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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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denn hier los?«, fragte ich.
    »Entweder feiern sie ein Fest, oder …«. Drew brach plötzlich mitten im Satz ab.
    »Oder was?«, fragte ich.
    »Nicht so wichtig. Das willst du nicht wissen«, versuchte er abzulenken. Er war sichtlich nervös. Meine Neugier war geweckt.
    »Doch will ich. Nun sag schon«, drängte ich. So schlimm konnte es doch nicht sein.
    »… eine Hinrichtung«, ergänzte er.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. Darauf war ich nicht gefasst gewesen.
    »Eine Hinrichtung? Ist das dein Ernst?« Nackte Angst ergriff mich.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass du es nicht wissen willst«, sagte er ernst.
    »Aber … aber so etwas feiert man doch nicht.« Mir wurde übel.
    »Man veranstaltete öffentliche Hinrichtungen vor allem, um zu demonstrieren, dass das Gesetz Anwendung fand. Gleichzeitig war es eine Art Belustigung für das Volk. Hier auf dem Land passiert sonst nicht viel Spannendes. Für die Leute hier ist das also so was wie Kino, zugegebenermaßen auf eine recht makabere Art und Weise.«
    »Ich will aber nicht sehen, wie jemand geköpft wird«, sagte ich angsterfüllt. Die Vorstellung eines Henkers mit einer riesigen Axt, jagte mir kalte Schauer über den Rücken.
    »Es ist ja nur eine Vermutung. Vielleicht, und ich hoffe, dass ich Recht behalte, handelt es sich auch nur um ein harmloses Straßenfest.« Er sah nicht sehr überzeugt aus. »So oder so müssen wir zum Dorfplatz. Ich habe keine genaue Adresse. Wir müssen uns also durchfragen und dafür kommt uns dieser Menschenauflauf ehrlich gesagt gerade sehr gelegen.« Er sah mich auffordernd an und ging weiter.
    Widerwillig setzte ich mich in Bewegung. Die Straßen waren wie ausgestorben. Je weiter wir gingen, desto lauter wurden die Stimmen.
    Als wir auf den Marktplatz einbogen, stießen wir regelrecht auf eine Wand von Menschen. Anscheinend hatte sich das gesamte Dorf hier versammelt. Das war kein gutes Zeichen. Sie standen im Kreis und beobachteten etwas, das sich in ihrer Mitte befand. Ein Durchkommen war kaum möglich. Die Leute drängten sich dicht an dicht. Manche, die weiter hinten standen, stellten sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Ich hörte einige Männer und Frauen schreien »Lasst sie brennen!« oder »Schickt sie zurück in die Hölle, wo sie hergekommen ist!« Oh Gott, es handelte sich also tatsächlich um eine Hinrichtung. Ich wollte nicht hinsehen, doch es war wie ein innerer Zwang. Ich musste wissen, was geschah. Also kletterte ich auf einen Mauervorsprung.
    »Was machst du da?«, fragte Drew, der bereits einige Schritte voraus war und nun wieder zurückkam.
    »Ich will sehen, was da los ist.«
    »Violet, ich bitte dich, komm runter.« Er zupfte am Saum meines Rockes.
    »Gleich …« Ich beachtete ihn nicht weiter. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt, das Spektakel vor meinen Augen zu beobachten. Ich konnte von hier aus über die Menge blicken. In ihrer Mitte befand sich ein großer Haufen aus Holz und Stroh, aus dem ein Baumstamm in die Höhe ragte. Ein Mädchen war daran festgebunden. Sie konnte kaum älter sein als ich. Sie war barfuß und ihr feuerrotes Haar hob sich von dem weißen Hemd ab, das sie trug. Sie hatte die Augen geschlossen. Mit einem Mal schossen mir die Bilder aus dem roten Buch wieder durch den Kopf. Das, was ich da sah, war ein Scheiterhaufen. Sie hatten vor, das Mädchen bei lebendigem Leib zu verbrennen. Ich sah, wie ein Mann mit einer brennenden Fackel auf sie zuging. Vor lauter Entsetzen war ich nicht im Stande mich zu rühren. Ich starrte nur weiter auf die Szenerie, die sich direkt vor meinen Augen abspielte. Und dann passierte etwas Außergewöhnliches. Das Mädchen öffnete die Augen und ihr Blick traf sich mit meinem. Sie schien mir etwas zuzurufen, das ich jedoch über den Lärm der Menge nicht verstehen konnte. Meinte sie wirklich mich? Ich blickte hinter mich, doch da war natürlich niemand. Drew zog weiter an meinem Rocksaum.
    »Violet, bitte komm jetzt runter. Wir müssen weiter.«
    Ich ignorierte ihn. Meine ganze Aufmerksamkeit galt dem rothaarigen Mädchen. Mein Blick wanderte zwischen ihr und dem Mann mit der Fackel hin und her, der gerade dazu überging, den Scheiterhaufen anzuzünden. Die ersten Flammen züngelten bereits an den Holzscheiten entlang. Das Mädchen versuchte panisch sich aus den Fesseln zu befreien. Plötzlich zwickte es an meinem Finger. Ich sah hinunter. Der Ring begann zu leuchten. Ich hatte nicht daran gedreht und trotzdem schwammen die

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