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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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und sie hielt mich für einen Geist«, entgegnete ich. »Das musste ich natürlich richtigstellen.« Ich spähte zu dem Mädchen hinüber und zwinkerte ihr zu.
    »Ich verstehe«, sagte die Frau verschwörerisch und schenkte mir ein Lächeln. »Sagen Sie, finden Sie es hier drin nicht auch furchtbar beengt? Ich würde diesem Treiben gerne für einige Minuten entfliehen. Wollen Sie mich nicht ein Stück begleiten, Miss Violet? Wir könnten uns noch ein wenig unterhalten.«
    Ich nickte. Sie spielte ihre Rolle wirklich gut und sie hatte Recht, es war tatsächlich unangenehm eng und stickig hier drin. Ich hatte nichts dagegen, hier so schnell wie möglich wieder rauszukommen.
    Sie hakte sich freundschaftlich bei mir unter und wir schlängelten uns durch die Menge hindurch zur Salontür hinaus. Als wir bereits einige Meter den Flur entlanggegangen waren und uns so weit vom Salon entfernt hatten, dass nur noch ein leises Murmeln zu vernehmen war, verstärkte sich ihr Griff um meinen Arm. Ich versuchte, mich ein wenig aus ihrer Umklammerung zu lösen, doch sie hielt mich fest.
    »Sie tun mir weh«, sagte ich irritiert.
    »Sei still, du kleine Hexe«, zischte sie plötzlich und bohrte mir ihre spitzen Fingernägel in die Haut.
    »Was soll das?«, fragte ich entsetzt, doch sie hörte mir gar nicht zu.
    »Du hast wohl geglaubt, du kannst dich unbemerkt ins Haus des Herzogs schleichen und uns alle verhexen?« Sie zog unsanft an meinem Arm.
    »Was? Was soll der Quatsch?«, fragte ich ärgerlich.
    »Ich führe dich nur deiner gerechten Strafe zu.« Sie lachte leise und triumphierend.
    Ich hatte es ganz offensichtlich mit einer Verrückten zu tun.
    »Finden Sie nicht, dass Sie diese ganze Jahrhundertfeier-Nummer vielleicht ein bisschen zu ernst nehmen?«
    »Hüte deine dämonische Zunge«, fauchte sie. Ihre Augen funkelten mich bösartig an.
    Das ging nun wirklich zu weit. Ich versuchte erneut mich aus ihrem Griff zu befreien, doch sie ließ nicht locker. Das Ganze war kein Spiel mehr. Sie meinte es anscheinend vollkommen ernst. Angst machte sich in mir breit. Ich rief um Hilfe, doch es schien mich niemand zu hören. Wo war bloß Drew, wenn man ihn brauchte? Emilia zerrte mich unterdessen immer weiter vom Salon weg in einen der unzähligen Flure.

KAPITEL 3
EIN BLAUES WUNDER

    »Lassen Sie mich los«, protestierte ich lautstark.
    »Niemals. Ich werde dich zu meinem Herrn bringen. Er weiß, was mit deinesgleichen zu tun ist.« Meinesgleichen? Wovon sprach sie überhaupt? War sie betrunken?
    Sie zerrte mich unablässig hinter sich her, bis wir vor einer wuchtigen Eichenholztür standen. Sie öffnete sie schwungvoll und stieß mich vor sich her in den dunklen Raum hinein. Für einen Moment schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass sie mich vielleicht in einen Kerker werfen wollte, wo sie mich dann einfach zurücklassen würde, bis sich das Problem von selbst gelöst hatte. Doch das war natürlich völliger Unsinn, denn in Tante Battys Haus gab es gar keinen Kerker. Zumindest wusste ich von keinem. Ich behielt Recht. Zwar war der Raum dunkel und kalt, aber es war kein Kerker. Vielmehr schien er als eine Art Büro eingerichtet zu sein. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers stand ein großer hölzerner Schreibtisch, an dem eine hochgewachsene dunkle Gestalt saß. Das Kaminfeuer, das im Hintergrund flackerte und schon recht weit heruntergebrannt war, war die einzige Lichtquelle und erhellte den Raum nur schwach. Ich versuchte, einen Blick auf das Gesicht der Person, die dort saß, zu erhaschen, doch ich konnte es nicht erkennen, da mir ein Stapel Bücher die Sicht versperrte. Emilia ging zielstrebig darauf zu.
    »Dieses Mädchen ist eine Hexe«, zischte sie verschwörerisch und schob mich, meinen Arm noch immer wie ein Schraubstock umklammernd, unsanft vor sich her. Dabei verdrehte sie ihn so, dass ich das Gefühl hatte, sie wolle ihn mir abreißen. Ich jaulte auf vor Schmerz und Tränen stiegen mir in die Augen. Die dunkle Gestalt am Schreibtisch bewegte sich nicht.
    »Sind Sie sich sicher?« Es war die Stimme eines Mannes. Er klang gelangweilt.
    »Annabella hat gesehen, wie sie aus dem Nichts vor ihr auftauchte.« Sie setzte ein triumphierendes Gesicht auf.
    »Danke, Emilia. Lassen Sie uns bitte allein?« Seine Stimme war ruhig und klar.
    Doch anstatt mich loszulassen, umklammerte sie mich nur noch fester. Mir entfuhr ein leises Wimmern und ich spürte, wie sich ein Taubheitsgefühl in meinem Arm ausbreitete, weil sie mir das

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