war es angenehm kühl. Es roch nach frisch gemähtem Gras und den Rosen, die sich am Haus hinaufrankten. Der Anblick, der sich mir bot, hatte fast etwas Magisches. Obwohl Tante Battys Garten ein regelrechter Irrgarten war, hatte sie es sich nicht nehmen lassen, jede einzelne Hecke mit kleinen, weißen Lichtern zu bestücken, die wie hunderte Glühwürmchen die Wege erhellten. Es sah wirklich schön aus. Einige Pärchen hatten sich ebenfalls hierher geflüchtet. Sie sahen sich die Sterne an oder flanierten Hand in Hand über den Rasen. Wenngleich ich unsere Besuche bei Tante Batty nie wirklich gemocht hatte, so liebte ich diesen Garten dennoch wie keinen zweiten. Ich kannte ihn in- und auswendig. Drew und ich hatten hier früher oft stundenlang Verstecken gespielt. Nur der Schuppen meines Großvaters war dabei tabu gewesen. Ich hatte Tante Batty allerdings nie danach gefragt, warum.
    Die Erinnerungen an damals weckten meine Neugier. Kurzentschlossen schlug ich die Richtung

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