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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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mich hier zu sehen, wie ich sie.
    »Bist du ein Gespenst?«, fragte sie und sah mich dabei ungläubig mit ihren großen, runden Kulleraugen an. Ich stützte mich atemlos mit einer Hand am Türrahmen ab, während ich mir die andere Hand auf die Brust presste, um meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen und starrte irritiert zurück.
    »Wie kommst du denn darauf?«, japste ich.
    »Na, weil du einfach so aus dem Schuppen aufgetaucht bist. Meine Mama sagt, so was können nur Gespenster.«
    »Ich bin kein Gespenst«, sagte ich.
    »Aber, wie bist du denn dann da reingekommen?«, bohrte sie weiter und zeigte mit dem Finger auf den Schuppen.
    »Ich bin durch die Tür reingegangen«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    »Das kann aber gar nicht sein«, beharrte sie.
    »Und warum kann das nicht sein?«, fragte ich genervt.
    Langsam fing sie an, mir tatsächlich auf den Geist zu gehen.
    »Weil ich schon den ganzen Tag hier draußen gespielt habe und ich dich nicht gesehen habe, wie du reingegangen bist.«
    Ich hatte keine Lust, mich mit einer Fünfjährigen zu streiten. Deshalb versuchte ich es mit einer Notlüge.
    »Weißt du, ich kann zaubern. Ich hab mich einfach in den Schuppen reingezaubert.«
    Sie schien zufrieden.
    »Also bist du eine Zauberin?«, stellte sie fest.
    »Ja, ich bin eine Zauberin«, antwortete ich, in der Hoffnung, dass sie dann aufhören würde, mir Löcher in den Bauch zu fragen.
    Zu meiner Überraschung machte sie tatsächlich kehrt und lief in Richtung Haus zurück. Der Garten lag auf einmal dunkel und verlassen da. Offensichtlich hatte es einen Stromausfall gegeben, denn auch die vielen kleinen Lichter an den Hecken waren ausgefallen. Es war auch merklich kühler geworden hier draußen. Ich fröstelte. Es war höchste Zeit wieder ins Warme zu kommen. Da es leider vollkommen finster war, musste ich meinen Weg blind zurückfinden. Bedächtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Immer wieder stolperte ich und wäre dabei beinahe in Tante Battys heiß geliebte Rosenbüsche gefallen. Auf der Terrasse standen nur noch ein paar vereinzelte Gäste. Die meisten mussten wohl die Flucht in den beheizten Salon angetreten haben. Ich schlich unauffällig an ihnen vorbei. Wie ich vermutet hatte, war der Raum nun brechend voll. Auch meine Theorie mit dem Stromausfall schien sich zu bestätigen, denn statt der Glühlampen standen nun überall Kerzen herum, die den Raum in ein schwaches Licht tauchten. Sogar bei dieser Minimalbeleuchtung konnte ich noch das kitschige, blaue Blümchenmuster auf der Tapete erkennen. Trotzdem kam mir irgendetwas daran komisch vor. Waren die Blüten vorhin nicht rosa gewesen? Der Leuchter an der Decke kam mir auch viel größer vor. Lag es an der notdürftigen Beleuchtung, oder hatte Tante Batty ihn kurzfristig austauschen lassen? Ich hielt Ausschau nach Drew. Vielleicht konnte er mir das erklären. Ich konnte ihn jedoch nirgendwo ausmachen. Auch meine Eltern oder Tante Batty sah ich nirgends. Dafür entdeckte ich das kleine Mädchen wieder, das ich eben getroffen hatte. Sie hielt sich am Rock einer großen, dunkelhaarigen Frau fest, die ihr schwarzes Haar kunstvoll mit vielen kleinen Perlenhaarnadeln hochgesteckt hatte. Sie trug ein rotes Kleid, das am Saum mit weißer Spitze besetzt war. Um die Schultern hatte sie ein zartrosanes Tuch gelegt. Ich fand, dass es sehr stilvoll wirkte. Ihr hätte ich tatsächlich abgekauft, dass sie aus dem 18. Jahrhundert stammte.
    Als das Mädchen mich bemerkte, zupfte sie hektisch am Rock der Frau. Diese beugte sich zu ihr herunter und sprach mit ihr. Offensichtlich tadelte sie das Mädchen, weil es sie bei ihrer Unterhaltung gestört hatte. Dann hielt sie plötzlich inne. Das Mädchen zeigte auf mich und lächelte. Die große, dunkelhaarige Frau blickte interessiert zu mir herüber. Ich nickte ihr grüßend zu, doch sie erwiderte meinen Gruß nicht, sondern drehte sich wieder um, um ihre Unterhaltung weiterzuführen. Wie unhöflich. Ich wollte mich gerade zum Gehen wenden, als ich sah, dass sie auf mich zukam.
    »Guten Abend«, sagte sie und machte einen formvollendeten Knicks vor mir. »Mein Name ist Emilia Sunningwell.«
    »Violet Harrison«, erwiderte ich und machte ebenfalls einen Knicks. Offenbar gehörte das dazu.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie störe, aber meine Tochter ist der festen Überzeugung, dass Sie eine echte Magierin sind«, sagte sie und grinste. Ihr Schal tanzte geschmeidig um ihre Schultern.
    »Wir sind uns im Garten begegnet

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